Themenwoche „So klappt Entschleunigung in der Adventszeit“ (4)

Entschleunigung: Oft nur ein frommer Wunsch – und kein Allheilmittel

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Auf mehr als 2,6 Millionen Fundstellen bringt es „Entschleunigung“ bei Google. Keine Frage: Alles langsamer anzugehen, liegt im Trend. Aber auch kein Wundermittel, meint Michael Rottmann. Und – ein Privileg!

Na, heute schon entschleunigt? Oder geht es Ihnen wie vielen Menschen in den Wochen vor Weihnachten? Besonders Männer haben laut Statistik noch nicht alle Weihnachtsgeschenke auf ihrer To-do-Liste abgehakt – und müssen mit Blick aufs Fest wohl eher noch etwas be-schleunigen. Damit danach Zeit für festliche Ruhe- und Mußestunden bleibt.

Für sie wird es also zunächst einmal nichts mit den wohltuenden Effekten, die sich einstellen sollen, wenn sich Menschen gezielt der Eigendynamik moderner Industriegesellschaften entgegenstellen. Wenn sie Hast und Hektik zu meiden versuchen, um sich einer angemessenen Lebensgeschwindigkeit anzunähern, in der die wirklich wichtigen Dinge nicht zu kurz kommen. Mit mehr Durchatmen und Muße, von denen „entschleunigte“ Menschen gerne schwärmen. Die aber nicht der alleinige Weg zum Glück sein müssen.

Nicht jede kann es, nicht jeder will es

Thema der Woche: Das Wort Entschleunigung ist in aller Munde, gerade in den Wochen vor Weihnachten. Doch wie kann Entschleunigung gelingen angesichts der Aufgaben, die jetzt zu erledigen sind: Geschenke kaufen, die Wohnung dekorieren, ein tolles Menü vorbereiten und vieles mehr. „Kirche-und-Leben.de“ berichtet in dieser Woche über Menschen, die es trotzdem schaffen, ein wenig Ruhe in den Alltag zu bringen.

Auch wenn Entschleunigung für viele ein wirksames Rezept für mehr Ruhe und Gelassenheit im Leben sein kann, auch wenn jede Menge Ratgeber zum Thema (von „Entschleunigen – Mein Übungsbuch“, über „Entschleunigung to go“ bis hin zu „Entschleunigung von Mensch und Hund“) zu kaufen sind: Als Allheilrezept für jeden und jede taugt es deshalb noch lange nicht. Weil sich das Leben für den einen eben lieber bunt, schnell und laut, und für den anderen lieber langsam und leise anfühlt – und deswegen nicht schlechter oder besser.

Zumal der Ruf nach mehr Langsamkeit für einige wie ein frommer Wunsch von einem fernen Planeten klingt – und nach einem Privileg für wenige, fernab der Lebenswirklichkeit. Man frage nur mal Verkäuferinnen und Verkäufer im Einzelhandel, Paket- oder Pizzaboten, Pflegepersonal oder pflegende Angehörige.

Vollbremsung an den Feiertagen

Ähnlich wie viele Eltern, besonders Alleinerziehende, die es halt nicht nur mit der eigenen Befindlichkeit, sondern dazu noch mit schreienden Säuglingen oder bockigen Teenagern zu tun haben. Für einen Teil von ihnen wird Entschleunigung – wenn überhaupt – frühestens an Heiligabend um 13 Uhr beginnen, als Vollbremsung an zwei oder drei Feiertagen, die dann trotzdem sehr schön sein können.

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