Bischof kündigt weitere Missbrauchs-Aufarbeitung an

Genn dankt Seelsorgern für Dienst trotz ihrer Frusterlebnisse

Bischof Felix Genn hat den Seelsorgern im Bistum Münster für ihren Einsatz gedankt. In der Chrisam-Messe im Dom in Münster betonte er, um den Frust der Seelsorger zu wissen.

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Bischof Felix Genn hat den Seelsorgern im Bistum Münster für ihren Einsatz gedankt. Mit Blick auf die Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche sagte Genn am Montag im Dom in Münster, es würden leicht die vielen Priester und anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vergessen, die treu ihren Dienst täten. Ihnen wolle er ausdrücklich danken.

Der Bischof predigte in der Chrisam-Messe zur Weihe der liturgischen Öle, in der die anwesenden Priester ihr Weiheversprechen erneuern. Er wisse, so Genn, dass Seelsorger vieles erleben würden, das sie „als vergebliche Liebesmüh ansehen“ würden. Auch die Angriffe auf die ehelose Lebensform der Priester „können mürbe machen“. Zudem verletze es zu sehen, wie „Verantwortungsträger auch in unserem Bistum mit dieser Verantwortung umgegangen sind“.

 

Bischof: „Wir wollen den Missbrauch aufarbeiten“

 

In „Kirche+Leben“ hatte zuletzt der Moderator des Priesterrats, Pfarrer Christoph Gerdemann, eine langsame Aufarbeitung der systemischen Ursachen der Kirchenkrise beklagt. Dies mache „wütend, enttäuscht und frustriert“. Michael Kertelge von der Mitarbeitervertretung der Pastoralreferentinnen und -referenten hatte im „Kirche+Leben“-Interview erklärt, gerade Seelsorger in Pfarreien, die von Missbrauch betroffen seien, gingen „auf dem Zahnfleisch“.

Bischof Genn unterstrich in der Predigt gleichwohl, dass die Verantwortlichen im Bistum die Missbrauchsfälle „aufarbeiten wollen und nicht nur müssen“. Die Wunden, die die Täter geschlagen hätten, seien noch nicht verheilt. „Diese Wunde ist immer noch offen, weil wir erfahren müssen, dass es Beschuldigte gibt, die einfach nicht einsehen können, was sie getan haben, dass es Beschuldigte gibt, mit denen wir nicht mehr sprechen können, weil sie bereits verstorben sind.“ Zudem gebe es Betroffene, die „zutiefst verletzt worden sind und denen es verständlicherweise schwer fällt, in den Weg des Verzeihens einzusteigen“.

 

Genn sieht „Diskussionen, die notwendig sind“

 

Der Bischof fragte rhetorisch, ob es nicht auch Aufgabe der Seelsorger sei, „an der Unfähigkeit mitzutragen, dass Täter gar nicht bereuen“, und das Kreuz derer mitzutragen, die wegen ihrer schweren Verwundungen nicht oder noch nicht vergeben könnten. Genn ermunterte die Zuhörer zum Blick auf Jesus, der selbst im Tod der Erlöser sein werde.

Der Gekreuzigte gebe auch Halt „angesichts der ermüdenden Diskussionen, Auseinandersetzungen und Kämpfe“ in der Kirche, die „zum Teil bitter notwendig sind und uns auch noch weiter beschäftigen werden“, so der Bischof. Es sei mitunter „von einem Riss zwischen dem Volk Gottes und den Amtsträgern“ die Rede, mancher habe den Eindruck, dass „wir fast vor einer äußeren Spaltung der Kirche stehen“. Jesus habe am Kreuz „durch seine ausgespannten Arme, durch die Spannung zwischen oben und unten“, die Einheit der Kirche „erworben, erlitten und erkämpft“.

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