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"Wer bin ich für euch?", fragt Jesus im Evangelium. Wer ist Jesus für uns? An ihn zu glauben ist nichts für Warmduscher, sondern will eine klare Entscheidung, sagt Norbert Happe, Pfarrer in Beelen, in seiner Auslegung der Sonntagslesungen.
"Wer bin ich für euch?", fragt Jesus im Evangelium. Wer ist Jesus für uns? An ihn zu glauben ist nichts für Warmduscher, sondern will eine klare Entscheidung, sagt Norbert Happe, Pfarrer in Beelen, in seiner Auslegung der Sonntagslesungen.
„Nichts für Warmduscher“ stand vor einiger Zeit an vielen Stellen in unserer Diözese auf riesigen Plakaten. Vielen wurde erst beim näheren oder zweiten Hinsehen deutlich, dass diese Aussage etwas mit Kirche zu tun hat. Eine ungewöhnliche Wortwahl für Menschen, die von Kirche nur die fromme Kirchensprache gewohnt sind.
Die Lesungen vom 12. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) zum Hören.
Bei Kirchens werden Worte wie Sünder und Buße, Vergebung und Barmherzigkeit, Erstgeborener, Prophet, Tod und Auferstehung und natürlich Jesus gebraucht. Und da stand nun völlig überraschend in riesigen Buchstaben „Warmduscher“. Worum es geht, wurde erst beim zweiten Hinsehen deutlich. Viel kleiner stand da als Untertitel: „Unsere 14.500 Taufen im Jahr.“
Ein Fest, das Kraft geben soll
Taufe ist also nichts für Warmduscher! Taufe – die Entscheidung der glaubenden Eltern für ihr Kind, dass es auch im Glauben an den Gott des Lebens heranwachsen soll. Die Familienfeier am Anfang des Lebens eines Menschen inmitten einer Kirche, die Jesus nachfolgt. Die Taufe also, die uns stark machen will für den Alltag unseres Glaubenslebens. Das Fest also, das den Anfang bildet für den Weg als Christen inmitten einer Kirche, die sich für die Benachteiligten und aus der Mitte Verdrängten einsetzt. Das ist in der Tat nichts für Warmduscher!
Paulus drückt es im Galaterbrief deutlich aus: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen“. Christus anziehen mit allen Konsequenzen, wie meine Alltagsklamotten. Gesalbt werden mit Chrisam, das uns sichtbar zu Christen, also selbst zu Gesalbten macht.
Taufe ist nichts für Warmduscher
Das fordert den Christen, fordert mich heraus, Grenzen zu überwinden, macht mich zum Nachkommen Abrahams, der alles auf Gottes Geheiß hin verlässt. Das erklärt Jesus auch dem Petrus. Petrus will den Christus, also den Gesalbten Gottes. Petrus will den Erlöser an seiner Seite. Jesus aber will erstmal nichts davon wissen, Christus, also Gesalbter Gottes zu sein. Das sollen seine Leute nicht als Erstes von ihm erzählen. Jesus geht es um etwas viel Wesentlicheres. Es geht um menschliches Leben und die Ausrichtung des Lebensweges.
Genau da liegt er ganz bei der Aussage des Plakates: Taufe, die daraus resultierende Lebensentscheidung, ist nichts für Warmduscher. Petrus selbst wäre dafür ein gutes Beispiel, denn Petrus hatte immer dann, wenn nichts zu verlieren war, einen großen Mund. Wenn es brenzlig wurde, also hart auf hart kam, hat er einen Rückzieher gemacht. Jesus geht es um Entschiedenheit, nicht um Wohlfühlen. Jesus verbietet per Befehl, den Menschen von ihm als Christus zu erzählen. Jesus will eine Entscheidung, die Entscheidung, ihm nachzugehen.
Es geht nicht um wohlklingende Titel
Das jedoch bedeutet Kreuz tragen. Und das nicht nur ab und zu, sondern, wie er sagt, tagtäglich. Jesus fordert seine Jünger, den Blick zu öffnen für das, was getauft heißt. Da geht es eben nicht um wohlklingende Titel oder um erste Plätze. Es geht nicht darum, Macht und Eindruck zu schinden. Schon gar nicht um ein Festhalten am Buchstaben und um ein bequemes Leben.
Der Autor
Norbert Happe ist Pfarrer in Beelen. | Foto:privat
Das wusste bereits der Prophet Sacharja. Die Trauer um den Verlust des Erstgeborenen ruft bitteres Klagen und Weinen hervor. Aber er hält sich nicht lange mit Trauer und Leid auf. Schon hat er das Leben wieder im Blick: Eine Quelle der Vergebung wird sichtbar und damit ein Neuanfang.
Dies führt Paulus dann weiter: Wer auf Christus schaut und wer wie er handelt, der überschreitet Grenzen. Mehr noch, der hebt sogar ganz alltäglich hingenommene Grenzen auf. Das geht so weit, dass sogar die Grenze zwischen männlich und weiblich aufgehoben wird.
Wenn es hart auf hart kommt
Keine leichte Aufgabe also für die, die Taufe als Entscheidung nehmen. Wer sich an das Leben klammert, wie es ist, versteht das nicht. Jesu Weg ist nur möglich für die, die sich entschieden haben. Und das mit allen Konsequenzen.
Aber Jesus geht voraus. Das ist kein leichter Weg, sondern einer, der vom Getauften alles fordert, sein ganzes Leben lang. Die Herausforderung Jesu ist, dass die Getauften als Gesalbte handeln wie er, im Einsatz für die, die Wegbegleitung brauchen, auch dann, wenn es hart auf hart kommt. Trotz Widerständen und Krisen zu bleiben, und nicht wegzulaufen. Das ist eben nichts für Warmduscher.
Sämtliche Texte der Lesungen vom 12. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) finden Sie hier.