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Die Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Franz Hengsbach rufen Kritik von Betroffenen hervor. Von Verzögerung der Aufklärung spricht Vertreter Matthias Katsch.
Nach Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe gegen den 1991 verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach hat die Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“ der Kirche vorgeworfen, die Aufklärung zu verzögern.
„Wenn es stimmt, dass die ersten Beschuldigungen bereits 2011 erhoben wurden, dann wurde die Öffentlichkeit zwölf Jahre darüber im Unklaren gelassen, um nicht zu sagen hinters Licht geführt“, erklärte Sprecher Matthias Katsch am Dienstag in Berlin.
Katsch fordert NRW-Untersuchungskommission
Katsch appellierte an den NRW-Landtag, endlich eine unabhängige Untersuchungskommission einzusetzen, um die Vorgänge in den katholischen Bistümern des Landes zu untersuchen: „Oder wollen wir warten, bis die letzten Opfer tot sind?“
Das Bistum Essen teilte am Dienstag mit, dass Hengsbach (1910-1991) sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige in den 1950er und 1960er Jahren vorgeworfen werden. Der jüngste Vorwurf gegen den Gründerbischof des Bistums Essen sei im Oktober 2022 erhoben worden. Zwei weitere Anschuldigungen stammten bereits aus dem Jahr 2011. Einer davon sei von der betroffenen Person aber wieder zurückgezogen worden, da die Schilderungen aufgrund verschwommener Erinnerungen falsch gewesen seien.
Kardinals-Bruder Paul bestritt Missbrauchsvorwürfe
Der andere Vorwurf aus dem Jahr 2011, der sich auf das Jahr 1954 und damit auf Hengsbachs Zeit als Weihbischof in Paderborn bezieht, wurde damals vom Vatikan als nicht plausibel eingestuft. Im Zuge der jüngsten Nachforschungen sei die Anschuldigung aber noch einmal geprüft und als glaubwürdig bewertet worden, teilte das Erzbistum Paderborn ebenfalls am Dienstag mit.
Eine Frau habe angegeben, dass sie 1954 als 16-Jährige von Franz Hengsbach und dessen Bruder Paul sexuell missbraucht worden sei. Der 2018 verstorbene Bruder, der auch Priester des Erzbistums war, habe die Vorwürfe aber vehement bestritten.