Themenwoche: Lecker fasten - what? (3)

Fastenessen auf dem Hof - das Struwen-Rezept zum Nachkochen

Die fertigen Struwen aus der gusseisernen Pfanne von Ursula Krechtmann. | Video: Michael Bönte

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Ursula Krechtmann backt Struwen. Das Münsterland hat gleich mehrere Fastengerichte zu bieten. Kirche+Leben erklärt, wie Sie die beliebten Struwen backen können.

Es ist neun Uhr, da trifft Ursula Krechtmann schon die ersten Vorbereitungen für das Mittagessen: Heute gibt es Struwen für ihren Sohn, ihren Mann und einen Mitarbeiter, die schon seit dem frühen Morgen Kühe melken, Schweine mästen und für Ordnung auf dem Hof bei Lüdinghausen sorgen. Mehrmals in der Fastenzeit backt Krechtmann die Hefepfannkuchen. „Eigentlich gibt es das Gericht bei uns immer Aschermittwoch und Karfreitag. Und lieber ohne Rosinen. Die mögen unsere Männer nicht so.“

Mit den Händen knetet Krechtmann den Teig nicht mehr. „Das habe ich letztens gemacht, da ist mir aber die Schüssel kaputtgegangen. Für den Teig muss man eine Menge Kraft haben, der ist sehr dickflüssig und will ordentlich geknetet werden.“ Denn bis der Teig ziehen kann, müssen kleine Bläschen entstehen. „Das geht dann doch schneller mit dem Mixer.“

Warme Milch hilft beim Ziehen

Themenwoche „Lecker fasten – what?“
Die meisten Menschen verbinden mit der Fastenzeit vor allem Verzicht. Weniger essen, weniger Alkohol, weniger Süßes, weniger Zigaretten, weniger Internet. Doch wenn an manchen Tagen besondere Fastenspeisen auf dem Speiseplan stehen, zeigt sich: Die Fastenzeit kann manchmal auch ziemlich lecker sein. Vier Beispiele zum Nachkochen.

Der Teig für die Struwen muss eine Zeit lang ziehen. „Schneller geht es natürlich mit warmer Milch. Die Schüssel dann an einen warmen Ort, bestenfalls auf eine Heizung, stellen“, so die 62-Jährige. Die Milch dafür kommt von den 150 Kühen des eigenen Betriebes.

Weitere Zutaten: „Ein Ei reicht völlig aus. Natürlich brauchen wir noch Mehl, zwei Esslöffel Zucker und einen Block Hefe“, liest sie aus ihrem Kochbuch „Die Führung der bürgerlichen und feinen Küche“ von 1951. Eigentlich hat sie die Zutaten aber im Kopf. So schwer sei das Rezept ja nun auch wieder nicht.

Struwen ist ein Karfreitags- oder Fastenessen

Das Gericht hat eine lange Tradition: Bereits vor über 800 Jahren soll Bischof Erpho von Münster das einfache Fastenessen empfohlen haben. Mittlerweile wird das Gebäck als Karfreitags- oder eben Fastenessen besonders im Münsterland angepriesen. Ursula Krechtmann plant heute für vier Personen mit besonders viel Hunger. In einer gusseisernen Pfanne bedeckt sie den kompletten Boden mit Rapsöl.

In das Öl gibt sie mit einem Suppenlöffel vier Teige, die leicht flüssig sind. Sie zerlaufen zu Talern, die daumendick in der Pfanne braten. Sind die Struwen von der einen Seite dunkelbraun, werden sie gewendet. Es entstehen bei zwei Portionen Teig rund 20 bis 25 Stück, über die zum Schluss noch etwas Zucker gestreut wird.

Struwen können auch herzhaft genossen werden

Als Beilage essen die Krechtmanns Pflaumen- oder Birnenkompott. „Es geht aber auch herzhaft: In manchen Lokalitäten werden zu den Struwen Bohnen in roter oder weißer Soße angeboten“, weiß Ursula Krechtmann. Die Kühe sind gemolken, die Schweine gefüttert: Nun gibt es auf dem Gehöft bei Lüdinghausen um Punkt zwölf Uhr Mittagessen. Typisch münsterländisch: Struwen mit Kompott.

„Hefeplätzchen“, „Struwen“ oder „Püfferchen“:
Zutaten für  6 bis 8 Personen: ein Würfel Hefe, ein Ei, ein halber Teelöffel Salz, zwei Esslöffel Zucker, wahlweise 125 g Rosinen, 500 g Mehl, 375 ml Milch, Öl oder Schmalz zum Backen, Birnen- oder Pflaumenkompott 
Zubereitung: Die erste Hälfte Mehl mit Hefe vermengen und ein Ei dazugeben. Die warme Milch mit einem Mixer einrühren. Den Rest Mehl hinzufügen und weiter rühren, bis kleine Bläschen im Teig entstehen. Die mit einem Geschirrtuch abgedeckte Teigschüssel nun an einem warmen Ort ziehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Wenn die Struwen mit Rosinen verzehrt werden sollen, geben Sie diese jetzt hinzu. Den Pfannenboden bedecken Sie komplett mit Öl oder Schmalz. Je nach Größe der Pfanne geben Sie rund vier gut gefüllte Löffel Teig in das heiße Öl. Ist die eine Seite dunkelbraun, wenden Sie den Teig. Die abkühlenden Struwen bestreuen Sie mit Zucker. Dazu können Sie Birnen- oder Pflaumenkompott anbieten.

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