Nach Vorwürfen gegen Hengsbach

Betroffenenbeiräte: Overbeck sollte nicht zur Weltsynode fahren

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Die Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Franz Hengsbach bringen den Essener Amtsinhaber Franz-Josef Overbeck erneut in Bedrängnis. Die Betroffenenbeiräte fordern eine klare Konsequenz.

Die Bundeskonferenz der Betroffenenbeiräte, ein Zusammenschluss einzelner Betroffenenbeiräte in der katholischen Kirche, ruft den Essener Bischof Franz-Josef Overbeck auf, nicht als Delegierter zur bevorstehenden Weltsynode in Rom zu fahren.

Die Bundeskonferenz fordere Overbeck auf, Konsequenzen aus seiner „Vertuschungshaltung“ zu ziehen, heißt es in einer am Mittwochabend verbreiteten Erklärung. „Wir erwarten von Bischof Overbeck, dass er darauf verzichtet, die katholische Kirche in Deutschland bei der anstehenden Synode in Rom zu repräsentieren.“ Stattdessen solle sich Overbeck der Aufarbeitung in seinem Bistum stellen und mit Betroffenen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten.

Overbeck hat Versäumnisse eingeräumt

Nach der Veröffentlichung von Missbrauchsvorwürfen gegen den 1991 verstorbenen Kardinal und Essener Bischof Franz Hengsbach hatte Overbeck eigene Versäumnisse im Umgang mit diesen Vorwürfen eingeräumt. Er habe 2011 von einem ersten Missbrauchsvorwurf gegen den Gründerbischof des Ruhrbistums erfahren, so Overbeck vergangene Woche in einem Brief an die Gemeinden seiner Diözese. Nach der Rückmeldung der römischen Glaubenskongregation, die diese Vorwürfe für nicht plausibel hielt, habe er nichts weiter unternommen und den Fall als bearbeitet angesehen.

Er sehe es „aus heutiger Sicht als persönlichen Fehler, nach der Mitteilung über die Bewertung der Glaubenskongregation letztlich die damals vorliegenden Beschuldigungen als erledigt anzusehen“, so Overbeck. Ihm sei deutlich geworden, dass er nach Standards damaliger Zeit handelte, die aus heutiger Sicht vollkommen ungenügend seien. Franz Hengsbach wird bisher Missbrauch in drei Fällen in den Jahren 1954 und 1967 vorgeworfen.

Betroffenenbeiräte: Overbeck unglaubwürdig

Die Bundeskonferenz der Betroffenenbeiräte spricht in ihrer Erklärung von einem „bekannten Muster“: „Die verstorbenen oder emeritierten bischöflichen Vorgänger werden als Vertuscher oder Täter benannt, dann distanziert sich die amtierende Bistumsleitung von ihnen und verlagert so die Verantwortung in die Vergangenheit.“ Overbeck habe zugelassen, dass Betroffenen 12 Jahre lang nicht geglaubt wurde. Sein früheres Bekenntnis, „stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen“, erscheinen vor diesem Hintergrund unglaubwürdig.

Overbeck ist einer von fünf Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz bei der mehrwöchigen Weltsynode, die Papst Franziskus am kommenden Mittwoch in Rom eröffnet.

Korrektur, 16.10 Uhr: Im ersten Satz wurde klargestellt, dass die Bundeskonferenz der Betroffenenbeiräte ein Zusammenschluss einzelner Betroffenenbeiräte ist, nicht „die Dachorganisation von Missbrauchsopfern“ in der katholischen Kirche. (KNA)

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