Themenwoche Maria (2)

Das ABC zum Marienmonat Mai: Von Ave Maria bis Zweites Vatikanum

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Der Mai ist der wichtigste Marienmonat des Kirchenjahrs. In der christlichen Spiritualität wird die Gottesgebärerin auch als Sinnbild für die Fruchtbarkeit und Lebenskraft des Frühlings verstanden. Deshalb wird auf der Südhalbkugel der Erde der Marienmonat auch nicht im Mai, sondern im dortigen Frühlingsmonat November gefeiert. Wir buchstabieren Marienfrömmigkeiten von A bis Z.

Ave Maria: Das „Gegrüßet seist du, Maria“ ist eines der meistgesprochenen Gebete der katholischen Kirche. Die Anrufung Marias stammt vom Erzengel Gabriel bei der Verkündigung (s. dort). Gebetet wird seit 1568 auch um Beistand in der Todesstunde. Das „Ave Maria“ ist ebenfalls Bestandteil des Rosenkranzes (s. dort) und wurde unzählige Male vertont. Besonders bekannt sind die Version von Bach/Gounod und die Melodie aus Lourdes.

Bethlehem: Eine Hausgeburt war bei Maria nicht drin. Sie musste mit ihrem Verlobten Josef von Nazareth über 106 Kilometer Luftlinie nach Bethlehem reisen, weil der Kaiser in Rom eine Volkszählung befohlen hatte und sich jeder Mann in seiner Heimatstadt registrieren lassen musste. Da dort in der Herberge kein Platz frei war, kam es zur Geburt Jesu in einer Krippe.

Christus: ist der Erstgeborene Marias und zugleich nach christlichem Glauben der Sohn Gottes. Trotz dieser nur schwer begreiflichen und gesellschaftlich überhaupt nicht vermittelbaren Vaterschaft nahm der Zimmermann Josef von Nazareth seine Verlobte Maria zur Frau.

Dornwald: Das alte Wallfahrtslied „Maria durch ein Dornwald ging“ soll hier für ungezählte Marienlieder stehen, die zumeist der Verehrung dienen und oft auch legendenhafte Stoffe verarbeiten.

Themenwoche Maria:
Der Mai gilt als Marienmonat. Christinnen und Christen bitten die Gottesmutter in verschiedenen Anliegen um Hilfe. Wir erläutern die Bedeutung unterschiedlicher Marienbilder, beleuchten die Marienverehrung in einem ganzen ABC und stellen einige moderne Herangehensweisen vor.

Erscheinungen: Das Phänomen von Marienerscheinungen, über die vor allem im 19. und 20. Jahrhundert massenhaft berichtet wurde, zählt zu den sogenannten Privatoffenbarungen. Da Gottes Offenbarung nach kirchlicher Lehre mit dem Tod des letzten Apostels an ihr Ende gekommen ist, steht es jedem Katholiken frei, an Privatoffenbarungen zu glauben oder nicht – selbst wenn die Kirche sie als gesichert ansieht. Wichtige Erscheinungsorte sind Fatima (Portugal), Lourdes (Südfrankreich), Guadalupe (Mexiko) oder Aparecida (Brasilien).

Farben: Die klassischen Marienfarben sind Weiß (für die Unschuld) und Blau. Textilblau war schon immer schwer zu beschaffen und daher sehr wertvoll - das Richtige für die hochverehrte Maria. Bis weit ins 20. Jahrhundert war Blau die Mädchenfarbe und Rosa die Farbe für Jungs: „Das kleine Rot“ stand für Blut und Kampf und damit für Männlichkeit.

Gnadenbilder: An vielen Marienorten sind Andachtsbilder von Maria Ziel von Pilgern. Manche dieser „Gnadenbilder“ werden mit Heilungen oder anderen als wunderbar angesehenen Ereignissen in Verbindung gebracht. Vielfach finden sich hier sogenannte Votivtafeln mit Fürbitten oder Dank wie „Maria hat geholfen“.

Himmelfahrt: 1950 erhob Pius XII. die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel zum Dogma (Lehrsatz) für die Gesamtkirche – sozusagen als Belohnung für ihre Verdienste um die Erlösungstat ihres Sohnes Jesus. Übrigens das bislang einzige Mal, dass ein Papst die 1870 verankerte päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen des Glaubens und der Sitte in Anspruch nahm.

Islam: Im Islam wird Jesus als letzter Prophet vor Mohammed verehrt. Daher steht auch Maria in besonderem Ansehen; als jungfräuliche Mutter Jesu ist sie von Gott auserwählt und ein Vorbild für alle muslimischen Frauen. Als einzige Frau wird „Maryam“ im Koran mit ihrem Namen genannt. Das theologische Verständnis von Maria als „Mutter Gottes“ (s. Theotokos) ist dem Islam aber komplett fremd.

