Handreichung wird am heutigen Freitag im Diözesanrat diskutiert

Bistum Münster plant neue Formen der Gemeindeleitung

Im Bistum Münster ist offenbar die Leitung von Gemeinden und Pfarreien durch Laien denkbar. Das geht aus dem Entwurf einer Handreichung hervor, die am heutigen Freitag im Diözesanrat beraten wird.

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Im Bistum Münster ist offenbar die Leitung von Gemeinden und Pfarreien durch Laien denkbar. Das geht aus dem Entwurf einer Handreichung zur Gemeindeleitung hervor, die am heutigen Freitag im Diözesanrat beraten wird. Er ist das oberste synodale Mitwirkungsgremium im Bistum.

Der Entwurf nennt ausdrücklich den Kanon 517,2 des kirchlichen Gesetzbuches. Dieser beschreibe „die Möglichkeit der Wahrnehmung von Seelsorgeaufgaben von Einzelpersonen oder einer Gemeinschaft von Personen auf Ebene der Pfarrei, die nicht Priester sind“. Zugleich müsse ein Priester „mit den Rechten und Pflichten eines Pfarrers“ bestimmt werden. Dieser Geistliche wird im Entwurfstext „moderierender Priester“ genannt und nicht Leitender Pfarrer; es wird betont, er müsse sich gut mit dem oder der „Leitungsverantwortlichen“ abstimmen.

 

Andere Bistümer wenden Modell bereits an

 

Andere Diözesen wenden Kanon 517,2 bereits an. Im Bistum Osnabrück übernimmt an diesem Sonntag die Gemeindereferentin Christine Hölscher als erste Frau die Leitung einer Gemeinschaft von mehreren Pfarreien – in Bad Iburg und Glane südlich von Osnabrück. Hölscher wird die Dienstaufsicht über alle Hauptamtlichen ausüben, den Kirchenvorständen der beiden Gemeinden vorsitzen und das gesamte Leben der Pfarreiengemeinschaft koordinieren. Bernhard Brinkmann fungiert als „moderierender Priester“.

Im Entwurf des Papiers für das Bistum Münster heißt es, Kanon 517, 2 könne nur angewendet werden, wenn ein Bischof überzeugt sei, „dass ein Priestermangel in seiner Diözese vorliegt“. Die Handreichung soll in Münster noch im Diözesanrat und weiteren Gremien beraten und im Frühjahr 2020 von Bischof Felix Genn in Kraft gesetzt werden.

 

Winterkamp: Es gibt nicht „das eine Modell“

 

Das Papier nennt weitere Möglichkeiten von Leitung, darunter Teamgespräche von Seelsorgern und ehrenamtlich Verantwortlichen oder die direkte Wahl von Ehrenamtlichen zu Mitgliedern der Pfarreileitung. „Der Text ist eine Anregung“, sagt Generalvikar Klaus Winterkamp laut Bischöflicher Pressestelle. Er ermutige die Pfarreien zu eigenen Ideen – es gebe nicht „das eine Modell“. Zugleich empfiehlt Winterkamp, neue Leitungsformen zunächst zeitlich zu begrenzen und Erfahrungen auszuwerten – gemeinsam mit Experten im Generalvikariat in Münster.

So unterschiedlich die Pfarreien im Bistum seien, „so unterschiedlich dürfen auch die Leitungsformen sein“, betont der Generalvikar. Er verweist etwa auf Strukturen von Pfarreien, in denen es mehrere Gemeinden und Kirchorte gibt.

 

Wie Ehrenamtliche aus Pfarreien am Papier mitwirkten

 

Der jetzt vorliegende Entwurf ist Ergebnis zweier Treffen, bei denen Haupt- und Ehrenamtliche aus Pfarreien im Bistum von ihren Erfahrungen und Anforderungen berichtet haben. Der Text sei also „aus der Praxis – für die Praxis“, sagt Winterkamp. Auch Bischof Felix Genn ermutigt zu „Mut zum Experiment“. Er verweist laut Pressestelle auf die „Chancen und Möglichkeiten, die in den Charismen so vieler Gläubiger“ liegen würden.

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