Nicolet Alef fragt: Würde ich einen Engel erkennen?

Auslegung der Lesungen vom 4. Adventssonntag / Lesejahr B

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Maria ist in freudiger Erwartung. Sie nimmt den Wunsch Gottes an. Können wir das auch? Bin ich bereit, Gott zu vertrauen? Will ich seine Botschaft hören? Diese Fragen wirft Pastoralreferentin Nicolet Alef auf und legt die Lesungen des vierten Adventssonntags aus.

Gott kommt zur Welt, als Mensch. Wie oft feiern wir das schon! Nur, begreifen wir das auch? Maria scheint es gleich begriffen zu haben. Sie fragt nicht, wie es dazu kommt, dass sie ausgewählt wurde. Sie fragt nur ganz pragmatisch, wie das gehen soll. Als sie weiß, wie Gott sich das vorstellt, kommt ein „einfaches“, aber auch klares „Ja“: Ich mache das. Wenn Gott das so möchte, dann mache ich das. Gott weiß, was er will. Ich glaube ihm, ich vertraue ihm. Dieses Ja, dieses Vertrauen finde ich faszinierend.

Bin ich bereit, so tief Ja zu sagen?
Würde ich einen Engel erkennen?
Will ich seine Botschaft hören?
Wenn ich sie höre, was bedeutet das dann für mich und mein Leben?

Jesus stellt Forderungen auf

Die Lesungen vom 4. Adventssonntag (Lesejahr B) zum Hören finden Sie hier.

Maria ist ungefähr 15 Jahre alt, steht kurz vor ihrer Hochzeit, lebt als einfache Frau und freut sich auf die Ehe mit Josef, dem Zimmermann. Da hat der Engel schon einiges durcheinander gebracht. Aber wie ist das heute in meinem Leben? Welche Konsequenz hat es, auf Gott zu hören? Ein afrikanisches Sprichwort besagt: „Wer glaubt, nimmt einen Schirm, wenn er um Regen betet.“ Wie sieht Ihr Beten aus? Glauben Sie so an Gott, dass Sie den Schirm mitnehmen oder es dann aushalten, nass zu werden?

Gott möchte etwas von uns Menschen. Da er uns gut genug kennt, weiß er, dass das mit den Geboten schon nicht so ohne weiteres geklappt hat. Nun schickt er uns einen Menschen auf die Welt, der vormacht, wie es geht. Wir hören zudem von den wunderbaren Dingen, die Jesus getan hat. Wir können das doch zum Teil auch. Manchmal geschieht Heilung, weil wir wohlwollend zuhören, oder jemandem heilsam Nähe anbieten. Jesus fordert uns auf, kritisch Stellung zu nehmen, Haltung anzunehmen und für die Mitmenschen und den Glauben an Gott einzustehen.

War früher alles besser in der Kirche?

Gott mischt sich ein. Das erfährt David in der ersten Lesung. Gott will seine Bundeslade nicht in einem Haus aus Stein sehen, sondern möchte, dass sein Wort zu den Menschen kommt. Gott weiß genau, im Haus aus Stein geriete er in Vergessenheit. Wir aber haben Kirchen aus Stein, die oft genug so verschlossen sind, dass wir nicht hineinkommen oder wir Menschen uns nicht öffnen. Schaffen wir es, auf andere Menschen zuzugehen? Was, wenn diese die Botschaft vom liebenden Gott gar nicht hören wollen? Wir sind doch nach Gottes Abbild geschaffen, was brauchen wir dann noch Gott. Und unsere Kirche? Sie wird, wie vieles in der Erinnerung, idealisiert. Früher, ja früher war alles besser in der Kirche. War das so?

Wenn wir die Bibel lesen, ist es sinnvoll, sich in die Zeit Jesu zu begeben, um zu verstehen, was er den Menschen damals sagen wollte. Das dann in die heutige Zeit übersetzen und schauen, was uns die gleiche Botschaft sagt. Das ist nichts Neues, aber wir vergessen das so gerne und schauen lieber hin, wie wir es denn vor 20 oder 30 Jahren erlebt haben. Diese „ach so schöne“ Zeit möchten wir dann zurück. Wo wir manches nicht wussten oder mitbekommen wollten.

Gott begleitet uns Menschen

Dann hören wir in der 2. Lesung, dass wir jenen achten und ehren sollen, der uns in unserem Leben begleitet, dem wir zuhören können und der immer für uns da ist. Jederzeit. „Dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben, ihm, dem einen, weisen Gott, sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit!“ Genau so sei es. Wir achten diesen Gott, der uns erst Jesus und dann mit dem Heiligen Geist einen Beistand schickt. 

Gott möchte, dass es uns Menschen gut geht. Gott räumt uns nicht alle Steine aus dem Weg. Wir sind freie Menschen, wir entscheiden selbst, welchen Weg wir gehen, manchmal auch leidvolle Wege, aber Gott geht jeden dieser Wege mit. Er nimmt uns das Leid nicht, aber er begleitet uns durch das Leid hindurch. Und das ist angesichts einer Welt, in der Krieg und Terror herrschen, in der Menschen getötet und verletzt werden, in der der Blick lieber auf uns selbst als auf andere geht, wo die Angst herrscht, nicht genug abzubekommen, wo wir Grenzen dichtmachen aus Sorge, wen wir uns (Schlimmes) ins Land holen. In welches eigentlich? Haben wir es erschaffen? Oder Gott? Für alle Menschen?

Gott ist da!

Lernen wir, uns gegenseitig mehr zu verstehen, lernen wir, was Frieden im Kleinen bedeutet und was wir von den Menschen aus anderen Ländern lernen können. 

Übrigens: Gott kommt als kleines Kind zur Welt, nicht als Machthaber, nicht als Rechthaber, sondern als Habenichts. Fällt es uns deshalb so schwer, ihm zu glauben? Gott ist da!

Sämtliche Texte der Lesungen vom 4. Adventssonntag (Lesejahr B) finden Sie hier.

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