Themenwoche: Wie Menschen der Bibel mit Leid im Leben umgehen (4)

Elija – feurig und ausgebrannt

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Mit all seiner Kraft stemmt sich der Prophet Elija gegen den Götzendienst und kommt an seine Grenzen. Sterben will er gar. Doch ein Engel schenkt ihm neue Kraft und lässt ihn eine neue Verbindung zu Gott aufbauen. Ein Vorbild? 

Als „Feurigen Elias“ hat man gerne in der älteren Umgangssprache Dampflokomotiven oder mit ihnen befahrene Eisenbahnstrecken bezeichnet. Der Name kommt aus dem Ersten Testament, weil dort der biblische Prophet Elija (2 Kön 2,1–18) in einem von feurigen Rossen gezogenen feurigen Wagen „gen Himmel“ entrückt wurde. Der Prophet des 9. Jahrhunderts vor Christus gehört zu den facettenreichsten Gestalten der Bibel. Von Juden und Muslimen wird er als Kämpfer gegen den Götzendienst verehrt. Seine spektakuläre Himmelfahrt in einem Flammenwagen machte ihn zudem zum Schutzpatron der Luftfahrt.

Dabei stand ihm zeitlebens durchaus nicht der Sinn nach Himmelfahrt. Er verbrauchte all seine Kräfte im Dienst des Herrn und wollte dem Anspruch des einen Gottes Israels wieder Geltung verschaffen. Auf dem Berg Karmel trat er mutig gegen Hundertschaften von Götzenpriestern auf und hatte durchschlagenden Erfolg. Doch sein Sieg wurde rasch zum Scheitern. Elija wurde durch König Ahab und dessen heidnische Frau Isebel nach seiner Weissagung einer Dürre verfolgt und musste in die Wüste fliehen. Er hat zwar die Machtprobe bestanden und einen triumphalen Gottesbeweis erbracht, aber man trachtet ihm nach dem Leben.

Ein Engel kommt zur Hilfe

Themenwoche: Wenn Leid das Leben schwer macht – Erfahrungen von Menschen der Bibel
Es ist das Besondere des Christentums, dass es Leid als Grunderfahrung des Menschen ernstnimmt – besonders wird das in der Leidensgeschichte Jesu deutlich, das nicht zu denken ist ohne das Leiden der Kranken, Verletzten, Verlassenen, Ausgestoßenen, Sterbenden. Die Bibel kennt viele solcher Menschen. Was ihre Erfahrungen unserem Leben sagen können, zeigt Pater Daniel Hörnemann an fünf Beispielen.

Resigniert und deprimiert, lässt er sich in der Öde nieder. Er hat restlos genug und will nur noch eines: den Tod. Er sieht sich gescheitert im Kampf für die Alleinverehrung des wahren Gottes, dessen Bund das Volk Israel verlassen hat. Er will und kann nicht mehr, fühlt sich restlos ausgebrannt und verzehrt. 

Die damals noch nicht bekannten Phänomene Burnout und Erschöpfungsdepression könnte man bei ihm diagnostizieren. Er legt sich unter einen Ginsterstrauch, will nicht mehr leben, nur noch schlafen und nie mehr aufwachen. Doch ein Engel bringt ihm Stärkung, er muss aber zwei Anläufe machen, ehe Elija wieder auf die Beine kommt. Er macht sich erneut auf den Weg und merkt, dass er ungeheuer viel Energie gelassen hat im Einsatz für seinen Glauben und im Kampf gegen falsche Götter.

Elija begegnet Gott neu

Gott selbst aber kam in seinem Leben kaum noch vor, er hat alles selbst in die Hand genommen. In der Erschöpfung und Desillusionierung spürt er seine Einsamkeit und sucht eine neue Begegnung mit Gott. Sie widerfährt ihm nicht in Donner, Blitz, Feuer, Erdbeben oder Sturm, sondern ganz unspektakulär, aber um so eindringlicher: in der „Stimme eines verschwebenden Schweigens“ (Martin Buber).

Elija wurde zum Paradigma für Standhaftigkeit und Glaubensstärke in der Verfolgung, zum Vorbild für Menschen, die aus der Passivität in die Aktivität zurückfinden, die darum ringen, ihren Glauben im Gegen- und Miteinander von Leid und Hoffnung zu leben, aller Enttäuschung, und Verzweiflung zum Trotz.

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