Alina Lübbers: Nutzt die verborgenen Talente!

Auslegung der Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr A

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Jeder Mensch hat sie – Talente und Fähigkeiten, die teils noch verborgen sind. Jesus Christus traut jedem Einzelnen zu, diese Talente einzusetzen und ermutigt dazu, sagt Pastoralreferentin Alina Lübbers und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

„Wir alle sind Kinder des Lichtes!“ Das hört sich gut an, nicht wahr? Paulus schreibt es in seinem ersten Brief überhaupt. Etwa eineinhalb Jahrzehnte nach Jesus schreibt Paulus nach Thessalonich. Dort ist eine kleine Gemeinde entstanden, gegründet von Paulus selbst und zwei Mitstreitern.

Thessalonich war damals die Hauptstadt der römischen Provinz Mazedonien und weit entfernt von Jerusalem, von Bethlehem und den vielen anderen Wirkungsorten Jesu. Aber das Licht Jesu hat weite Kreise gezogen. Was er getan und gesagt hat, ist bis nach Thessalonich vorgedrungen und zieht weiter in die Welt hinaus, damit wir Kinder des Lichts sein können. Damit die Nacht uns nicht besitzen kann. Paulus hat den Kindern des Lichtes zwei Aufträge anvertraut: „Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.“

Jesus spricht über Vertrauen

Die Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Dazu erzählt Jesus eine Geschichte, in der es auf den ersten Blick um gute Geldanlagen geht. Ein Herr gibt seinen drei Dienern unterschiedlich viele Talente. Den genauen Wert können wir heute nicht gegenrechnen. Was wir aber sagen können, ist, dass die Situation aus dem Gleichnis Beziehung und Vertrauen zwischen Herrn und Diener voraussetzt. Der Herr geht weg, verlässt den Hof und überlässt drei Dienern eine große Menge Geld. Die ersten beiden Diener, die den Großteil des Vermögens erhalten, nehmen das Geld und legen es gut an. Sie verdoppeln jeweils das, was ihnen anvertraut wurde. Der dritte Diener vergräbt das Geld und legt es auf diese Art an, aber so vermehrt es sich nicht.

Keiner der drei Diener hat einen Auftrag von dem Herrn bekommen, was mit dem Geld zu tun sei. Der Herr hat ihnen diese Geldsummen anvertraut und ist danach fortgegangen. Zwei der Diener blühten auf mit dem Vertrauen, das sie von ihrem Herrn zugesprochen bekommen haben und trauten sich etwas zu. Der dritte wollte nichts falsch machen und ist auf Nummer sicher gegangen, indem er alles vergraben hat.

Überraschendes Ende

Und wie geht diese Geschichte aus? Die ersten beiden Diener, die das Geld vermehrt haben, werden von ihrem Herrn gelobt. Sie werden als tüchtige und treue Diener bezeichnet. Ihr Wagemut, ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ihre Hoffnung haben sich gelohnt. Der dritte Diener, der kein Vertrauen und keine Hoffnung hatte, der lieber auf Nummer sicher gegangen ist, ist für seinen Herrn durchgefallen.

Aber möchte uns Jesus mit diesem Gleichnis etwas über gelingende Geld- und Zinswirtschaft erklären? Wohl kaum. Vielmehr geht es ihm um das Reich Gottes. Es geht um ein anderes Vermögen, das mit Geld nichts zu tun hat. Es geht um die Fähigkeiten und Talente, die uns geschenkt sind und um unseren Umgang mit ihnen. Diese Fähigkeiten und Talente wachsen und mehren sich, wenn wir sie einsetzen und großzügig verschenken. Beim Einsetzen und Verschenken lernen wir, wie Gott wirkt. Wir werden zu einem sichtbaren Zeichen der Botschaft Gottes. Wir erleben das Öffnen von verschlossenen Herzen. Licht kann eindringen in diese verschlossenen Herzen.

Jesus motiviert zur Nutzung von Fähigkeiten

 

Was ist mit dem Diener, der das Talent eingegraben hat? Seine Angst vor dem strengen Herrn ließ ihn tatenlos sein. Er fand kein Vertrauen. Er war gefangen in seiner Angst, war isoliert. Er hatte keinen Antrieb, etwas zu wagen. Er empfand keine Freude dabei, etwas zu riskieren und zu probieren. Seine Talente bleiben in der Finsternis.

Zu Kindern des Lichtes werden wir, wenn wir die Gaben, die uns von Gott gegeben sind, nicht im Finstern lassen, sondern sie nutzen. Nicht zum Selbstzweck, sondern um den Menschen um uns herum Gutes zu tun und so das Reich Gottes hier auf Erden Wirklichkeit werden lassen. 

Im Zusammenspiel Großes erreichen

Das Gleichnis lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, welche Talente uns gegeben sind, wie und ob wir diese Talente nutzen und ob es auch bei uns noch verborgene Talente gibt. Es bestärkt uns darin, Vertrauen zu haben, unsere Talente wirksam werden zu lassen. Im Zusammenspiel mit den Talenten unserer Mitmenschen können wir Großes erreichen.

Wichtig hierbei ist das Wort Zusammenspiel. Ohne Neid, ohne Konkurrenz – ein Miteinander im Vertrauen. „Das Leben gelingt, wenn wir aus Vertrauen leben und nicht aus Angst, wenn wir unser Leben wagen und nicht vergraben, damit es ja keine Schramme davonträgt“ (Anselm Grün).

Sämtliche Texte der Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) finden Sie hier.

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