Themenwoche: Wie Menschen der Bibel mit Leid im Leben umgehen (1)

Mose – bedroht von Anfang an

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Er ist ein Großer, aber er ist nicht nur der große Held und Retter, ganz und gar nicht. Mose, der mutige Wegweiser ins gelobte Land, hat seine ganz eigene Leidensgeschichte. Für alles und jedes wird er verantwortlich gemacht. Wie hält man das aus?

Moses Leben stand von Anfang an unter dunklen Schatten. Das Kindermord-Edikt eines Tyrannen bedrohte seine Existenz schon von ihrem Beginn an. Nach zwei erfolglosen Versuchen, sich in die Geschicke anderer einzumischen, schien er nach seiner Flucht in Midian endlich etabliert. Aber schon bald riss ihn das Dornbusch-Ereignis aus seinem gesicherten Dasein. Er wurde herausgerufen, all seinen Widerständen und Einwänden zum Trotz. Zwar erhielt er Hilfestellungen, aber der neue Weg in die Ungewissheit und Gefahr hinein musste gegangen werden.

Immer wieder stand er zwischen den Fronten, zerrieben zwischen Israel und Ägyptern sowie zwischen dem Volk und Gott. Sein Auftrag war eigentlich ein unmögliches Unterfangen, das ihn zeitlebens Energie und Einsatz kostete. Häufig murrte das Volk gegen ihn und begehrte auf. Immer wenn der Weg sich nicht so gestaltete, wie die Israeliten es gerne gehabt hätten, und in jeder Krise wurde er dafür verantwortlich gemacht.

Sogar der Lynchmord drohte

Themenwoche: Wenn Leid das Leben schwer macht – Erfahrungen von Menschen der Bibel
Es ist das Besondere des Christentums, dass es Leid als Grunderfahrung des Menschen ernstnimmt – besonders wird das in der Leidensgeschichte Jesu deutlich, das nicht zu denken ist ohne das Leiden der Kranken, Verletzten, Verlassenen, Ausgestoßenen, Sterbenden. Die Bibel kennt viele solcher Menschen. Was ihre Erfahrungen unserem Leben sagen können, zeigt Pater Daniel Hörnemann an fünf Beispielen.

Die Machthaber Ägyptens trachteten ihm nach dem Leben oder erschwerten auf jede nur denkbare Weise das Auszugsvorhaben. Er war oft am Rande seiner Kräfte. Die Israeliten resignierten bei der geringsten Gelegenheit und verdrehten den Exodus als Weg in den Tod statt als Weg in die Freiheit. Jede Krisensituation führt rasch das Bereuen herbei, sich überhaupt auf das Unternehmen Exodus eingelassen zu haben.

Ihm wird das Vertrauen entzogen, die Israeliten sehen sich von ihm und seinem Gott getäuscht. Bei existenziellen Nöten wie dem Mangel an Nahrung oder an Wasser traten sie ihm aus Angst ums Überleben feindselig entgegen. Bei allen Rückschlägen gaben sie ihm die Schuld. Es ging sogar so weit, dass ihm ein Lynchmord drohte: „Mose schrie zum Herrn: Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig und sie steinigen mich“ (Ex 17,4).

Moses kann als Vorbild gelten

Der menschliche Führer sieht sich am Ende und weiß sich nur noch hilfesuchend an seinen Gott zu wenden. Die Menschen konfrontieren ihn mit ihrer tiefen Glaubensnot und ihren Zweifeln am Dasein Gottes für sie. Immer wieder soll Mose sie durch die harten Phasen der Lehrzeit Israels in der Wüste hindurchführen. Er leidet an den Leiden seines Volkes, er selbst erfährt am eigenen Leibe Not und Todesgefahr, jedoch auch Hilfe und Rettung.

Mose lernt durch die Erfahrungen von Misserfolg und Erfolg. Der oft hilflose Helfer wird mit unvorhersehbaren Situationen und Begegnungen konfrontiert. Er geht durch Versuch und Irrtum und erfährt dabei die Abgründigkeit Gottes, aber auch seine verlässliche Präsenz. Mose ist vorbildlich durch seinen Umgang mit Enttäuschung, Rückschlägen, Scheitern und Schuld.

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