Andrea Rösch über den Wandel in der Laienbewegung

Fokolar-Sprecherin: „Verantwortung mit Macht verwechselt“

Zehn Jahre nach dem Tod der Begründerin der Fokolar-Bewegung, Chiara Lubich, sieht sich die Bewegung in einem Strukturwandel. Es sei in der Vergangenheit zu Schieflagen in der Führung gekommen, sagt Fokolar-Sprecherin Andrea Rösch.

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Zehn Jahre nach dem Tod der Begründerin der Fokolar-Bewegung, Chiara Lubich (1920-2008), sieht sich die Laienbewegung nach wie vor in einem Strukturwandel. Dies sei kein leichter Prozess, sagte die deutsche Fokolar-Sprecherin Andrea Rösch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die ursprünglich zentralistisch aufgebaute Bewegung sei auf dem Weg, dass immer mehr Verantwortung von den lokalen und regionalen Gruppen wahrgenommen werde.

Für die Leitung in Rom bedeute dies, Entscheidungen in die Fläche abzugeben, erläuterte Rösch. „Andersherum mussten sich viele Fokolare erst einmal daran gewöhnen, aus dem Schatten einer Leitfigur herauszutreten und sich selbst in die Pflicht zu nehmen.“ Der Tod von Lubich sei natürlich ein Einschnitt gewesen. Doch Angst um den Fortbestand der Bewegung habe es nie gegeben. Schon zu Lebzeiten habe die Gründerin darauf hingewiesen, „dass nicht sie wesentlich sei, sondern das Leben mit Jesus in unserer Mitte“.

 

Rösch: Schieflagen in der Führung

 

Der bisweilen erhobene Vorwurf, dass es einen sektenähnlichen Personenkult um Lubich gegeben habe, schmerze sie, sagte Rösch. Die Kritik sei heute nicht mehr haltbar, sei aber früher teilweise begründet gewesen. An manchen Orten habe es ihn aus historischen Gründen gegeben, nicht aber in Deutschland. Lubich selbst sei daran nie gelegen gewesen. Die Sprecherin räumte zugleich ein, dass es auch zu Schieflagen in der Führung gekommen sei. Manche hätten Verantwortung mit Macht verwechselt.

Für die Zukunft gehe es darum, sich wieder verstärkt um die Menschen an den Rändern der Gesellschaft zu kümmern, kündigte Rösch an. Zudem sollten vor Ort tatkräftige Gruppen entstehen, um auf die lokalen Herausforderungen individuell eingehen zu können. Hier in Deutschland sei dies vor allem eine „vertiefte Ökumene“.

Andrea Rösch gehört seit 1974 zur Fokolar-Bewegung und war Referentin in der Fachstelle Orden, Säkularinstitute und Geistliche Gemeinschaften im Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Münster.

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