Themenwoche: Wie Menschen der Bibel mit Leid im Leben umgehen (2)

Jeremia – ein Prophet allen Leiden zum Trotz

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Er stand in Konkurrenz zu falschen Propheten und bedrohte ihn mit der Todesstrafe. Dennoch kann Jeremia, der „weinende Prophet“ als Leitfigur gelten. Denn trotz all des Schmerzens lebte er auf dem Fundament der Treue zu Gott.

Man glaubt es kaum, aber der Rockmusiker Udo Lindenberg schrieb 1973 ein Stück mit dem Titel „Du heißt jetzt Jeremias“. Seine „Berufung“ dazu schildert er als Anrede eines Engels: „Guten Tag, du bist auserkoren. Die Welt braucht einen neuen Messias. Und dann hat er mir noch den Kopf geschoren und gesagt: Du heißt jetzt nicht mehr Udo, du heißt jetzt Jeremias.“ Nach dem fast verunglückten Abflug des Engels führt er ein Selbstgespräch: „Nun steh‘ ich hier, und ich heiße Jeremias, ich weiß auch noch nicht so genau, was man da macht, aber irgendwie, na klar, irgendwie krieg’n wir das schon hin. Da gab’s doch schon mal einen.“

In der Tat, es gab schon einmal einen Mann mit dem Namen Jeremia, der übertragen bedeutet „Der Herr legt ein Fundament“. Von keinem anderen Propheten erfahren wir so viele autobiographische Einzelheiten wie im umfangreichen Buch Jeremia. Eine dramatische Veränderung seines Lebens bahnte sich schon in der Jugend an und wurde zur dauernden Quelle seines Unglücks. Er lebte in der dunklen Zeit des Untergangs des Südreichs Juda. Er wurde von Gott als Bote berufen, erhielt jedoch gleich den Verweis, dass die Empfänger der Gottesworte sich gegen ihn stellen, andererseits die Zusicherung, dass sie ihn nicht überwältigen werden.

Göttlicher Auftrag bedeutete ständige Lebensgefahr

Themenwoche: Wenn Leid das Leben schwer macht – Erfahrungen von Menschen der Bibel
Es ist das Besondere des Christentums, dass es Leid als Grunderfahrung des Menschen ernstnimmt – besonders wird das in der Leidensgeschichte Jesu deutlich, das nicht zu denken ist ohne das Leiden der Kranken, Verletzten, Verlassenen, Ausgestoßenen, Sterbenden. Die Bibel kennt viele solcher Menschen. Was ihre Erfahrungen unserem Leben sagen können, zeigt Pater Daniel Hörnemann an fünf Beispielen.

Er musste vieles erleiden, er stand in Konkurrenz zu falschen Propheten, deren angenehmere Botschaften man viel lieber hörte als seine, man brachte ihn gewaltsam zum Schweigen, bedrohte ihn mit der Todesstrafe, schlug ihn, spannte ihn bewegungsunfähig in den Stock, warf ihn ins Gefängnis und in eine verschlammte Zisterne, verschleppte ihn. Er wirkte und betete für sein Volk, erntete aber nur Misstrauen, Undank, Hohn und Spott. Eine Hungersnot war auch für ihn eine Todesgefahr.

Nach der Eroberung Jerusalems durch den König von Babel und der Deportation sorgt Gott dafür, dass Jeremia durch den Obersten der Leibwache freigelassen wird. Die Ausführung des göttlichen Auftrags war für ihn dauernd lebensgefährlich. Sein ganzes Leben lang wirkte er für den Erhalt des Südreichs und für die Umkehr der Bewohner zum Herrn, doch musste er schmerzlich erleben, dass sein gesamtes Bemühen vergeblich war und er den Zusammenbruch dessen erlebte, was er aufzubauen getrachtet hatte.

Der „weinende Prophet“ als Leitfigur?

Jeremia galt als der „weinende Prophet“, die „Jeremiaden“ sind die Klagelieder dessen, der so deprimiert war, dass er den Tag seiner Geburt verfluchte. Die große Leidensgestalt unter den Propheten fühlte sich von Gott gebraucht, geradezu missbraucht. Er kann eine Leitfigur für uns darin sein, wie er allen körperlichen und seelischen Leiden zum Trotz auf dem Fundament der Treue Gottes lebte und ihm unablässig die Treue hielt.

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