Erstkommunionvorbereitung in Neuenkirchen

Bunt und verständlich - so klappt der kindgerechte Weg zur Erstbeichte

Beichtgespräch in der Kirche: Offen und niederschwellig können sich die Kinder dem Sakrament der Versöhnung nähern. | Video: Michael Bönte

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Wenn für die Kommunionkinder in St. Anna in Neuenkirchen die erste Beichte ansteht, baut ein „Versöhnungs-Parcours“ Barrieren und Ängste ab. Zehn Stationen, mit denen sich Kinder und Eltern dem Sakrament nähern können.

Die erste Beichte steht an für die Kommunionkinder in St. Anna in Neuenkirchen (Kreis Steinfurt). Das Sakrament der Vergebung ist für die Acht- bis Neunjährigen immer eine herausfordernde Station auf ihrem Weg zur ersten Kommunion. Das Gespräch mit dem Priester über Fehler und Sünden wirkt in der Regel schwer, oft beängstigend auf sie. Seit einigen Jahren ist das in dem münsterländischen Ort anders: Das Seelsorgeteam und viele ehrenamtliche Helfer bereiten einen „Versöhnungs-Parcours“ vor.

„Wir wollen, dass die Kinder eine richtig gute Erfahrung mit dem Sakrament machen – in ihrer Gruppe, aber auch mit Gott und Kirche“, sagt Marie Ramrath. Die Pastoralreferentin hat das Konzept in der Corona-Zeit mitentwickelt. „Kirche hat oft ein verstaubtes Image, deshalb versuchen wir in vielen Bereichen mit neuen Ideen auf die Menschen zuzugehen.“ Die Lebenswirklichkeit der Familien ist der Ausgangspunkt. Und dieser Ansatz trifft dort auf große Zustimmung. „Das überträgt sich dann auch auf die Atmosphäre in der Erstkommunion-Katechese.

Bunt, leicht und verständlich

Und so ziehen die Kinder vor ihrer ersten Beichte in Gruppen durch die Sakristei, die Kirche, die Bücherei und das Pfarrheim. Sie schauen Filme, sehen ihr Spiegelbild im Taufbecken oder spüren die Last großer Steine in einem Rucksack. Hintergründige Stationen wechseln sich mit spielerischen und besinnlichen Elementen ab. Mal lauschen sie biblischen Geschichten, mal werden sie selbst kreativ, mal liegen sie entspannt auf Decken.

Das anstehende Beichtgespräch bekommt dadurch ein Profil, das für sie verständlich und nachvollziehbar ist. Die Hürde wird kleiner, es braucht weniger Überwindung. „Ich weiß zwar nicht genau, was eine Beichte ist“, sagt Mika Noordanus dazu. „Aber irgendwie finde ich das spannend und deswegen freue ich mich darauf.“ Die Unsicherheit mit dem Sakrament weicht einer gespannten Vorfreude.

Die „Basics“ zählen

Der Tag ist von 15 haupt- und ehrenamtlichen Helfern organisiert worden. Mindestens ebenso viele Mütter und Katechetinnen begleiten die Gruppen zudem. Auch sie spüren, wie die kindgerechte Auseinandersetzung mit dem Thema Beichte wirkt. „Wir haben in den Gruppenstunden immer wieder festgestellt, dass die Kinder Sorgen und Ängste damit verbinden und da nicht hingehen wollten“, sagt Katechetin Sabine Giesel. Der Ansatz im Parcours setzt deshalb nicht bei Begriffen wie Sünde oder Schuld an, sondern bei anderen „Basics“, wie sie es nennt: „Wir schauen, was für Freuden und Sorgen wir haben – was machen wir richtig, was machen wir falsch.“ Zentral dabei sei eine Erkenntnis: „Wir werden trotz allem geliebt und angenommen.“

Am Ende steht dann für jeden der mehr als 70 Kinder das Beichtgespräch mit den Priestern – offen, mitten in der Kirche, nicht in einer Ecke oder hinter einer Tür. Die Kinder entzünden dabei Kerzen, die sie vor dem Altar zusammenstellen. Das alles wirkt festlich und hell, nicht dunkel und belastend. „Die Beichte ist genauso ein Sakrament, das gefeiert werden kann, wie die Erstkommunion selbst“, sagt Pastoralreferentin. „Wir fordern die Eltern auch auf, im Anschluss ein kleines Fest zu geben – vielleicht fahren sie mit ihren Kindern auch zu McDonald’s.“

Innerhalb familiärer Wirklichkeit

Lebensnah, leicht und verständlich vorbereitet – die Beichtzeit selbst wird damit nicht zum Sprung aus der Wirklichkeit der Familien. Das Sakrament hat dabei aber nicht an Bedeutung verloren. Es geht immer noch um Vergebung, um die Befreiung von Ballast. Dafür steht am Ende des Tages für alle Kinder noch ein symbolischer Akt. Sie haben an den zehn Stationen des Parcours ihre Sorgen und Ängste auf Zettel geschrieben und sie in einen Miniatur-Rucksack gesteckt. Jetzt stehen sie um eine Feuerschale vor der Kirche und werfen ihr Papier in die Flammen. Dieser Moment hat eine tiefe theologische Ausstrahlung. Und wird mit großer kindlicher Freude erlebt.

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