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Für eine Kultur der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit warb Bischof Felix Genn beim 100-jährigen Jubiläum des Sportverbandes DJK in Coesfeld. In seiner Predigt bezog Genn deutlich Stellung zum Thema Missbrauch und zum brutalen Überfall auf den inzwischen verstorbenen 25-jährigen Mann am Rande des Christopher-Street-Days in Münster. „Solche barbarischen Taten, weil Menschen ihre geschlechtliche Identität anders definieren, müssen ein für alle Mal ausgeschlossen sein“, forderte Bischof Felix Genn vor 400 Menschen, die zum Jubiläum des Sportvereins und zur Feier des Patronatsfest der Anna-Katharina-Gemeinde in Coesfeld auf den Fußballplatz gekommen waren.
Gern habe er die Einladung zu dem einmaligen Geburtstagsjubiläum angenommen, sagte der Bischof zu Beginn. Er dankte dem Vorstand, dass die Einladung auch nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in Coesfeld weiter Bestand gehabt hätte. „Ich bin mir dieser Schatten sehr bewusst und sie bedrücken mich“, gab Genn zu. Er habe versucht, mit der Missbrauchsstudie einen Aufarbeitungsprozess in Gang zu bringen. Die Ergebnisse hätten ihn erschüttert, denn die Betroffenen seien nicht in den Blick genommen worden und zudem sei Strafvereitelung begangen worden. „Aber ich stehe auch in dem Spannungsverhältnis zwischen möglichst großer Transparenz auf der einen Seite und der Wahrung des Persönlichkeitsschutzes der Einzelnen, der Beschuldigten wie auch der Betroffenen, auf der anderen Seite“, verdeutlichte der Bischof.
Bischof bittet um Vertrauen
Er bat die Anwesenden, ihm das Vertrauen entgegen zu bringen. Er brauche die Menschen vor Ort als Verbündete, „für eine Kultur der Achtsamkeit und der Aufmerksamkeit, damit solche Taten in keinem gesellschaftlichen Zusammenhang und erst recht auch nicht in der Kirche vorkommen. Ich vertraue darauf, dass Sie in Ihrem Sportverband diesen Akzent in besonderer Weise in den Blick nehmen. Dann stehen wir auch zusammen im Kampf gegen diesen unsäglichen Missbrauch.“
In seiner Predigt griff Genn das Motto der DJK „christlich, sportlich, bewegt“ auf. Das Zentrum des Christlichen sei die große Liebe Gottes. „Von Gott her zu denken, bedeutet, in einer unberechenbaren, nicht messbaren ständigen Liebe und in einem Engagement zu sein, das sich immer neu kreativ und innovativ weitet und zugleich bereit ist, die Grenzen zu akzeptieren, die uns gesetzt sind und nicht an diesen Grenzen zu scheitern“, sagte Genn.
Gottes Liebe kenne keine Grenzen
Jeder Mensch sei angenommen, weil Gottes Liebe keine Grenzen kenne. Deshalb verurteile er zutiefst den brutalen Überfall in Münster, der zum Tod eines jungen Mannes geführt habe, nur weil er Menschen verteidigt habe. Wenn die Liebe Gottes von den Menschen aufgenommen werde, dann öffne sie die Dimensionen für alle Aspekte menschlichen Lebens und öffne Türen, um vieles zu verstehen, zu unterscheiden und auch abzulehnen und nicht mitzumachen. Deshalb sei Missbrauch im kirchlichen Kontext besonders schlimm. „Weil hier der menschliche Leib zu eigenen Zwecken benutzt wird und von Macht her missbraucht wird, was nicht mit der unberechenbaren Liebe Gottes überhaupt in Einklang zu bringen ist. Verkünder dieser Botschaft haben sich zutiefst vergangen. Dass das erschüttert und die Kirche unglaubwürdig macht, kann ich bestens verstehen“, erklärte der Bischof. Zum Abschluss seiner Predigt, für die sich die Anwesenden mit kräftigem Applaus bedankten, rief er die Menschen auf: „Seien sie christlich, sportlich im Sinn der unberechenbaren Liebe Gottes und bewegt.“