Franziskaner vor Ort erwarten im Krieg trauriges und einsames Fest

Bethlehem: Weihnachten in einem „Freiluftgefängnis“

Anzeige

Der Krieg bedroht auch die Geburtsstadt Jesu: Franziskanerpater Ibrahim Faltas befürchtet wegen der Absperrungen und Verbote ein lautloses Weihnachtsfest in Bethlehem.

Die katholische Kirche im Heiligen Land macht sich angesichts des Krieges Sorgen um die Präsenz der Christen in der Geburtsstadt Jesu. Das bevorstehende Weihnachtsfest drohe, insbesondere in Bethlehem traurig und einsam zu werden, sagte Pater Ibrahim Faltas, Vikar und damit zweiter Mann in der für die Heiligen Stätten zuständigen Franziskaner-Kustodie von Jerusalem. Wegen der fast kompletten Absperrung und des Ausbleibens der Touristen gleiche die Stadt einem "Freiluft-Gefängnis", sagte er am Wochenende der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Fatal sei dabei die Situation für die Christen, die rund 30 Prozent der Bevölkerung in der 30.000- Einwohner-Stadt südlich von Jerusalem ausmachen und ganz besonders vom Tourismus und vom Pilgerbetrieb abhängig sind.

Lautlose Freude

Wegen der Kriegslage blieben die katholischen Weihnachtsfeiern diesmal auf Liturgien und Gottesdienste beschränkt, sagte Faltas, der bei der palästinensischen Besetzung und Belagerung der Geburtskirche durch israelisches Militär 2002 einer der wichtigsten Vermittler war. Äußere Feierlichkeiten und laute Freude passten nicht in die Situation. Er bedauerte, dass gerade aus Bethlehem im Zuge des Krieges weitere Christen abgewandert seien.

Faltas bezifferte die Zahl der Toten auf beiden Seiten auf 20.000 und die der Verletzten auf 50.000, da viele Getötete noch nicht unter den Trümmern und aus den zerstörten Häusern von Gaza geborgen seien. Rund 1,3 Millionen Menschen seien dort ohne Wasser, ohne Licht, ohne Medizin, ohne Nahrung, ohne alles: "In Gaza herrscht Krieg, es ist ein Desaster. Und auch im Westjordanland gibt es ständig Zusammenstöße und Zerstörung von Häusern. Seit dem 7. Oktober wurden dort etwa 300 Menschen getötet und 4.000 verhaftet", berichtet der Geistliche.

Gespräche mit Palästinenser-Präsident Abbas

Er habe unlängst mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas und dann auch mit dem Papst über den Rückgang der christlichen Präsenz im Heiligen Land gesprochen. Abbas sei darüber sehr besorgt und habe ihm einen Brief an den Papst mitgegeben. Papst Franziskus habe sich bereits mit zahlreichen Appellen für Frieden, für eine Waffenruhe und humanitäre Hilfe an die Welt und an die Politiker gewandt. "Er tut sehr viel und wird sich weiter für das Heilige Land einsetzen", zeigte sich Faltas überzeugt.

Anzeige