Bundesweite Eröffnung in Münster

Erst Kirchturm, dann Käsekuchen: Am Sonntag ist Tag des offenen Denkmals

Anzeige

Es ist eine Erfolgsgeschichte. Seit 1993 lockt der Tag des offenen Denkmals Millionen Bürger an. Ob Schlösser oder Fabriken, Kirchen oder Arbeitersiedlungen: Die Aktion hat den Denkmalschutz im Bewusstsein verankert.

Erst eine Führung über den Dachstuhl der Dorfkirche, dann Streuselkuchen im Pfarrgarten. Ein Rundgang durch eine stillgelegte Fabrik oder der Besuch in einer alten Mühle, die zum Wohnhaus umgestaltet wurde. Am 10. September ist all das wieder möglich. Zum 30. Mal organisiert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dann den bundesweiten Tag des offenen Denkmals.

Von einem „Türöffner für die Denkmalpflege“ spricht die Pressesprecherin der Stiftung, Ursula Schirmer, die die Aktion seit 1993 begleitet hat. Von einem „Schaufenster des Denkmalschutzes“, das der Bevölkerung auf lockere Weise ein Bewusstsein für das kulturelle Erbe verschafft. Das bei Jung und Alt Verständnis dafür weckt, was Denkmale ausmacht und warum sie schützenswert sind. Und das auch Eigentümern, Fördervereinen und Bürgerinitiativen eine Bühne bietet, um ihr Engagement öffentlich zu zeigen.

Mit der App zum offenen Denkmal

Ob Industriekultur, historische Orte des Genusses, Wohnen im Denkmal, Macht und Pracht, Sakralbauten oder Reisen, Handel und Verkehr: Die Aktion steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Alle Aktionen werden zentral bei der Stiftung gemeldet, damit diese das bundesweite Programm erstellen kann. Mittlerweile ist es im Internet abzurufen, nach Orten zu selektieren oder per App auf den jeweiligen Standort zugeschnitten abzufragen.

„Das Konzept ist aufgegangen“, sagt Schirmer. Der Tag des offenen Denkmals hat sich zur größten bundesweiten Kulturveranstaltung gemausert. Rund fünf Millionen Menschen nutzen die Angebote Jahr für Jahr. Mehr als 5.500 Denkmale gibt es in diesem Jahr zu entdecken – das sind zwar deutlich weniger als die 7.500 in Vor-Corona-Zeiten, aber doch ein Aufwärtstrend.

Über 500 Denkmal-Touren im Angebot

Einerseits, so vermutet Schirmer, hat mancher langjährige Teilnehmer der Aktion die Pandemie zum Anlass für eine Pause genommen. Andererseits wurden neue Veranstaltungsformen entwickelt: In diesem Jahr werden über 500 Denkmal-Touren – Stadtrundgänge oder Radtouren – angeboten, die gleich mehrere Denkmäler ansteuern und Zusammenhänge deutlich machen.

Überhaupt haben die Corona-Jahre dem Tag des offenen Denkmals einen Schub gegeben, sagt die Pressesprecherin. Der weitgehend im Internet stattfindende Denkmaltag 2020 war aus Sicht der Veranstalter ein Überraschungserfolg.

Entdeckungstour auch vom Sofa

Alle Informationen und das Programm unter: www.tag-des-offenen-denkmals.de.

Über 1.200 Beiträge – von virtuellen Rundgängen über Foto-Collagen bis zu Audiobeiträgen – haben kreative Denkmalfreunde aus dem gesamten Bundesgebiet damals auf der Veranstaltungs-Plattform platziert. 2021 gab es eine Mischform aus digitalen und Vor-Ort-Formaten, die sich jetzt durchsetzt: Interessierte können seitdem Denkmäler vor Ort live erleben, aber auch vom Sofa aus digital erkunden.

Im Jubiläumsjahr steht die Aktion unter dem Motto „Talent Monument“. Die Denkmalschützer fragen nach den außergewöhnlichen Eigenschaften, die Denkmale ausmachen: Was macht das windschiefe Fachwerkhaus am Ortsende zum Blickfang? Wieso zieht die unscheinbare Waldkapelle allzeit Besucher an? Und warum ist der schlichte Betonbau aus den 1960ern doch so charmant?

Bundesweite Eröffnung in Münster

Ob pompöse Schlossfassaden oder schlichte Backsteinmauern, prunkvolle Hallen oder bescheidene Kammern: Das Scheinwerferlicht richtet sich nicht nur auf die großen Stars, sondern auch auf die unscheinbaren Denkmäler, deren Persönlichkeiten erst auf den zweiten Blick auffallen.

Eröffnet wird die Aktion diesmal in Münster. Die westfälische Bischofs- und Universitätsstadt erinnert im gesamten Jahr 2023 zusammen mit Osnabrück an den 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens, der im Jahr 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete.

Friedenssaal im Mittelpunkt

Zum Denkmaltag will die Gastgeber-Stadt bauliche und historische Zeugnisse in den Mittelpunkt rücken, die für die Beendigung des verheerenden Krieges durch diplomatische Verhandlungen stehen, vor allem natürlich das historische Rathaus mit seinem Friedenssaal.

Hervorgehoben werden soll aber auch, dass die im Zweiten Weltkrieg weithin zerstörte Stadt aufgrund bürgerschaftlichen Engagements durch den Wiederaufbau ein besonderes Flair geschaffen hat. Deswegen wird der Denkmaltag in Münsters „guter Stube“ – dem Prinzipalmarkt mit seinen in den Nachkriegsjahrzehnten wiedererstandenen Gebäuden – eröffnet.

Anzeige