Themenwoche „Erstkommunion“ (5)

Die 10-jährige Elena hat eine besondere Art, Gott zu feiern

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Elena Kaup aus Münster-Angelmodde feiert bald ihre Erstkommunion. Als Kind mit Down-Syndrom kann sie die theologischen Hintergründe des Festes nicht verstehen. Das Dabei-Sein und die Gemeinschaft genießt sie aber.

Es wird derzeit geübt und geplant. Bevor Elena in einigen Tagen ihre Erstkommunion in St. Agatha in Münster-Angelmodde feiern wird, steht noch einiges an. Das ist in jeder Familie ganz normal. Bei Familie Kaup aber ist das besonders. So wie die Zehnjährige es ist: Elena hat das Down-Syndrom. Ihre Möglichkeiten, die Inhalte und Hintergründe des anstehenden Ereignisses zu reflektieren, sind stark eingeschränkt. Die Vorfreude in der Familie ist es deshalb aber keineswegs.

„Wir wissen eigentlich gar nicht, was sie von all dem versteht“, sagt Barbara Kaup. „Sie hat nicht die Möglichkeit, es uns mitzuteilen.“ Um das Verstehen geht es ihr bei ihrer Tochter auch nicht. „Es geht um das Erleben, um das Dabei-Sein, um die Gemeinschaft.“ Und dass Elena sich dabei wohlfühlt, ist immer wieder deutlich zu sehen. „Sie ist gerne in der Kirche, läuft mit den anderen Kindern mit, probiert sich bei den Aufgaben in der Vorbereitung.“

Besonderer Gast im Gottesdienst

Die Kirche ist kein fremder Ort für Elena. Mit ihrer Familie ist sie wöchentlicher Gast in den Gottesdiensten. „Auch das unterscheidet sie von vielen anderen Kindern“, sagt Kaup. „Sie geht nicht zur Erstkommunion, weil es gerade ansteht oder weil sie das große Event sucht.“ Sie geht, weil es zum religiösen Leben der Familie Kaup passt. „Es war für uns keine Frage, dass sie den gleichen Weg geht wie ihre Schwester und ihr Bruder.“

Und sie ist ein besonderer Gast in den Gottesdiensten. Denn sie nimmt die Liturgie auf ihre eigene, außergewöhnliche Art wahr. Den Inhalt der Texte versteht sie nicht, wohl aber die Bilder und Figuren in der Kirche. Sie kennt den Ablauf der heiligen Messen und weiß, wann sie stehen oder sitzen kann. Sie spricht das Vaterunser auf ihre Weise mit, singt bei den Liedern laut, aber nicht immer melodisch und tanzt auch gern mal zur Orgelmusik. Und sie pustet gerne Kerzen aus. Da muss ihre Mama manchmal einschreiten.

Glaube auf das Wesentliche reduziert

Es ist die ganz persönliche Art von Elena, Gott zu feiern. Und so wird es auch bei ihrer Erstkommunion sein. Sie hat dafür keine Gebete auswendig gelernt oder über das Leben von Jesus gesprochen. „Braucht es das, um glauben zu können?“, fragt ihre Mutter. Und gibt die Antwort selbst: „Es geht doch um ein Gefühl, um Geborgenheit, um Gemeinschaft – nicht um Wissen.“ Letztlich werde keins der Kinder das Geheimnis von Gott ergründen können. „Und auch wir Erwachsenen nicht.“ Elena reduziere den Glauben damit für sich von vorneherein auf das Wesentliche – ohne große Theologie, ohne Schrift-Auslegung, ohne festes Korsett. „Sie fühlt sich einfach wohl in der Kirche.“

Kaup ist dankbar, dass dieser Weg in der Pfarrgemeinde mitgegangen wird. Sie war zu allen kreativen, spirituellen und gemeinschaftlichen Vorbereitungsangeboten eingeladen – aber nicht verpflichtet. Gerade, wenn es längere und intensivere Einheiten gab, wäre Elena vielleicht überfordert gewesen. Sie nahm an den Angeboten teil, die ihr lagen. Den Rest erlebte sie mit ihrer Familie – vor allem in den sonntäglichen Gottesdiensten.

Üben mit Oblaten

Jetzt, kurz vor dem großen Fest, wird die Vorbereitung aber auch bei den Kaups noch einmal intensiv. Für die Erstkommunionfeier wird geübt. „Nicht, damit sie alle Wege und Aufgaben perfekt beherrscht, sondern um ihr Sicherheit zu geben.“ Sie blättern viel im Fotoalbum der älteren Schwester Maja, um die einzelnen Momente des Festes zu sehen. Auch das Kommunionkleid von Maja hat Elena schon anprobiert. Und im Supermarkt werden noch Oblaten gekauft, um mit ihr den Empfang der Kommunion zu üben. Ob sie es in der Messe dann alles richtig macht, weiß keiner. „Aber sie wird ohne Angst vor Neuem dabei sein können.“

Dass der Tag ein besonderer ist, wird Elena erst bei der Feier selbst bemerken. „So weit vorausschauen kann sie nicht.“ Wenn aber Freunde und Familie kommen, wenn sie spürt, dass sie im Mittelpunkt steht, und wenn sie Geschenke bekommt, wird sie das Festliche empfinden. Und der Rest der Kaups wird „einfach nur stolz sein“, sagt ihre Mutter. Nicht, weil sie ein Gebet in der Kirche vortragen oder eine Fürbitte vorspricht. „Das kann sie nicht – uns ist es aber auch viel wichtiger, dass Elena ihren Weg so geht, wie sie es kann, ohne irgendwelche Leistungen erbringen zu müssen – und das tut sie.“ Das macht die Familie stolz. Wie vor einigen Wochen, als sich die Tochter das erste Mal ohne Stützräder auf ihr Fahrrad setzte und zum Sonntagsgottesdienst vorweg fuhr. „Wir haben über das ganze Gesicht gestrahlt.“

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