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Wie kann die Beziehung zwischen Gott und den Menschen gelingen? Braucht es dafür eine ständige Wachsamkeit, die uns Menschen überfordern kann? Dieser Frage geht Pfarrer Christoph Hendrix nach und legt die Lesungen des 1. Adventssonntags aus.
Es wird viel diskutiert in diesen Tagen über die Frage, wie, wann, wo und vor allem wie lange die Menschen in Deutschland arbeiten möchten. Zuhause oder im Büro, vier, fünf oder weniger Tage, es existiert eine breite Vorstellung von Möglichkeiten. Interessant finde ich, dass immer wieder ein Argument durchscheint bei allen Diskussionen: Wir müssen schauen, wie sich Menschen gut konzentrieren können und konzentriert handeln können. Dieses Argument wird angeführt sowohl für die Qualität der Arbeit als auch für die Qualität des Menschen, der diese Arbeit zu verrichten hat.
Dabei ist allen, ganz egal, welche Grundhaltung zur Arbeit sie vertreten, eines klar: Wir Menschen sind nicht dafür geschaffen, dauernd und ohne Pause konzentriert zu sein. Das überfordert uns, macht uns krank, das können wir nicht schaffen.
Kann ein Mensch das überhaupt?
Die Lesungen vom 1. Adventssonntag (Lesejahr B) zum Hören finden Sie hier.
Das Evangelium von diesem Wochenende scheint auf den ersten Blick aber genau solch eine dauerhafte Konzentration von uns zu fordern. „Bleibt wach, gebt acht, seid wachsam“, heißt es da, eingeflochten in bunte Metaphern und Vorstellung davon, wie man die Wiederkunft des Herrn erkennen kann. Da ist wenig zu spüren von der romantisch-gemütlichen Vorstellung, die viele von uns für Weihnachten, aber auch schon für den Advent in sich tragen.
Da geht es spirituell ums Eingemachte. Um die Wiederkunft Christi, um Ende und Vollendung der Welt. Und darum, davon nicht überrascht zu werden. Die Frage drängt sich fast von selbst auf: Kann ein Mensch das überhaupt? Immer wach sein? Immer wach bleiben? Oder in anderer Formulierung: Immer konzentriert bei der Sache zu bleiben?
Das Miteinander von Gott und Mensch
Am ersten Adventssonntag sprechen beide Lesungstexte vor dem Evangelium genau in diese Frage hinein und denken ganz offensichtlich das Miteinander von Gott und Mensch in einer prozesshaften Art und Weise. Gerade das Erste Testament mit den großen Prophetentexten geht auf diese wechselhafte Beziehung immer wieder ein:
Ein Volk, das Gott gehört und sich dessen auch bewusst ist, sich jedoch immer wieder mehr oder weniger von diesem Gott abwendet. Ein Volk, das sich immer wieder zu diesem Gott zuwendet, weil es deutlich merkt: Ohne ihn geht gelingendes Leben eigentlich nicht. Ein Volk, das aber eben genau diese zutiefst menschliche Erfahrung macht: Immer fokussiert, immer konzentriert, immer wachsam auf die göttliche Sphäre ausgerichtet sein – das können wir Menschen im Normalfall nicht.
Mahnung des Propheten