Benediktiner und Bestsellerautor ermutigt die katholische Kirche zur Reform ihrer Werte

Anselm Grün: Kirche darf sich nicht auf veraltete Moral festbeißen

  • Benediktinermönch Anselm Grün (77) ermutigt die katholische Kirche zur Reform ihrer Werte.
  • "Die Kirche darf sich nicht auf eine veraltete Moral festbeißen", sagte er.
  • Er wandte sich auch an jene Katholiken, die Reformen kritisch sehen.

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Benediktinermönch Anselm Grün (77) ermutigt die katholische Kirche zur Reform ihrer Werte. "Die kirchliche Spiritualität ist weit und offen, aber die kirchliche Moral ist sehr zeitbedingt", sagte er dem Schweizer Portal kath.ch.

Die Kirche sei "ein Stück stehen geblieben in ihrer Moralvorstellung", vor allem bei Sexualität und geschlechtlicher Identität. "Da hat die Kirche ein sehr starres Bild. Aber auch die Moral ist immer in Bewegung. Die Kirche darf sich nicht auf eine veraltete Moral festbeißen", forderte der Bestsellerautor aus der Abtei Münsterschwarzach in Unterfranken.

Die "Angst" der Bremser

Der Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland mache ihm Hoffnung, weil einiges in Bewegung komme, sagte der Pater. "Die Erneuerung der Kirche braucht immer zwei Pole, die parallel gehen müssen: strukturelle und spirituelle Erneuerung. Der Synodale Weg versucht die Strukturen zu wandeln, um eine lebendige Kirche zu sein."

Hinter der Ablehnung mancher Konservativer gegenüber Reformen in der Kirche stecke oft "eine Angst", über die man "vernünftiger" sprechen müsse, so Grün. "Manche versuchen mit dem Bremsen, das Bisherige als die Hochform des Glaubens zu sehen." Doch Glaube bedeute auch immer, "sich auf den Weg zu machen".

"Kirche muss sich wandeln"

"Natürlich muss die Kirche sich wandeln", hob der Pater hervor. Wer sich der Wandlung verweigere, "der verstarrt", zitierte Grün den Schweizer Psychiater C. G. Jung. "Und die Kirche darf nicht erstarren, sondern muss lebendig bleiben."

An enttäuschte Kirchenmitglieder appellierte der Benediktiner, nicht den Mut zu verlieren. "Dass die Kirche momentan so ist, wie sie ist, darf betrauert werden. Aber die Frage ist: Wofür könnte ich auch dankbar sein?" So gebe es etwa die reiche liturgische und spirituelle Tradition. "Ich darf nicht alles abhängig machen von der Institution Kirche, sondern ich frage mich: Wie lebe ich meinen Glauben und wie finde ich Menschen, mit denen ich den Glauben vertiefen kann?"

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