Themenwoche: Wie Menschen der Bibel mit Leid im Leben umgehen (3)

Ijob – der große Dulder und Rebell zugleich

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Hiobsbotschaften sind wohl für niemanden erbaulich. Dabei ist die Geschichte von „Hiob“ oder „Ijob“ längst nicht nur niederschmetternd, sondern zeigt auch Perspektiven auf.

Wer empfängt schon gerne sogenannte Hiobsbotschaften? Rhetorische Frage, natürlich niemand, dennoch werden sie wohl jeden Menschen ereilen. Meist im unpassendsten Moment erhält man eine Nachricht von Unglücksfällen und traurigen Ereignissen, von Krisen und Katastrophen. Dergleichen Botschaften mit niederschmetterndem Inhalt nimmt niemand gerne entgegen. Im Dänischen und Schwedischen heißen sie „jobspost“. Nur die Medien bringen sie gerne, das Gute gilt nicht als „newsworthy“, das Negative und sensationell Katastrophale erzielt hohe Aufmerksamkeit.

Woher hat die Hiobspost ihren Namen? Im Kreuzworträtsel kommt er häufiger vor, da wird eine „biblische Leidensgestalt“ mit vier Buchstaben gesucht. Die Lösung ist meist „Hiob“, seltener „Ijob“. Er ist das herausragende Beispiel für einen leidenden Gerechten, dessen Gottesbeziehung auf eine harte Probe gestellt wird. Obwohl er sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, wird er mit Krankheit und weiteren Desastern geschlagen.

Gottes-Frage wird akut

Themenwoche: Wenn Leid das Leben schwer macht – Erfahrungen von Menschen der Bibel
Es ist das Besondere des Christentums, dass es Leid als Grunderfahrung des Menschen ernstnimmt – besonders wird das in der Leidensgeschichte Jesu deutlich, das nicht zu denken ist ohne das Leiden der Kranken, Verletzten, Verlassenen, Ausgestoßenen, Sterbenden. Die Bibel kennt viele solcher Menschen. Was ihre Erfahrungen unserem Leben sagen können, zeigt Pater Daniel Hörnemann an fünf Beispielen.

Er verliert seine Viehherden, sein Personal, schließlich sogar seine Kinder. Ohne ersichtlichen Grund wird aus bisherigem Segen plötzlich Fluch. Sein Leben wird völlig auf den Kopf gestellt. Die Erfahrungen von Verlust, Krankheit, Trauer, Leid und Tod bewirken die letzten Fragen nach der An- oder Abwesenheit Gottes und nach dem Sinn all des Durchlebten.

Hinter der Erzählung vom leidenden Gerechten steht das wohl bleibend aktuelle Theodizee-Problem: Wenn es einen (guten und) allmächtigen Gott gibt, warum lässt er dann das Leid zu? Warum werden die einen schuldlos Opfer von schwerem Leid, während andere davon verschont bleiben? Er schreit zu Gott, weil er glaubt, dass das Leid von Gott kommt und dieser es auch beenden kann.

Ermutigung zu neuer Gottesvorstellung

Ijob kann jeder sein, die Hauptgestalt der jüdischen Erzählung ist eine fiktive Figur, in der sich jeder Mensch wiederfinden kann. Sein Name ist ein großes Fragezeichen: „Ijob“ bedeutet „Wo ist der Vater?“ Ijob hätte seinen Glauben verwerfen können, wozu ihm ja seine Frau dringend riet. Seine Freunde versuchten, mit alten, nicht mehr tragfähigen Glaubensmustern das Unglück zu erklären.

Der Rebell und Dulder zugleich, Ijob, ein Typus für Widerstandskraft und Resilienz, führte die damalige Theologie in die Krise. Er will Gott selbst schauen und von ihm Antwort erhalten.

Wenn der Mensch sonst keinen Ansprechpartner mehr hat, ist Gott das große Du. Nur der Herr der Geschichte vermag das Leid zu wenden, selbst in aussichtslosen Situationen. Das Buch Ijob lädt ein zu Identifikation, Auseinandersetzung, Gegenwehr und Lebensdeutung. Es ermutigt dazu, alte Vorstellungen hinter sich zu lassen und neuen Gottesvorstellungen entgegenzugehen.

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