Antworten der Katechese-Referentin Annette Höing

Beichte in der Erstkommunionvorbereitung: Ist das noch zeitgemäß?

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In der Vergangenheit war es üblich, dass in der Erstkommunionvorbereitung auch das Sakrament der Buße erstmals empfangen wurde. Doch immer häufiger steht die Erstbeichte für Kinder in der Kritik. "Kirche-und-Leben.de" hat bei der Leiterin des Referates Katechese im Bischöflichen Generalvikariat Münster, Annette Höing, nachgefragt, wie mit der Erstbeichte im Bistum Münster umgegangen wird und welche Alternativen es gibt.

Gibt es weiterhin die verpflichtende Erstbeichte für Kinder während der Vorbereitung auf die Erstkommunion in Gemeinden im Bistum Münster?

Die Bischöfe haben den Wunsch, dass im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung auch die Erstbeichte stattfindet. Faktisch regelt das jede Pfarrei für sich. Fest steht aber: Zur Beichte kann man niemanden verpflichten. Die Beichte ist ein Sakrament, also immer freiwillig. Es gibt immer noch Pfarreien, die die Beichte als festen Bestandteil der Vorbereitung haben. Ob es eine Beichte am Ende wird, entscheidet jedes Kind selbst.

Mir und auch vielen Pfarreien ist wichtig, dass das Thema Versöhnung in der Vorbereitung zur Kommunion thematisiert wird. Natürlich sollte das Thema auf ein kindgerechtes Niveau heruntergebrochen werden. Die Kinder sind nicht älter als acht, neun Jahre. Kinder in diesem Alter können lernen, wie sie mit Fehlern umgehen, um Entschuldigung bitten und sich versöhnen können.

Was ist unter der Erstbeichte von Kommunionkindern zu verstehen?

Beichte ist praktisch ein Teil des großen Themas Versöhnung. Der Name Versöhnung sagt ja letztlich, dass das Thema etwas Schönes ist. Es geht nicht darum, den Menschen kleinzumachen und zu sagen: Du bist fehlerhaft. Der Schwerpunkt soll darauf liegen, zu zeigen, dass Gott ein Freund des Lebens ist. Er hilft dir, auf dein Leben zu schauen. Er stärkt dich bei deinen Stärken und hilft dir bei deinen Schwächen.

Es ist wichtig, dass die Beichte in einer Form des Zuspruches behandelt wird. In der Beichte soll dem Beichtenden gezeigt werden: Gott ist jemand mit einem offenen Herzen, der immer eine zweite Chance gibt und der immer mit offenen Armen dasteht. Der Priester sitzt anstelle von Jesus Christus dem Beichtenden gegenüber. Nur Gott kann Schuld vergeben. Der Priester spricht diese Vergebung aus.

Wie bewerten Sie als Referentin für Katechese die Erstbeichte für Kinder? Ist sie noch zeitgemäß?


Annette Höing ist Leiterin des Referates Katechese im Bischöflichen Generalvikariat Münster. | Archivfoto: pd

Es ist hochproblematisch, mit Kindern ein Sakrament zu feiern und ihnen deutlich zu machen, dass die Beichte wichtig und wertvoll ist, dann aber Christen in den Pfarreien kaum noch das Sakrament der Beichte feiern. Und wenn auch die Eltern nicht mehr zur Beichte gehen oder auch Katecheten – dann wird es schräg! Dann muss man wirklich fragen, ist das noch zeitgemäß?  

In der Presse ging kurz vor Ostern die Diskussion um, dass man Kinder vor dem Thema Beichte bewahren müsse. Ich habe dazu eine andere Meinung und glaube, das Thema Versöhnung ist existenziell. Da kann ich mich auch gut mit Eltern verbünden. Denn Eltern haben auch den Wunsch, dass jedes Kind zwischen richtig und falsch unterscheiden kann. Kinder sollen lernen: Was ist gut? Was ist schlecht? Was ist ok? Was ist unfair? Genau diese Fragen braucht ein Kind, um später ein erwachsener, aufrechter, reifer Mensch zu sein. Damit kann man in jungem Alter auf dem Verständnisniveau eines Kindes anfangen.

Was sind alternative Formen der Erstbeichte und in welchen Gemeinden gibt es sie?

Eine Alternative ist, auf das Sakrament der Beichte zu verzichten und das Thema Versöhnung, Versöhnung mit Gott, Versöhnung untereinander, versöhnt in einer Schöpfung leben, zu thematisieren. Dazu zelebrieren einige Pfarreien eine Versöhnungsfeier ohne persönliches Schuldbekenntnis. Das Schuldbekenntnis ist wiederum für die Beichte existenziell.

In der Vorbereitung zur Kommunion wird in manchen Pfarreien auch nur ein Gespräch mit einem Priester oder dem Pastoralreferenten angeboten. Zudem bieten einige Pfarreien auch an, das Thema Versöhnung nach der Erstkommunion aufzugreifen. Quasi als Vertiefungskurs. Also als Beicht- oder Versöhnungskurs.

Man kann beispielsweise auch einen Versöhnungsweg mit einem dicken Stein gehen und die Schwere im Rücken spüren. Also da gibt es ganz anschauliche Möglichkeiten. Und genau das machen auch die Pfarreien im Bistum Münster und sind dabei sehr kreativ.

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