Statt Weckruf jetzt eine „Freckenhorster Ermutigung“

Freckenhorster Kreis ermutigt Christen zur Eigenverantwortung

Zum Abschluss seines Jahrestreffens hat der Freckenhorster Kreis eine „Freckenhorster Ermutigung" veröffentlicht. Darin fordert er, dass Kirche an die Lebenswirklichkeit andockt.

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Zum Abschluss seines Jahrestreffens hat der Freckenhorster Kreis (FK) eine Erklärung veröffentlicht. „Aus dem geplanten Weckruf ist eine Freckenhorster Ermutigung geworden“, erklärte Ludger Funke, Sprecher der kirchlichen Reformbewegung,  im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Darin fordert der FK mehr kirchlichen „Respekt vor der Vielfalt menschlicher Wirklichkeiten und Wege“. Die Gläubigen sollen zudem zu mehr „Eigenverantwortung im Glauben, Denken und Handeln“ ermutigt werden.

Rund 80 Männer und Frauen hatten an dem Treffen in der Landvolkshochschule in Warendorf-Freckenhorst teilgenommen.  „Wir haben uns gegen den Begriff Weckruf entschieden, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass nur wir in der Kirche wach sind und die anderen schlafen“, erklärte Funke.

 

Veränderung ist möglich

 

„In den Gemeinden erleben wir engagierte Frauen und Männer, die resigniert haben“,  sagte Funke weiter. „Sie denken, ihr Einsatz lohnt sich nicht mehr, da sich Kirche ohnehin nicht verändert. Diese Menschen wollen wir ermutigen.“ Zudem wolle der Kreis sich stärker mit anderen Reformgruppen vernetzen.

„Eine andere Kirche ist möglich“, heißt es am Anfang des Textes, der in Kürze unter www.freckenhorster-kreis.de veröffentlicht werden soll. Darin fordert der FK die Kirche dazu auf, „an der Lebenswirklichkeit und Alltagswirklichkeit der Menschen anzudocken“. „In Australien muss es nicht so zugehen wie in Amazonien“, erklärte Funke. „Wenn die Kirche von oben sagt, wir wissen, wie es weltweit richtig ist, liegt sie falsch.“ Vielmehr sei jedem Christen und jeder Christin „im Licht der Taufe zu trauen“, heiße es in der Ermutigung.

 

Frauen sind keine „Minderlaien“

 

Auch versteht nach Ansicht Funkes heute niemand mehr, warum die Pastoralreferentin im Gottesdienst nicht predigen oder die Krankensalbung spenden darf, „obgleich sie den Sterbenden viel besser kennt als der Priester, der dann die Formeln abbetet“.  

„Es geht nicht mehr, wie Kirche die Frauen behandelt“, sagte Funke. „Kirchenrechtlich werden sie immer noch als ‚Minderlaien‘ gesehen.“ Schon jetzt ermächtigten Christinnen und Christen sich selbst, gemeinsam zu beten und das Brot zu brechen, spielt Funke auf entsprechende Feiern von „Maria 2.0“ an. Die Kirche solle ihren Blick verstärkt auf „die synodalen Elemente des Anfangs“ richten. Funke: „Die Apostelgeschichte ist voller Beispiele, in denen Menschen gemeinsam an der Basis überlegen, den Glauben leben und die Gemeinschaft gestalten.“

 

„Die liturgische Sprache muss sich ändern“

 

Ein weiteres Anliegen der Ermutigung sei, „die Liturgie menschengerechter zu gestalten“, so Funke. „Die liturgische Sprache muss sich ändern. Sie ist kaum noch verständlich.“ Das betreffe auch die „amtliche Gestalt“ der Kirche, ihre Gewänder und das öffentliche Auftreten von Amtsträgern „zwischen Weihrauch und Mitra“, so der Sprecher des FK. „Wenn der Bischof im Kindergarten die Mitra trägt, halten ihn die Kinder eher für den Nikolaus“, sagte Funke.

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