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Eigentlich war es als Corona-Kompromiss geplant. Und nun ist es durch den Ukraine-Krieg plötzlich brandaktuell geworden: das gemeinsame Projekt von vier Chören aus dem Raum Damme (Kreis Vechta). Die Sängerinnen und Sänger proben seit Mitte Januar zu Hause an ihren Bildschirmen für einen gemeinsamen Auftritt unter dem Motto „Suche Frieden“. Zunächst hatten sie dabei eher den Streit um Corona-Maßnahmen im Sinn. Jetzt drängt sich ein drohender Krieg in den Vordergrund.
Auch zu einem gemeinsamen Live-Auftritt des Projektchors hätte es eigentlich erst später kommen sollen. Die Ereignisse in der Ukraine haben das Ganze beschleunigt. Jetzt soll es bereits am Sonntag, 27. März, um 16 Uhr in der Dammer St.-Viktor-Kirche eine Andacht mit dem Repertoire an Friedensliedern geben.
Geprobt wurde bisher nur am Bildschirm
Der Dammer Chorleiter Gabriel Isenberg ist promovierter Musikwissenschaftler. | Foto: Michael Rottmann
Organisatoren des Ganzen sind die beiden Chorleiter Gabriel Isenberg und seine Frau Steffi. Sie hatten nach einer Alternative zu Chorproben in den Pfarrheimen gesucht. Die waren wegen der Pandemie lange nicht erlaubt. Als Ausweg startete das Musiker-Ehepaar deshalb im Januar das Online-Chorprojekt.
Die Sängerinnen und Sänger können sich dabei zu Hause am Bildschirm die Melodien in ihrer Tonlage anhören und damit üben. „Das Echo auf das Angebot ist durchaus positiv“, sagt Gabriel Isenberg, der aber weiß: „So zu proben – das ist eine Herausforderung.“
Insgesamt 16 Friedenslieder im Programm
Das Friedensthema verbindet die insgesamt 16 Stücke. Darunter ist der Kanon „Herr, gib uns Frieden“ ebenso zu finden wie „Da berühren sich Himmel und Erde“ oder John Lennons Hymne „Imagine“.
„Wir hatten das Thema ausgewählt, ohne zu wissen, welche Bedeutung es nur wenige Wochen später bekommen würde“, sagt Gabriel Isenberg. „Obwohl ja auch schon damals der Konflikt um die Ukraine schwelte und wir das im Hinterkopf hatten. Aber auch die Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie und die Spaltung der Gesellschaft darüber.“
Rund 60 Sängerinnen und Sänger machen mit
Ein Blick auf eine Online-Probe des Friedens-Projektchors. | Foto: privat
Der promovierte Musikwissenschaftler ist hauptamtlicher Kirchenmusiker in Damme und hatte dort im Januar auch schon ein Orgelkonzert zum Thema „Frieden“ organisiert. Er sagt: „Darum zu bitten, ist ja gerade nicht unwichtig.“
An dem Friedensprojekt beteiligt sind Sängerinnen und Sänger aus vier Chören. Insgesamt waren bei den bisherigen Proben etwa 40 Geräte zugeschaltet. Die Zahl der beteiligten Sängerinnen und Sänger schätzt Gabriel Isenberg aber höher ein, „da manche Chormitglieder nicht allein, sondern mit mehreren gemeinsam vor einem Bildschirm sitzen“. Er geht von bis zu 60 Teilnehmern pro Woche aus. Beteiligt sind die Chorgemeinschaft St. Viktor aus Damme, der Kirchenchor Osterfeine, der Pauluschor aus Vörden und der Chor „Gehrder Stimmen“ aus Gehrde.
Die Friedensandacht in Damme wird der erste gemeinsame Live-Auftritt des Projektchors sein. Ins kalte Wasser wollen Gabriel und Steffi Isenberg die Sängerinnen und Sänger aber nicht springen lassen. „Wir werden vorher zwei Mal in der Kirche proben“, sagt Gabriel Isenberg. „Und es muss auch nicht der letzte Auftritt gewesen sein.“