Pfarrer und Stadtoberhaupt verkleideten sich als Könige

Blackfacing? Halterns Bürgermeister steht zu seiner Sternsingeraktion

Anzeige

Im Netz regt sich Protest gegen die Sternsingergruppe, bestehend aus dem Halterner Pfarrer Michael Ostholthoff und dem Bürgermeister von Haltern, Andreas Stegemann. Die zwei waren mit einem schwarz geschminkten Kompagnon unterwegs. Kirche-und-Leben.de hat mit dem Bürgermeister über die Kritik gesprochen.

Es sollte eine nette Geste im Rahmen der Sternsingeraktion werden: Am vergangenen Samstag verabredete sich der Bürgermeister der Stadt Haltern am See, Andreas Stegemann (CDU), mit dem leitenden Pfarrer der Pfarrei St. Sixtus, Michael Ostholthoff, und mit Christoph Kleinefeld von der örtlichen Werbegemeinschaft, um als Sternsinger verkleidet in der Innenstadt zu singen und Spenden zu sammeln.

„Im letzten Jahr sind wir zum ersten Mal losgezogen. Die Idee entstand, weil wir gehört hatten, dass sich immer weniger Kinder für das Sternsingen in unserer Gemeinde finden“, so Stegemann. Zudem sei man mit der Gemeinde tief verwurzelt und helfe gerne. Doch dieser offenbar gute Wille kam unter den Instagram-Beiträgen auf ihren Privatkonten und auf dem Konto der St.-Sixtus-Pfarrei gar nicht gut an.

Kommentar zur Halterner Aktion: Blackfacing nicht okay

Der Grund: Christoph Kleinefeld von der Halterner Werbegemeinschaft war im Gesicht schwarz geschminkt. Neben wohlwollenden Kommentaren störten sich Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise an der aus ihrer Sicht nicht zeitgemäßen Umsetzung, einem Festhalten an alten Traditionen. Ein Kommentar: „Blackfacing ist nicht okay!“ 

Der Halterner Bürgermeister sieht im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ kein Blackfacing. Das Blackfacing setze eine Abwertung dunkelhäutiger Menschen voraus. Er erinnert an die zur biblischen Zeit bekannten Kontinente: „Da gab es Asien, Europa und Afrika und da gab es auch dunkelhäutige Menschen.“ Und genau das sollte auch die Sternsingeraktion der drei abbilden. 

Pfarrer Ostholthoff war für ein Statement am Mittwoch nicht zu erreichen. Er bezog aber auf Anfrage der „Halterner Zeitung“ Stellung aus Sicht der Sixtus-Gemeinde: „Die Heiligen Drei Könige stehen für die gesamte Menschheit.“ Das sehe er „nicht als Diskriminierung, sondern als inklusives Denken.“

Stegemann: Keine neue Grundsatzdiskussion

„Eigentlich wollte ich damit keine weitere Grundsatzdiskussion lostreten“, fährt Stegemann fort. „Früher, als ich selbst Sternsinger war, war das auch nicht problematisch.“ Mit ihrer Idee folge man dem inklusiven Ansatz des Dreikönigssingens. Dass das schwarz angemalte Gesicht möglicherweise auch Kritik hervorrufen könnte, war den Dreien nach Worten Stegemanns bewusst. 

Auch die Mahnung des Kindermissionswerkes kennt Stegemann. Dort heißt es: „Wenn weiße Menschen sich schwarz schminken, wird das zunehmend als verletzend und ausgrenzend wahrgenommen. Auch deshalb empfehlen wir, die Sternsinger nicht zu schminken.“

Wie umgehen mit der Empfehlung des Kindermissionswerkes?

Erst einmal habe das Kindermissionswerk nur eine Empfehlung herausgegeben. „Das ist kein Muss“, so Stegemann. Außerdem habe er eine andere Wahrnehmung. Schwarze Schminke im Gesicht sei aus den genannten Gründen kein Problem. Mittlerweile hat der Bürgermeister unter seinem Instagram-Beitrag ein kurzes, ähnlich lautendes Statement veröffentlicht. 

Der geistliche Leiter des für die Sternsingeraktion im Bistum Münster zuständigen Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Hendrik Roos, erklärt auf Anfrage von „Kirche-und-Leben.de“: „Natürlich unterstellen wir niemandem, dass eine rassistische Haltung zum Ausdruck gebracht werden soll. Das Anmalen des Gesichts, das in Vergangenheit und Gegenwart in anderen Kontexten jedoch zum Teil bewusst als Herabwürdigung praktiziert wurde, ist für viele schwarze Menschen belastend. Uns ist es wichtig, diese Wahrnehmung ernstzunehmen.“

BDKJ: Sternsinger sollten so gehen wie sie sind

Die Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft gehe zudem nicht auf, so Roos. „Schwarze Menschen kommen nicht ‚automatisch‘ aus Afrika. Wir glauben, dass der ursprüngliche Sinn der Tradition besser deutlich wird, wenn Sternsinger so gehen, wie sie eben sind: vielfältig in ihrem Aussehen.“

Für den Halterner Bürgermeister Andreas Stegemann ist mit seinem Statement das Thema abgeschlossen. Ob und wie er im nächsten Jahr wieder als Sternsinger an der Aktion teilnehmen will, steht für ihn noch nicht fest. „Wir werden uns das überlegen.“ Eins möchte er aber im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ aber noch klarstellen: „Ich lasse mir unsere Aktion nicht kaputtreden!“

Anzeige