Offener Brief der Reformbewegung im Bistum Münster

„Freckenhorster Kreis“ gegen Kinderbeichte und für Segnung von Paaren

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Der „Freckenhorster Kreis“ fordert, auf die Kinderbeichte vor der Erstkommunion zu verzichten. Zudem sollten im Bistum Münster Segensfeiern für alle Paare eingeführt werden.

Drei Änderungen der kirchlichen Praxis mahnt der „Freckenhorster Kreis“ an, eine katholische Reformbewegung im Bistum Münster. Erstens sollten Kinder nicht länger vor der Erstkommunion beichten. Zweitens fordert der Kreis Segensfeiern auch für nicht kirchlich verheiratete Paare. Drittens müsse der „systemische Klerikalismus“ der Amtskirche enden.

Der „Freckenhorster Kreis“ formuliert dies in einem Offenen Brief an Bischof Felix Genn, die Mitarbeitenden im Bistum Münster und alle Katholiken. Anlass des Schreibens ist laut Angaben, dass nach der Vorstellung der Studie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Münster 2022 „in einigen Punkten keine Veränderung sichtbar“ sei.

Zur Kinderbeichte

Der Kreis schreibt, die Beichte sei vielfach „Ort sexuellen Missbrauchs“ von Kindern gewesen. Bei Kindern wie Erwachsenen sei sie zudem Ort von geistlichem und von Machtmissbrauch. Inzwischen müssten Kinder in vielen Pfarreien „bereits nicht mehr vor der Erstkommunion beichten“. Das solle offiziell zum Regelfall werden.

Dies erspare Kindern eine „oft verstörende Situation“. Zudem seien Umkehr und Buße in den Erzählungen des Neuen Testaments „Folge der Tischgemeinschaft Jesu, nicht die Bedingung dafür“. Das müsse auch für die Erstkommunion gelten. Das Versöhnungssakrament sei „im Erwachsenenalter anzusiedeln“.

Zu Segnungen

Zweitens fordert der „Freckenhorster Kreis“, Segensfeiern für Beziehungen außerhalb der Ehe von Mann und Frau einzuführen. Es brauche eine „Willkommenskultur für alle Menschen so, wie Gott sie als seine Ebenbilder geschaffen hat“, und eine grundsätzliche „Neuorientierung“ der Kirchenlehre.

Diese sei mit Blick auf Ehe und Sexualität „in vielfacher Hinsicht diskriminierend“ gegenüber anderen Formen von Liebe. Das widerspreche nicht nur den Humanwissenschaften und „aktueller Theologie“, sondern nach Ansicht des Kreises auch dem „Grundtenor biblischer Botschaft“.

Konkrete Beziehungsformen nennt der Offene Brief nicht. In der katholischen Kirche wird seit Jahren über den Umgang mit Menschen in homosexuellen Partnerschaften und mit zivil wiederverheirateten Geschiedenen diskutiert.

Zum Klerikalismus

Drittens beklagt die Reformbewegung anhaltenden Klerikalismus: Zuletzt beim Weltjugendtag in Portugal hätten nahe am Altar nicht die Jugendlichen gestanden, sondern hunderte Priester und Bischöfe. Jedes Pontifikalamt sei eine „Männeraufstellung“ mit entsprechenden Machtsymbolen.

Dies seien Zeichen dafür, dass es eine Gleichwertigkeit von Priestern und Laien und von Männern und Frauen in der Kirche nicht gebe. Der „Freckenhorster Kreis“ ermutige im Bistum Münster zu einer „amtlichen Bescheidenheit“. Grundhaltung müsse sein, „mit den Gläubigen“ zu sein.

Dem „Freckenhorster Kreis“, benannt nach dem Ort seiner Gründung bei Warendorf, gehören nach eigenen Angaben rund 400 Laien und Priester an.

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