Jahrhundert, marianisches: Zwischen 1850 und 1950 verselbstständigte sich das Bild von Maria in der Kirche. Für manche Gläubige überdeckte die Marienverehrung sogar die von Christus selbst. Eckpunkte des „marianischen Jahrhunderts“ sind die Mariendogmen von 1854 (s. Unbefleckte/Immaculata) und 1950 (s. Himmelfahrt) sowie ungezählte Marienerscheinungen und Gründungen von Marienkongregationen.

Kreuz: Von der Krippe bis zum Tempel über die Hochzeit von Kanaan bis zu Kreuz und Auferstehung – Maria hat alle Lebensstationen Jesu mütterlich begleitet.

Lateinamerika: In der „Neuen Welt“, auch befördert durch die spanischen und portugiesischen Eroberer, ist die Marienverehrung bis heute besonders stark.

M: ist der Marienbuchstabe schlechthin. Maiandachten, Muttergottes, Miterlöserin, Magd des Herrn, Mediatrix Afflictorum (Trösterin der Betrübten) - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Nazareth: der Wohnort der Heiligen Familie in Galiläa. Hier hatte der Zimmermann Josef seine Werkstatt, hier sah Maria ihren Sohn Jesus aufwachsen und lernen.

Ostern: Was denkt wohl eine Mutter, wenn ihr Sohn nach seinem Leiden von den Toten auferstanden ist? Für Maria muss die Nachricht so unglaublich wie buchstäblich erlösend gewesen sein.

Pieta: Die leidende Mutter mit dem gekreuzigten Sohn im Schoß ist einer von vielen Klassikern der Marien-Ikonographie. Andere sind Maria mit dem Kinde, die Verkündigungsszene (s. dort) oder als „Unbefleckte“ (s. dort) auf der Weltkugel stehend.

Quellen: Unser Bild von Maria ist durch die vier Evangelien des Neuen Testaments geprägt. Zusätzlich gibt es aber auch ungezählte apokryphe Schriften und mittelalterliche Legenden - und natürlich die Künstler und die Volksfrömmigkeit, die sich je nach Jahrhundert und Kulturkreis je eigene Marienbilder gemacht haben.

Rosenkranz: ist die wohl meistverbreitete katholische Gebetsform. Häufig werden eine Abfolge aus einem Vaterunser und je zehn Ave Maria (s. dort) mit der Betrachtung von Sterben und Auferstehung Jesu verbunden. Die Beter versprechen sich davon Kraft für den Alltag und Trost in Nöten. Die Perlenkette des Rosenkranzes ist ein Hilfsmittel wie die Gebetsketten und -schnüre anderer Religionen.

Selbdritt: „Anna selbdritt“ ist in der christlichen Ikonographie eine Darstellung der heiligen Anna „zu dritt“: zusammen mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind - sozusagen ein Drei-Generationen-Bild.

Theotokos: Die „Gottesgebärerin" ist ein griechischer Ehrentitel Marias. Er beruht auf dem frühchristlichen Glaubenssatz, dass Christus wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist.

Unbefleckte/Immaculata: Das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens (lat. immaculata conceptio), erst 1854 von Papst Pius IX. verkündet, gehört zu den theologisch besonders komplizierten katholischen Glaubenssätzen. Demnach wurde Maria bei der eigenen Geburt vom Makel der Erbsünde Adams bewahrt, weil sie als die „Mutter Gottes“ ausersehen war (s. Theotokos).

Verkündigung: Laut biblischer Überlieferung erschien der Erzengel Gabriel bei der Jungfrau Maria und kündigte ihr an, sie sei schwanger und werde den lange erwarteten Messias gebären. Sie erschrak furchtbar, entgegnete aber dann, durchaus unfeministisch: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort."

Wunder: Marienwunder gibt es so viele wie -erscheinungen (s. dort) - auch wenn sich zumindest einige davon am Ende durchaus naturwissenschaftlich erklären lassen.

X: steht für X-tausend Marienorte, -kapellen und -kirchen weltweit.

YouCat: Der Jugendkatechismus der katholischen Kirche von 2010 enthält immerhin 14 Einträge für Maria, unter anderem: „Nur Gott darf angebetet werden. Aber Maria dürfen wir als Mutter unseres Herrn verehren.“  

Zweites Vatikanisches Konzil (1962-1965): Die größte Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts bezeichnete Maria als "Mittlerin der Gnade". Ein Vorstoß für ein weiteres Mariendogma als „Miterlöserin“ der Menschheit neben Christus fand aber wenig Zustimmung.

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