Christoph Hendrix über eine Erkenntnis von John Lennon und Joko Ono

Auslegung der Lesungen vom 2. Adventssonntag / Lesejahr B

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Pfarrer Christoph Hendrix schaut auf das Lied „Happy Christmas“. In seiner Auslegung der Lesungen vom zweiten Adventssonntag führt er uns eine tiefe Erkenntnis von John Lennon und Joko Ono vor Augen.

Man kommt im Moment kaum drum herum, in allen möglichen Geschäften, an kleinen Buden oder im Radio mit Weihnachtsmusik konfrontiert zu werden. Und auch wenn ich gerne immer mal wieder leicht penetrant darauf hinweise, dass Advent und Weihnachten nicht das Gleiche ist und wir das eine gerade begehen und das andere erst in knapp zwei Wochen auf uns zukommt, so kann ich mich auch nicht ganz dieser musikalischen Welle entziehen und möchte es ehrlich gesagt auch gar nicht.

Denn eines ist wohl klar: Wir Menschen sind im Advent, zumindest oft, Emotionsmenschen. Was spricht uns da wohl mehr an als Dinge aus der Kindheit? So sind es bei mir auch oft die gleichen Lieder seit über 20 Jahren, die mich im Advent begleiten. Oftmals keine kirchlichen Stücke, sondern Lieder, die uns auch im Radio begegnen können.

Allen voran ein Stück aus dem Jahr 1971, also schicke 18 Jahre vor meiner Geburt: John Lennons und Joko Onos „Happy Christmas“ mit dem Untertitel „War is over“. Ein Weihnachtslied, das eigentlich Protest gegen den Vietnamkrieg sein sollte und sich, wie so oft in der Geschichte der Musik, ziemlich selbstständig gemacht hat.

Vom Ende des Krieges

Die Lesungen vom 2. Adventssonntag (Lesejahr B) zum Hören finden Sie hier.

Und doch kommt mit dem Untertitel „War is over“, zu Deutsch „Der Krieg ist vorbei“, die ursprüngliche Intention in dem Lied immer wieder durch, ob durch Lennon und Ono selbst oder durch den Kinderchor, der schon fast hypnotisch diese Botschaft am Ende des Liedes immer und immer wieder wiederholt. Was mich daran am meisten berührt, ist die zweite Satzhälfte: "War is over, if you want it." – Der Krieg ist vorbei, wenn du es willst!

Seit 52 Jahren singt der Kinderchor nun diese Parole, einmal pro Jahr von Advent bis Weihnachten. Der Krieg ist vorbei, wenn du es willst! Seit 2000 Jahren schreit Johannes der Täufer den Menschen quasi unaufhörlich zu, sie mögen endlich in ihrem Handeln einhalten und dem Frieden Raum geben. Seit über zweieinhalbtausend Jahren ruft der Prophet Jesaja seine Botschaft, dass die Menschen sich freuen können, da es Gottes Herrschaft ist, die mit starkem Arm das echte, friedliche Leben bringen wird – für alle. All das möchte ich uns in diesem einen kurzen Satz von John Lennon zusammenfassen: Der Krieg ist vorbei, wenn du es willst!

Advent als Mahnung

 

Prophet und Täufer, sie rufen uns zu, unser Handeln so auszurichten, dass Gott in dieser Welt ankommen kann. Der Apostel erinnert daran, dass wir uns für unser Handeln, unseren Frieden und Unfrieden vor Gott irgendwann rechtfertigen müssen. Der Advent ist eine Mahnung, dem Frieden Gottes Raum zu geben. Ein Blick in die Welt aktuell zeigt, dass diese Forderung nichts von ihrer Wichtigkeit verloren hat. 

Ich höre jetzt schon die ersten Menschen murren. Was hat mein Wille denn mit den großen Kriegen dieser Welt zu tun? Ich will, dass diese Kriege aufhören, aber sie gehen halt weiter, das liegt außerhalb meiner Fähigkeiten.

Leider stimmt das. Aber es gibt den Frieden nicht nur im großen Stil, so wie es auch den Krieg nicht nur im großen Stil gibt. Wie viele Familien machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle auf Erden? In wie vielen Nachbarschaften herrschen Zustände, in denen mit Worten getötet wird, Tag für Tag? Auch da hinein gilt diese einfache Parole: Der Krieg ist zu Ende, wenn du es willst.

Wenn der kleine Frieden kein Einzelfall bleibt

Im Zweifel murren die Menschen von gerade natürlich weiter. Ist das nicht etwas naiv gedacht? Dass der Streit in meiner Familie, weil er endet, einen Teil der Welt verändern kann? Ich glaube das schon. Und zwar genau dann, wenn es kein Einzelfall bleibt.

Kleines Gedankenspiel gefällig? Denken Sie mal an eine dunkle Kirche, kein Licht. Und dann wird dort eine Kerze angezündet, in diesem riesigen Gotteshaus, und man kann sich kaum vorstellen, dass das was bringen soll. Ach, lasst doch diese eine kleine Kerze aus, wie soll es dadurch hier nur hell werden?

Es kommt auf Dich an

Und dann, ganz plötzlich, mit vielen Kerzen, wenn Licht weitergegeben wird. Wenn ich mir vorstelle, dass wir, emotional gesehen, an vielen kleinen Stellen in unserer Welt viele kleine Streitereien und viele kleine kriegshafte Alltäglichkeiten beenden, wie hell könnte es in der Welt dadurch plötzlich werden! Da werden dem Herrn Wege bereitet.

Ich glaube weiterhin, dass der Satz einfach stimmt: War is over, if you want it. Der Krieg ist vorbei. Wenn DU es willst.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 2. Adventssonntag (Lesejahr B) finden Sie hier.

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