Reliquiar wird drei Tage im niederrheinischen Wallfahrtsort ausgestellt

Die Seherin der Gottesmutter von Lourdes kommt nach Kevelaer

Vom 6. bis 10. September geht eine Reliquie der heiligen Bernadette in deutschen Bistümern auf Reisen. Im Marienort Kevelaer ist der Auftakt. Die Botschaft des Trostes und die der Heilung sollen sich dort begegnen.

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Freifrau Antoinette von Elverfeldt freut sich. Sie ist in zweierlei Hinsicht glücklich. „Ich bin sehr froh, dass unser Schreiben an die Deutsche Bischofskonferenz Erfolg hatte, und die Reliquie der Heiligen Bernadette von Soubirous in vielen Bistümern Station macht“, sagt die Baronin. „Dass dieses Ereignis mit dem 25-jährigen Jubiläum der Deutschen Hospitalité Notre Dame de Lourdes zusammenfällt, freut mich sehr.“

Freifrau Antoinette von Elverfeldt. | Foto: Jürgen Kappel
Freifrau Antoinette von Elverfeldt, Präsidentin der Deutschen Hospitalité Notre Dame de Lourdes, hatte die Tour des Pilgerschreins der heiligen Bernadette von Soubirous bei der Deutschen Bischofskonferenz angeregt. | Foto: Jürgen Kappel

Lourdes ist für die in Kalbeck am Niederrhein lebende Adelige ein sehr wichtiger Ort. „Seit vielen Jahren verrichte ich dort eine Woche im Jahr Dienst“, sagt sie. „Ich empfange kranke Menschen und sorge dafür, dass sie gut untergebracht sind. Darüber hinaus stehe ich mit meinem blauen Kittel an den Bädern und helfe kranken Frauen. Ich liebe diesen Dienst, weil er mich sehr erfüllt.“ Die 51-Jährige hat diese Reise initiiert, um vielen Menschen, die sich keine Reise nach Lourdes leisten können, den Geist dieses Orts in Kevelaer zu ermöglichen.

 

Kevelaer ist die erste Station

 

„Und doch werden sich viele fragen: Was bringt ein solches Ereignis?“, sagt Bastian Rütten, theologischer Referent der Wallfahrt. „Wir wollen die Botschaften beider Wallfahrtsorte zusammenbringen – aus Lourdes die Botschaft der Heilung und in Kevelaer die des Trostes.“

Bernadette Soubirous war erst 14 Jahre alt, als sich ihr Leben von Grund auf veänderte. In Februar 1858 erschien ihr in der Felsengrotte am Fluß Gave eine weibliche Gestalt, die sich am 25. März 1858 als „die unbeflekte Empfängnis“ zu erkennen gab. Diese Erscheinung wiederholte sich noch 17 Mal. Nach der neunten Vision gräbt Bernadette auf Geheiß der Dame in der Grotte eine Quelle aus, die Tage später zu sprudeln beginnt.
Weder Priester noch Vertreter des Staates schenkten dem ungebildeten Mädchen Glauben. 1866 tritt Bernadette in ein Kloster in Nevers ein. Sie stirbt im Alter von 35 Jahren an Asthma und Tuberkulose. Ihr Leichnam liegt bis heute unverwest, von einer Wachsmaske überzogen, in der Kirche in Nevers.

Kevelaer ist die erste Station einer Reise, die den Schrein in zahlreiche deutsche Bistümer  und nach Italien führt. Im Bistum Münster ist der Schrein nur in Kevelaer zu sehen. Die Reliquien kommen mit dem Flugzeug an und werden von den Maltesern begleitet. Es werde Sicherheitsmaßnahmen geben, meint Kauling. Da es sich um einen kostbaren Schrank handelt, wird er nicht unbeobachtet in der Basilika sein.

 

Kleines Jubiläum

 

Vor 160 Jahren erschien die Gottesmutter der 14-jährigen Bernadette Soubirous in Lourdes. „Dieses kleine Jubiläum ist sicher auch ein Grund für den Bischof von Lourdes und Tarbes, Nicolas Jean René Brouwet, die Reise durch zahlreiche Orte durchzuführen“, begründet Wallfahrtsrektor Gregor Kauling das Ereignis.

Bernadette Soubirous starb 35-jährig im Kloster Nevers. Ihr Leichnam ist seitdem unversehrt in einem Glasschrein zu sehen. „Um auch medizinisch zu bestätigen, dass es sich um den Leichnam der Heiligen handelt, hat es eine Untersuchung gegeben“, sagt Kauling. Dabei seien feinste Hautpartikel entnommen worden, die sich jetzt als Reliquie in dem Schrein befänden.

 

Reliquienverehrung hat sich verändert

 

Die Reliquienverehrung habe sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, sagt Kauling. Erlebte man im Mittelalter einen  Boom, habe man heute sicher ein anderes Verständnis. „Katholiken beten keine Körperteile oder Stoffreste an“, macht Kauling unmissverständlich deutlich. Ihm geht es vielmehr um die Botschaft dahinter.

"Wir muten den Menschen mit dieser wunderbaren Geschichte schon viel zu“, sagt Rütten. „Wenn diese Hautreliquie im Schrein zu den Menschen kommt, wollen wir, dass die Menschen durch die Gottesmutter die Botschaft des guten Gottes erfahren“, fährt er fort. Zum Beispiel durch Einzelsegnungen, durch die Krankensalbung, das Sakrament der Versöhnung, und auch niederschwellige Gespräche mit Menschen am Kapellenplatz.

 

Näher an den Menschen

 

Was sind Reliquien? Das erfahren Sie in unserem Lexikon.

Zusammenfassend sagt Rütten: „Wir wollen näher an den Menschen.“ Das sei bereits ein grundlegendes Element einer neuen Wallfahrtspastoral in dieser Pilgerzeit. „Denn entweder sind wir das Ende einer langen Geschichte oder der Anfang einer neuen Geschichte“, meint Rütten.

Zu den Höhepunkten des Empfangs der Reliquien gehört die Vigilfeier am 8. September (Mariä Geburt) ab 20.30 Uhr mit einer großen Lichterprozession, bei der der Schrein durch die Straßen getragen wird. Einige Gottesdienste wird der emeritierte Bischof von Lourdes und Tarbes, Jaques Perrier, mit den Gläubigen feiern. Die meiste Zeit wird der Schrein jedoch in der Marienbasilika stehen. Die Mitglieder der Deutschen Hospitalité unter Vorsitz von Antoinette Freifrau von Elverfeldt aus Weeze werden am Freitag Nachmittag eine Gebetseinheit am Schrein verrichten. Die nächsten Stationen des Schreins sind das Bistum Osnabrück sowie die Erzbistümer Paderborn und Köln.