Nach Tagung zur Missbrauchsstudie des Bistums Münster

Freckenhorster Kreis fordert Befreiung des pastoralen Amts von Macht

  •  Der Freckenhorster Kreis hat nach einer Tagung zur Studie zum Missbrauch im Bistum Münster ein deutliches Umdenken im Umgang mit pastoraler Macht gefordert.
  • Geschlossene Systeme in der Kirche, die Missbrauch förderten, müssten aufgebrochen werden.
  • Die Reformgruppe von Christen im Bistum Münster sprach allen Opfern von Missbrauch ihr Mitgefühl aus.

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Die Mitglieder des Freckenhorster Kreises haben allen Betroffenen sexuellen Missbrauchs in kirchlichen Zusammenhängen ihr Mitgefühl ausgesprochen. „Was ihnen angetan wurde schreit zum Himmel, weil ihre menschliche Würde zutiefst verletzt wurde“, heißt es in einer Pressemitteilung der Reformgruppe von Christen im Bistum Münster. Die Stellungnahme war im Anschluss eines Impulsabends zum Thema mit dem Historiker Klaus Große-Kracht entstanden, der an der kürzlich vorgestellten Missbrauchsstudie für das Bistum beteiligt war.
 
„Wir sagen Dank allen, die verantwortlichen Gewissens, ehrlichen Herzens und fachlicher
Kenntnis gemäß, diesen Not-wendenden und schmerzlichen Prozess der Enttabuisierung
sexuellen Missbrauchs in der Kirche angestoßen haben“, heißt es in der Stellungnahme. Die Gruppe fordert zudem, die Pastoralmacht des Amtes in der Kirche von theologischer Überhöhung zu befreien. Der Dienstcharakter und die Teamfähigkeit sollten dagegen wesentliche Grundlage sein. Jegliche Macht des Priesters bedürfe einer wirksamen Kontrolle und Begleitung.

Transparente Beteiligung der Einsatzorte

Der Freckenhorster Kreis macht dazu konkrete Vorschläge. „Geschlossene Systeme“ etwa seien aufzubrechen, zum Beispiel in der Priesterausbildung, in der die Kandidaten in kleinen Gruppen an Gemeinden angegliedert sein sollen. Der spätere Personaleinsatz vor Ort müsse „transparent und mit echter Beteiligung des Einsatzortes“ erfolgen.

Auch zum Umgang mit sexuellem Missbrauch durch die Bistumsverantwortlichen äußert sich der Kreis. „Der Umgang mit Schuld und Versagen muss neu bedacht werden.“ Um geistlichen Missbrauch zu vermeiden, sollte etwa über den Zugang zur Bischofsgruft im Paulusdom, über die gängige Beicht- und Bußpraxis oder auch über Formen geistliche Begleitung nachgedacht werden.

Moraltheologie soll in den Blick genommen werden

Im Umgang mit dem Thema Sexualität müsse von Bischof Felix Genn auch auf der Leitungsebene die heutigen Erkenntnisse im Bereich der Humanwissenschaften eingebracht werden, damit es „zu einer neuen Verortung der damit zusammenhängenden Themen in der kirchlichen Moraltheologie kommt“.

Schließlich nimmt sich der Kreis auch selbst in die Pflicht, zu einer „Kultur bewussten Hinsehens“ beizutragen. „Wir wollen Betroffenen zur Seite zu stehen und die Frage des Umgangs mit Macht und Thematiken der Sexualität kritisch begleiten.“

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