Themenwoche „So klappt Entschleunigung in der Adventszeit“ (1)

Das ist Fleischer Freeses Geheimrezept gegen Feiertagsstress

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Wie bleibt man gelassen, wenn man mit seinem Party-Service im Advent Tausende Essen ausliefern muss? Ludger Freese helfen Auszeiten und klare Grundsätze. Zum Beispiel, dass Umsatz nicht alles ist.

Advent ist für ihn Hauptsaison. Ludger Freese nickt. „Völlig klar!“, sagt der Fleischermeister aus dem oldenburgischen Visbek (Kreis Vechta). Er hat das mal grob durchgerechnet. Wenn alles vorbei ist, wird er mit seinem Catering-Service in der Adventszeit 2023 wieder mehr als 2.000 Personen verköstigt haben. Mit drei Bullis sind er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür unterwegs. 15 bis 20 Buffets beliefern sie in der Adventszeit jede Woche, die meisten am Wochenende.

Viel davon für Weihnachtsfeiern, aber nicht nur. Für das zweite Adventswochenende zum Beispiel hatte er alles für eine grüne Hochzeit vorbereitet, mit 220 Gästen. „Deshalb haben wir dafür allen anderen abgesagt. Wir hätten Anfragen für weitere 1.000 Personen.“

Besser auch mal Nein sagen

Der 65-Jährige zuckt mit den Schultern. „Das wäre aber schwierig geworden. Und da ist es besser, Nein zu sagen. Sonst kommt Stress auf.“ Nicht nur bei ihm selbst, sondern beim ganzen elfköpfigen Team, das ja auch mal Feierabend verdient habe. „Was hat man am Ende davon, wenn man 1.000 Euro mehr in der Kasse hat und ist abends kaputt wie ein Hund?“, sagt der Familienvater. Der Druck sei schließlich auch so schon groß genug.

Und wann beginnt für ihn Weihnachten? Ludger Freese muss nur kurz überlegen. „In diesem Jahr schon einen Tag früher als sonst, weil Heiligabend auf einen Sonntag fällt. Meistens aber Heiligabend gegen 14 Uhr.“ Wenn er die letzten backofenfertigen Gerichte über die Theke seines Betriebes gereicht hat, Rinder-Roulade mit Rotkohl, Rehkeule oder Gratin. Solche Sachen. Vorbestellungen für die Feiertage, die sich die Kunden selbst abholen und zu Hause nur noch heiß machen müssen. Noch einmal rund 2.500 Mahlzeiten, schätzt Ludger Freese. Danach geht aber auch sein Betrieb in die Feiertagsruhe.

Über die Feiertage macht er zu

Thema der Woche: Das Wort Entschleunigung ist in aller Munde, gerade in den Wochen vor Weihnachten. Doch wie kann Entschleunigung gelingen angesichts der Aufgaben, die jetzt zu erledigen sind: Geschenke kaufen, die Wohnung dekorieren, ein tolles Menü vorbereiten und vieles mehr. „Kirche-und-Leben.de“ berichtet in dieser Woche über Menschen, die es trotzdem schaffen, ein wenig Ruhe in den Alltag zu bringen.

Sicher – er könnte auch an den Weihnachtsfeiertagen in seinem Restaurant noch einmal richtig viel Umsatz machen. „Wir haben deswegen immer sehr viele Anfragen“, sagt er. „Aber schon seit Ewigkeiten gilt bei uns der Grundsatz: An den hohen Feiertagen wie Pfingsten, Ostern oder Weihnachten bleibt der Betrieb geschlossen.“

Zum Beispiel, damit Zeit für die Familie bleibt. Der Gottesdienst am ersten Feiertag gehört fest dazu, ebenso wie die Feier mit den drei erwachsenen Kindern oder Besuche bei Verwandten. Der Firmenchef genießt es dann, mal nicht über Bestellungen, Rezepte oder Termine nachdenken zu müssen. Ludger Freese lächelt. „Was mir hilft: Ich kann ziemlich gut runterfahren!“, sagt er. Nicht nur an Weihnachten.

Ruhezeiten sind selten und kostbar

Dabei sind komplette Tage ganz ohne Verpflichtungen selten. „Wo ich tun kann, was ich will, auch mal gar nichts!“ Solche Zeiten seien enorm wichtig, um die Waage im Leben zu halten. Und egal, wie viele Aufgaben noch auf seinem Zettel stehen – jeden Mittag legt sich der Familienvater kurz hin, um zu entspannen. „Ich kann eine halbe oder eine Dreiviertelstunde sehr gut und tief schlafen und bin anschließend wieder fit.“ Immerhin dauert es oft bis 21 Uhr und länger, bis er den Kochkittel gegen Freizeitkleidung tauschen kann.

Doch an Weihnachten weiß Ludger Freese auch: Die Entspannung währt nur kurz. „Silvester steht dann ja schon wieder vor der Tür.“ Mit Partys und Feiern. Der Jahreswechsel sei eine der beiden stressigsten Zeiten des Jahres, sagt er. Die andere: das Wochenende des Weißen Sonntags. Wenn sich die Catering-Anfragen zu Kinderkommunion-Feiern stapeln. Für das kommende Jahr sei der Termin schon jetzt ausgebucht.

Wechsel zwischen Stress und Entspannung

Sein persönliches Rezept gegen Überforderung: der Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Deshalb powert er sich, so oft es geht, in einem Fitnesscenter aus oder setzt sich auf sein E-Bike. „Im Sommer war ich in jeder freien Minute im Sattel unterwegs.“

Leidet er unter dem Stress? Fleischer Freese schüttelt den Kopf. „Natürlich ist es schwierig, wenn etwas mal nicht klappt. Wenn etwas passiert, was nicht geplant war. Aber es gibt ja auch positiven Stress! Wenn es mal viel Arbeit gibt, aber man Freude daran hat. Gott sei Dank ist das oft so.“

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