Nicolet Alef: Gebet als Verbindung zu Gott

Auslegung der Lesungen vom 3. Adventssonntag / Lesejahr B

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Freuet euch – heißt es am Gaudete-Sonntag. Und betet für Gott ohne Unterlass. Was diese Aufforderung konkret im Alltag bedeuten kann, erklärt Pastoralreferentin Nicolet Alef und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe“ (Phil 4,4f) – wir feiern den Gaudete-Sonntag: Freuet euch! Wenn wir die Texte des Tages lesen, haben wir Grund zum Jubeln. Wir stehen kurz vor Weihnachten, so nah wie selten im Advent, denn in diesem Jahr fallen der 4. Advent und Heiligabend auf einen Tag.

Es bleibt uns also nicht mehr viel Zeit zur Vorbereitung. Worüber sollen wir uns nun freuen? In der ersten Lesung hören wir vom Geist Gottes, der auf uns ruht und der uns antreibt, soziales Engagement zu zeigen, und zwar im Sinne Gottes. Wenn wir so agieren, werden wir selbst Gottes Liebe in der Welt spüren dürfen. Den Satz der 1. Lesung „Meine Seele jubelt über meinen Gott“ kennen wir aus dem Magnificat. Marias Worte, die deutlich machen: Gott hat mir eine Gnade verliehen. Ich wurde auserwählt, die Mutter Jesu zu sein. Wenn Gott das von mir möchte, dann sage ich Ja.

Braucht Gott das pausenlose Gebet?

Die Lesungen vom 3. Adventssonntag (Lesejahr B) zum Hören finden Sie hier.

Für Maria war das ein Grund zur Freude, obwohl sie im Leben Jesu viele traurige Zeiten miterleben musste. Doch das kennen Eltern wohl alle, dass die Sorge um die Kinder oder um andere Familienangehörige und Freunde uns oft genug umtreibt.

In der 2. Lesung werden wir aufgefordert, uns zu jeder Zeit zu freuen. Diese Freude ist verbunden mit der Aufforderung, ohne Unterlass zu beten. Mich macht das nachdenklich. Braucht Gott wirklich das Gebet ohne Pause, ohne Unterlass? Das würde mein Bild von Gott ziemlich einschränken, gehe ich doch davon aus, dass Gott grundsätzlich um mich weiß. Muss ich ihm dann die Ohren „vollplappern“?

Gebet als Verbindung zu Gott

Aber muss Beten denn „Reden ohne Pause“ sein? Ist Beten nicht vielmehr auch die Liebe Gottes in den Taten, die ich im besten Falle in seinem Sinne vollbringe? Beten, das ist unter anderem Zuhören, Begleiten von Mitmenschen, soziales Engagement, Beten im Gottesdienst, Meditieren und das Aushalten von Stille. Egal, wie wir Beten ausdrücken, es geht um unsere Verbindung, um unseren Glauben an Gott und um die Umsetzung dieses Glauben im Miteinander mit der Umwelt, den Mitmenschen, mit mir selbst und mit Gott.

Nach so viel positiven Worten kommt im Evangelium Johannes daher. Als „Freak“ würden wir ihn wohl heute bezeichnen. Kamelhaarmantel, eigenartige Speisen und viele Worte um den, der nach ihm kommt. Wer ist überhaupt dieser Johannes? Zeuge für das Licht, aber nicht selbst das Licht, tauft, aber nur mit Wasser. Die Menschen um ihn herum möchten das gerne genauer wissen: Wer bist du? Und bekommen zur Antwort erst mal alles zu hören, was er nicht ist.

Johannes verweist auf Gottes Sohn

Das kann ich ja brauchen. Super. Ich will nicht wissen, was er nicht ist. Ich will wissen, wer er ist. Will er sich wichtigmachen? Eher nicht, obwohl er vollmundig verkündet, wer er nicht ist, verweist er sehr deutlich auf den, der nach ihm kommt, auf Gottes Sohn.

Möchte er nicht vielmehr deutlich machen, da kommt noch jemand, der hat euch was zu sagen, der will aber auch etwas von euch. Für den, der kommt, ist es besser, vorbereitet zu sein. Ebnet den Weg für den Herrn. Bin ich froh, dass ich im flachen Münsterland wohne, wo wenig Berge im Weg sind. Aber was ist mit den Bergen in meinem Herzen, wie kann ich die abbauen, was braucht es dafür und wie weit bin ich mit meiner eigenen Vorbereitung auf Weihnachten denn schon vorangekommen?

Gott ist da!

Geht es dabei um die Fragen, was die jährlich wiederkehrende Feier zur Menschwerdung in mir ausmacht oder geht es um leckeres Weihnachtsessen, um Geschenke, um das, was nach außen hilfreich sein kann, um ein Fest gut zu feiern. In einer Übersetzung in leichte Sprache heißt es: „Macht euch bereit. Baut einen Weg. Baut den Weg bis in euer Herz. Weil einer kommt. Der kommt von Gott.“

Johannes verweist auf Jesus, der von Gott kommt. Johannes hat von diesem Gott erfahren, der treu ist, der weiß, was er will und der Menschen dazu befähigt, in seinem Sinne zu leben. Jesus hat es uns vorgemacht und uns gezeigt, dass wir wie Jesus handeln können, indem wir die Menschen liebevoll und wertschätzend behandeln und aufmerksam sind, wo wir helfen können. Johannes weiß, dass Gott Mensch wird, in Jesus durch Maria, die sich bereit erklärt hat, diese Liebe auf die Welt zu bringen, die Gott schon lange in uns Menschen hineingelegt hat. Glauben wir dieser Liebe eines Gottes, der uns liebevoll anschaut: Gott ist da!

Sämtliche Texte der Lesungen vom 3. Adventssonntag (Lesejahr B) finden Sie hier.

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