Fachtagung der oldenburgischen Caritas zum katholischen Profil ihrer Einrichtungen

Experten warnen vor rein gewinnorientierten Sozial-Einrichtungen

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Was macht das christliche Profil einer Einrichtung der Caritas aus? Darüber diskutierten Fachleute bei einer Tagung des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg. Wissenschaftler aus Münster und Berlin gaben dazu grundsätzliche Impulse.

Starke Worte und eindeutige Warnung eines Fachmanns: „Wir dürfen unsere Caritas-Einrichtungen nicht an börsen-notierte Unternehmen abgeben.“ Eine Forderung von Michael Fischer von der St.-Franziskus-Stiftung Münster. Für ihn ist klar: Die Caritas habe in der Gesellschaft weiterhin Fragen wachzuhalten und wichtige Werte zu vermitteln.

Fischer sprach auf einer Fachtagung des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Das Thema: „Profil gewinnen, Profil gestalten?“ Über Kultur, Identität und Profil von Caritaseinrichtungen wurde gesprochen, aus Anlass des 101-jährigen Jubiläums des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg.

Katholische Kliniken abgeben?

Fischer forscht auch über die Gestaltung christlicher Identität im katholischen Gesundheitswesen. Er kennt frühere Diskussionen dort sehr gut. Zum Beispiel, ob es inzwischen nicht besser sei, katholische Kliniken einfach aufzugeben.

Etwa, weil es nach der Pionierarbeit katholischer Einrichtungen inzwischen auch kompetente andere Krankenhäuser gebe. Etwa, weil „der Spagat zwischen Ökonomie und Ethik“ nicht mehr auszuhalten sei. Etwa, weil es nicht mehr eine ausreichende Mitarbeiterschaft mit kirchlicher Prägung gebe.

Caritas hat noch ihren Auftrag

Professor Andreas Lob-Hüdepohl, Theologe aus Berlin und Mitglied im Deutschen Ethikrat. | Foto: Franz Josef Scheeben
Professor Andreas Lob-Hüdepohl, Theologe aus Berlin und Mitglied im Deutschen Ethikrat. | Foto: Franz Josef Scheeben

Solchen Gedanken erteilte Fischer eine Absage. Katholische Kliniken hätten heute durchaus noch ihren Auftrag, und die Mitarbeiterschaft sei ja „keineswegs gottlos“. Entscheidend sei, dort eine christliche Identität zu schärfen. Denn „ohne einen Bezug zur Kirche verliert die Caritas ihre Seele.“

Fischer verwies auf Untersuchungen, Pflegekräfte und ihr Selbstverständnis kennenzulernen. „Da haben sich nicht unbedingt Dimension von Kirchlichkeit ergeben. Aber die entscheidende Dimension der Mitmenschlichkeit.“

Bunt und in der Spur Jesu

Bei anderen Untersuchungen über ihr Bild einer christlichen Pflege habe sich ein unerwartetes Ergebnis gezeigt: „Das hat sich wunderbar mir ihrem eigenen, persönlichen Bild gedeckt.“ Fischers Fazit: „Die Mitarbeitenden sind bunt und bewegen sich in der Spur Jesu.“

Für den Wissenschaftlicher kommt es darauf an, Kliniken wie Caritaseinrichtungen als „glaubwürdige Lebensorte der Kirche“ zu gestalten. Das könne etwa geschehen, indem eine Klinik ein festes Ethikkomitee einrichte, um jederzeit grundsätzliche Fragen der Pflege beantworten zu können. Bei solchen und vergleichbaren Projekten werde ein kirchlicher Arbeitgeber „in Zukunft viel investieren“ müssen, forderte Fischer.

Caritas darf wirtschaftlich arbeiten

Professor Michael Fischer, Theologe aus Münster und Krankenhaus-Experte bei der Franziskusstiftung. | Foto: Franz Josef Scheeben
Professor Michael Fischer, Theologe aus Münster und Krankenhaus-Experte bei der Franziskusstiftung. | Foto: Franz Josef Scheeben

Die Tagung der Caritas wurde ergänzt durch einen Vortrag von Professor Andreas Lob-Hüdepohl. Der Theologe und Sozialethiker betonte, Einrichtungen der Caritas seien grundsätzlich durchaus Unternehmen, die nach den Regeln der Wirtschaftlichkeit arbeiten müssten. Dies sei auch notwendig und erlaubt für die Kirche, denn nur dann könne die Hilfe für Notleidende auch „hilfreich“ sein, also kompetent und qualifiziert. Solche „hilfreiche Hilfe“ brauche eben eine Finanzierung durch wirtschaftliches Arbeiten.

Lob-Hüdepohl warnte jedoch vor einer „sehr gefährlichen Tendenz“: einer „Vermarktlichung“ im Gesundheitswesen. Da stehe nicht mehr die „hilfreiche“ Hilfe im Vordergrund, sondern allein die „gewinn-orientierte“ Hilfe. Sicher werde auch eine katholische Einrichtung vor „schwierigen ökonomischen Abwägungen und Kompromissen“ stehen. Die aber müssten für sie immer „eingerahmt“ sein durch „die unbedingte Geltung der Menschenwürde“.

Barmherzigkeit gefragt

Lob-Hüdepohl verwies hier auf „unverwechselbar christliche“ Merkmale für Caritaseinrichtungen. Er nannte als Beispiel die „Achtsamkeit“ als Folge christlicher Barmherzigkeit. Die müsse sich nicht nur in der Pflege zeigen, sagte der Theologe.

Die Tagung in Stapelfeld wurde abgeschlossen durch die Vorstellung von Caritasprojekten aus Cloppenburg, Lastrup und Meppen, die sich mit besonderen Projekten um die Schärfung ihres katholischen Profils bemühen.

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