Einrichtung kämpft mit Raumnot

Herberge für Obdachlose: Pax Christi prämiert Dinklager Martinsscheune

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Die Wertschätzung freue sie zwar, sagt Leiterin Schwester Johanna zum Papst-Johannes-XXIII.-Preis für das Projekt „Martinsscheune“ in Dinklage. Vor allen Dingen eines mache die Arbeit aber weiter schwierig.

Das Projekt kann auch diese Unterstützung gut gebrauchen. „Für unsere Arbeit ist jede Form von Aufmerksamkeit wichtig“, sagt Schwester Johanna Wiese. Die Benediktinerin lebt im Kloster Burg Dinklage und leitet dort die „Martinsscheune“, eine Anlaufstelle für wohnungslose Menschen. Und sie freut sich auch über die Wertschätzung, die darin steckt, dass der Pax-Christi-Diözesanverband Münster das Projekt mit dem Papst-Johannes-XXIII.-Preis 2023 auszeichnet. Am Samstag, 18. November, soll er in der Benediktinerinnenabtei in Dinklage überreicht werden, in Form einer Urkunde und einer Büste des Papstes, dessen Namen er trägt.

Die Auszeichnung sei gedacht für Menschen und Gruppen, „die sich in besonderer Weise um die Weiterführung und Aktualisierung der Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils bemühen und der Friedensliebe und Menschenfreundlichkeit von Papst Johannes XXIII. ein Gesicht in der Gegenwart geben“, erklärt der Pax-Christi-Diözesanverband dazu.

Martinsscheune als Ausgangspunkt für einen Neustart

Genau das geschehe in der Martinsscheune. Wo Menschen „temporär Obdach finden, sich ausruhen, ihre Gedanken und Papiere sortieren, sie als Sprungbrett benutzen, um einen neuen Anpack für ihr Leben zu finden“, heißt es in der Begründung des Preisbeirats. Und wo Gäste, die auf der Straße leben wollen, ebenso willkommen sind wie diejenigen, die einen Neustart mit festem Wohnsitz wagen wollen. Auch wenn das, so beklagt Schwester Johanna, immer schwieriger geworden sei.

Sechs Einzelzimmer hält die Martinsscheune als Übergangs-Unterkünfte vor. „Wir haben im Moment aber mehr Gäste als Betten“, sagt Schwester Johanna. Ein Bewohner müsse deshalb zurzeit auf dem Sofa im gemeinsamen Wohnzimmer schlafen. „Eine Zeit lang geht das mal“, meint die Benediktinerin. Aber nicht auf Dauer.

Grundproblem: stockender sozialer Wohnungsbau

Schwester Johanna weiß, dass viele Menschen die Arbeit der Martinsscheune unterstützen wollen. Aber das, was wirklich helfen würde, sei immer schwieriger zu bekommen: Wohnraum. „Weil es zu wenige kleine Wohnungen gibt. Und weil die Städte beim sozialen Wohnungsbau nicht nachkommen, um die Wohnungen zu ersetzen, die nach zehn Jahren aus der Sozialbindung fallen.“ Wohnungen, die dann ohne Einkommensnachweis angemietet werden können.

Seit 26 Jahren gibt es die Martinsscheune in einem Nebengebäude der Ökonomie der Burg Dinklage. Von 1992 bis 1997 war dafür eine Scheune mithilfe von Spenden umgebaut worden. Träger der Einrichtung ist der gemeinnützige Verein „Martinsscheune e. V. – Herberge für Menschen in Not“.

Schwester Johanna unterstützt die Gäste auf Zeit nicht nur bei der Suche nach Wohnraum, sondern hilft ihnen auch in anderen Bereichen bei ihrem Versuch, auf eigene Beine zu kommen. Sie kann dabei zurückgreifen auf ein Netz von Unterstützerinnen und Unterstützern, das mittlerweile rund um das Projekt Martinsscheune entstanden ist.

Zur Auszeichnung:
Der Pax-Christi-Diözesanverband Münster verleiht seit 2013 alle zwei Jahre den Johannes-XXIII.-Preis. Ein elfköpfiger Preisbeirat entscheidet über die Auswahl der Preisträger. Zuletzt war 2021 die maßgeblich von Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich ins Leben gerufene „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ ausgezeichnet worden. Sie setzt sich ein für gerechte Lebensbedingungen von Arbeitsmigranten, etwa in der Fleischindustrie. 2019 ging die Auszeichnung an das „Netzwerk Kirchenasyl Münster“. Ein Preisgeld ist mit der Ehrung nicht verbunden. Pax Christi mit Sitz in Paris ist die internationale katholische Organisation der Friedensbewegung.

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