Pater Daniel Hörnemann: Weihnachten mit Hand und Fuß

Auslegung der Lesungen vom Hochfest der Geburt des Herrn / Lesejahr B

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Oft schenken wir unseren Füßen wenig Beachtung, finden sie gar hässlich. Im Evangelium stehen sie für das Weitertragen der Frohen Botschaft. Wir alle können dazu beitragen, sagt Pater Daniel Hörnemann und legt die Lesungen zum Hochfest der Geburt des Herrn aus.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist es wohl schon zu spät für kreative Geschenkideen rund um ein eigenes Thema: Füße. Sie werden nämlich sehr häufig gar nicht beachtet. Nur wenn sie sich schmerzhaft bemerkbar machen, wendet man ihnen Aufmerksamkeit zu.

Seit 2004 wird am „Tag der Fußgesundheit“ am letzten Juni-Mittwoch ein besonderer Akzent auf die Füße gesetzt. Stand und Bewegung spielen eine große Rolle in unserem Leben. Jeder Mensch läuft zeitlebens etwa drei- bis viermal zu Fuß um die Welt. Ein Viertel der menschlichen Knochen befindet sich im Fuß. Wir belasten täglich sehr durch Stehen und Laufen die komplexe Struktur in unseren Füßen aus 26 Knochen, 33 Gelenken, 30 Muskeln und über 100 Bändern. Unsere Füße tragen beim Gehen das gesamte Körpergewicht und ermöglichen gleichzeitig die Balance. Sie gehören daher zu den am stärksten beanspruchten Körperteilen. Die Füße sind viele Stunden eingezwängt in Schuhwerk.

„Soweit die Füße tragen“ – eine Geschichte mit Happy End

Die Lesungen vom Hochfest der Geburt des Herrn (Lesejahr B) zum Hören finden Sie hier.

Unsere „Schwerstarbeiter“ brauchen jedoch Zuwendung, frische Luft und direkten Bodenkontakt, damit wir mit beiden Beinen gut und fest auf der Erde stehen können. Gesunde Füße sind symmetrisch und proportional, schmerzfrei und normal beweglich, frei von Blessuren und Hornhaut, ohne Anzeichen von Verletzungen und Deformationen. Wie mögen die Füße des Soldaten Clemens Forell ausgesehen haben nach seinem abenteuerlichen Weg über Tausende Kilometer?

„Soweit die Füße tragen“ heißt der Titel des 1955 veröffentlichten Romans von Josef Martin Bauer. Die teilweise erfundene Geschichte um einen deutschen Kriegsgefangenen, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 aus einem ostsibirischen Gefangenenlager entwich und eine abenteuerliche Flucht nach Hause antrat, wurde durch die Verfilmung von 1959 zu einem der ersten „Straßenfeger“ des deutschen Fernsehens und bewegte unzählige Zuschauer. Die Füße des Kriegsgefangenen trugen ihn nach allen Irrungen und Wirrungen schließlich nach Hause. Das Happy End der Heimkehr zu Frau und Kindern vollzieht sich in der Verfilmung von 2001 nicht von ungefähr während der Weihnachtsmesse in der idyllischen Dorfkirche.

Füße mit besonderer Bedeutung bei Jesaja

Wenn Sie gefragt würden, ob Sie schöne Füße haben, wie lautete Ihre Antwort? Die meisten Menschen empfinden ihre unteren Extremitäten nicht als ästhetisch und präsentabel, denken an Hohl-, Senk-, Platt-, Knick- und Spreizfüße, sind mit ihrem Aussehen und ihrer „Schönheit“ unzufrieden, allen Heilmitteln und Kuren zum Trotz, die sie anwenden mögen.

Wenn biblische Texte von einem Körperteil sprechen, wird es meist nicht nur als anatomische Bezeichnung verwendet, sondern stellvertretend für seine Funktion. So bekommen die Füße bei Jesaja (52,7) besondere Beachtung: „Wie schön, lieblich, sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten!“ Sie stehen für einen Menschen, der gute Nachrichten überbringt.

Die gute Botschaft kommt zu Fuß

Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Hier kommt die Schönheit von der Nachricht her und von ihrer Bedeutung für den Empfänger. Die gute Botschaft, das „Evangelium“ des Jesaja, lautet: Gott ist König, er ist der Lenker der Geschichte und des Geschicks der Menschen. Nur von ihm kommen Friede, Heil, Freude und Glück, das Ende des Krieges, die Zusage des Aufbruchs in eine neue Zukunft und des Wiederaufbaus der Ruinen.

Die Füße des Boten sind „schön“ wegen der Botschaft, die er den Menschen überbringt. Sie hatten alles verloren, sahen sich körperlich und geistig, seelisch und religiös am Ende. Die meisten hatten vielleicht ihre Hoffnung auf eine Wende längst aufgegeben. Dann sehen diejenigen, die noch wach sind, jemanden mit einer unglaublichen Ansage heraneilen.

Jeder kann die Botschaft weitertragen

Hier stampfen keine klobigen Stiefel heran und dröhnen von Krieg und Vernichtung. Federnd, leichtfüßig erzählen schon die Schritte des Herannahenden seine Botschaft vom Frieden. „Es sind diese lieblichen Füße, die das fleischgewordene Wort Gottes in die Welt tragen. ... Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch. Ich bin da, ich bin bei dir“ (Karl Rahner). Jeder von uns kann diese Botschaft mit Hand und Fuß weitertragen in diese Welt.

Manchmal ist es ganz einfach, wie ein Werbespot es ausdrückt: Ein kleiner Junge sieht durchs Fenster ein kleines einsames Mädchen. Er geht hinaus, schenkt ihr einen Keks und bringt sie mit nach Hause. Das Mädchen bewundert die dortige Dekoration und fragt staunend: „Was ist Weihnachten?“ Der Junge überlegt kurz, dann umarmt er sie und flüstert „Das ist Weihnachten“. Im spürbaren Zeichen kommt das Wort wortlos an. Da leuchtet Licht in der Finsternis.

Sämtliche Texte der Lesungen vom Hochfest der Geburt des Herrn (Lesejahr B) finden Sie hier.

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