Kantor Andreas Blechmann ist treibende Kraft hinter der Reihe

Auszeit vom Alltag - Marktmusik in Ahlen hat eine eigene Fan-Gemeinde

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Eine kurze Auszeit vom stressigen Alltag, von den Nachrichten über den Krieg in der Ukraine oder einfach die Musik genießen – das alles bietet die Reihe „Marktmusik“ in Ahlen. Eine treibende Kraft dahinter ist Kantor Andreas Blechmann.

„Unsere Seelen und Körper werden wir für unsere Freiheit niederlegen.“ Es kommt nicht alle Tage vor, dass auf einer Kirchenorgel die ukrainische Nationalhymne mit diesem Vers gespielt wird – und auch die Russlands. Als der Ahlener Kantor Andreas Blechmann das Programm für die neue Saison der Reihe „Marktmusik“ für das Jahr 2022 vorbereitet, ist der Krieg in Osteuropa noch in weiter Ferne. Mit einer Orgelvariation über ein Volkslied soll die Marktmusik Anfang März starten: „Im Märzen der Bauer“.

An diesem ersten Samstag im März ab 11 Uhr nehmen die Besucher in der St.-Bartholomäus-Kirche eine Auszeit von den Schrecken des Krieges. „Die gute halbe Stunde schöne Musik“ nennt Blechmann, der seit fast 30 Jahren in Ahlen alle (Orgel-)Register zieht, die Reihe „Marktmusik“, die seit vielen Jahren zu einer festen Institution geworden ist. Die Anfänge reichen weit zurück. Ursprünglich sind es Wortgottesdienste mit Instrumentalbegleitung und zunächst geringer Resonanz sowie spärlichen finanziellen Mitteln.

Ahlener Fan-Gemeinde wächst

Marktmusik in Ahlen
Die Marktmusik hat inzwischen eine eigene Fan-Gemeinde, die regelmäßig in die Kirche kommt. | Foto: Maria Kessing

Der Name „Marktmusik“ etabliert sich dann einmal monatlich im Zusammenhang mit dem samstäglichen Wochenmarkt in Ahlens guter Stube. Neben Musik und Gesang stehen auch immer Lesungen und geistliche Texte im Mittelpunkt der Reihe, die Andreas Blechmann zunächst als Ein-Mann-Betrieb organisiert. Später erhält er Unterstützung von der ehemaligen Religionslehrerin Ilse Blomberg, die sich mit Ideen einbringt.

Im Laufe der Jahre wächst eine Fan-Gemeinde mit zuweilen 250 Besuchern. Durch Spenden wachsen auch die finanziellen Möglichkeiten, wenngleich immer noch auf niedrigem Niveau. Musikalische Traditionen verschiedener Länder, ob Irland, Indien, Frankreich, aus dem osmanischen oder aramäischen Raum, stehen ebenso auf dem Programm wie Kantatengottesdienste mit Werken von Johann Sebastian Bach. Als Kooperationspartner unterstützen die Ahlener Kulturgesellschaft und eine heimische Bank das Angebot auch finanziell. Außerdem entwickelt sich eine intensive Zusammenarbeit mit einem Ensemble der Dortmunder Philharmoniker. Ziel ist es, ein anspruchsvolles kulturelles Programm anzubieten.

St. Bartholomäus Ahlen verändert sich

Innehalten mit Musik in Zeiten des Krieges: Da capo! Mehr Infos: www.marktmusik-ahlen.de

Grundsätzlich fanden und finden die Veranstaltungen in der St.-Bartholomäus-Kirche statt. Da diese demnächst saniert wird, weicht die „Marktmusik“ mit der Johannes-Passion von Heinrich Schütz ab 2. April für einige Monate in die St.-Marien-Kirche aus.

St. Bartholomäus soll nach der Sanierung verstärkt als Kunst- und Kulturkirche genutzt werden und für die Liturgie nicht mehr die Rolle spielen wie bisher. Andreas Blechmann hat an diesem neuen Konzept entscheidend mitgewirkt, durch das sich der Kirchenraum auch verändern wird.

Landwirte eingebunden

Infos über die Landwirtschaft
Regelmäßig gibt es kurze Vorträge bei der Marktmusik. Im März informierten Katja Schulze-Horsel (rechts) und Birgit Schlüter über die Situation der Landwirtschaft. | Foto: Maria Kessing

Nach Winter- und Corona-Pause ist die Sehnsucht vieler Menschen nach Kultur und der Wunsch nach Ablenkung groß. So auch beim Auftakt der neuen Saison für die „Marktmusik“, die dem romantisch verklärten Lied vom fleißigen Bauernvolk gewidmet ist. St. Bartholomäus ist traditionell die Gemeinde, zu der viele bäuerliche Familien zählen. Deshalb hat Andreas Blechmann Vertreter der Ahlener Landwirtschaft eingeladen, etwas über die Geschichte der Landwirtschaft in den vergangenen 100 Jahren zu berichten. Katja Schulze-Horsel und Birgit Schlüter als Vertreterinnen der Landwirtschaft berichten mit einigen Bildern vom Kreislauf der Natur, aber auch von rasanten Veränderungen und tiefgreifenden Umbrüchen für die bäuerlichen Familienbetriebe.

Gabriele Weichel hat sich mit der Geschichte des Volksliedes „Im Märzen der Bauer“ beschäftigt, das ursprünglich aus Mähren stammt und im Volksliederarchiv zu den beliebtesten Liedern zähle. Dichtkunst treffe auf wunderschöne Melodien. Volkslieder erzählten vom Alltag der Menschen, so Weichel. Für die musikalischen Liedbetrachtungen sorgt derweil Andreas Blechmann an der Orgel.

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