Bisher stoßen Helfer auf verschlossene Türen

Initiative will Flüchtlinge von Lesbos nach Münster holen

Andre Burhoff war vier Monate auf Lesbos, um Flüchtlingen zu helfen, die ohne Perspektive auf Asyl sind. Die Initiative „Münster – Stadt der Zuflucht“ will den Gestrandeten eine neue Heimat bieten. Bei der Stadt steht sie vor verschlossenen Türen.

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Andre Burhoff studiert in Münster Sozialarbeit. Gerade ist der 25-Jährige von einem viermonatigen Freiwilligen-Einsatz auf Lesbos zurückgekehrt. Dort hat er nahe der Stadt Mytilini für 200 Flüchtlinge Essen gekocht. „Die Menschen sitzen seit drei und mehr Jahren auf der griechischen Insel fest. Sie leben auf der Straße oder in leer stehenden Häusern. Wir haben sie auch mit Kleidung versorgt.“

Burhoff berichtet der Initiative „Münster – Stadt der Zuflucht“ über die Lage in Griechenland. Die Initiative setzt sich aus humanitären Gründen dafür ein, 370 auf den griechischen Inseln gestrandete Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Afghanistan, Iran, Kongo, Marokko oder Sudan nach Münster zu holen. „So viele, wie es Jahre zwischen dem in Münster geschlossenen Westfälischen Frieden und heute gibt“, sagt Doris Hess-Diebäcker.

 

Politiker sind uneinig

 

Sie und Daniel Hügel von Pax Christi Münster laufen allerdings zurzeit gegen verschlossene Türen. „SPD und Linke unterstützen das Anliegen. Die CDU lehnt es ab, die Grünen sind geteilt“, sagt Hess-Diebäcker. Auch beim Bistum Münster habe man bisher vergeblich um Unterstützung geworben. „Wir wollen bewirken, dass die städtische Verwaltung an das Land NRW und den Bund herantritt, um über die Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland zu verhandeln.“ 90 Prozent der Kosten würden dann von Land und Bund finanziert.

Andre Burhoff hat auf Lesbos auch Food-Boxen mit Gemüse und Gewürzen an 400 Flüchtlinge verteilt, „damit sie autonom bleiben“. Etwa 9.000 Geflüchtete lebten auf der Insel, 4.000 davon im berüchtigten Moria-Camp, einem Militärgelände, das für 2.000 Menschen ausgelegt sei. „Wir von No-Border-Kitchen (Küche ohne Grenzen) haben uns aber um jene gekümmert, die außerhalb des Lagers leben müssen. Viele sind nicht registriert. Bei anderen wurde der Asylantrag abgelehnt“, berichtet Burhoff.

 

Initiative bittet Bistum Münster um Unterstützung

 

Münsters Rat und Verwaltung könnten mit der Aufnahme von gestrandeten Flüchtlingen zeigen, dass die Stadt eine Friedensstadt ist, sagt Daniel Hügel von Pax Christi. „Wir würden uns auch freuen, wenn Bischof Felix Genn und weitere Vertreter des Bistums unsere Initiative unterstützen.“ Die Kirche sollte Anwältin von Menschen sein, denen es schlecht geht, sagt Hügel. Bischof Franz-Josef Bode von Osnabrück unterstütze ein ähnliches Projekt.

Andre Burhoff hat erlebt, dass viele Asylanträge auf Lesbos abgelehnt wurden, „weil die Übersetzer nicht gut gearbeitet haben oder weil sich die traumatisierten Menschen nicht gut ausdrücken konnten“. Auf Lesbos herrsche eine Art „Asyl-Lotterie“, kritisiert er.

 

3.000 Unterschriften gesammelt

 

„Die Flüchtlinge sind ohne Rechte. Sie haben keine Zukunft. Ihnen droht die Abschiebung in unsichere Herkunftsländern“, sorgt sich Hügel. Inzwischen hat die Initiative „Münster – Stadt der Zukunft“ 3.000 Unterschriften für das Anliegen gesammelt, um die Verantwortlichen bei der Stadt umzustimmen.

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