Markus Weßling zu einem Buch, in dem es nicht nur um Radreisen geht

Inspiration für Veränderung - gibt's die nur in fernen Ländern?

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Ein Radreise-Tagebuch eines Pfarrers in Buchform ist auch eine Anregung, über den Zustand der Kirche in Deutschland nachzudenken, meint Newsroom-Redakteur Markus Weßling.

Vielleicht braucht man einen wie Gereon Alter, der einem die Augen öffnet. Als „Fahrrad-Pfarrer“ hat der Essener auf seinen Reisen rund um den Globus Kirche ganz anders erlebt, als wir sie oft wahrnehmen: vielfältiger, kreativer, lebensrelevanter. Für einen neuen Blick und für ganz neue Antworten, die auch uns hierzulande helfen könnten.

Gereon Alter sagt, er habe es in seiner Arbeit als Seelsorger zunehmend mit Menschen zu tun, die sich überhaupt nicht vorstellen könnten, dass Kirche anders aussehen könnte, als sie es aus der Vergangenheit erlebt hätten - und dabei verkennen, dass viele Probleme gerade in dieser Vergangenheit ihren Ursprung hätten.

Die „Schockstarre“ und der Rückzug ins Vertraute

Und das stimmt ja: Die Kirche in Deutschland war in der Vergangenheit, oberflächlich betrachtet, wirkmächtiger. Aber ihre Strukturen, ihre innere Verfasstheit, der Geist, der in ihr wehte, haben vielfach doch Unheilvolles begünstigt. Auf der großen kirchenpolitischen Bühne wie in mancher Pfarrgemeinde. Man kennt die Stichworte zu genüge: Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen, damit einhergehende Verdrängungs- und Vertuschungsversuche, fragwürdiger Korpsgeist, problematische Formen der Machtausübung. Mancher haut da auf den Tisch, fordert Veränderungen

Die Mehrheit der Gläubigen hierzulande aber, so analysiert es Alter treffend, sei in eine Art „Schockstarre” gefallen.  „Auf ermüdend-kleinteilige Weise”  werde „um traditionelle Besitzstände gerungen”, anderen gar „das Katholischsein” abgesprochen oder ein „nur noch auf das Vertraute gerichteter Rückzug angetreten”. 

So gewinnen wir nicht die Zukunft der Kirche

Klar ist aber:  Diese lethargische Haltung kann nicht die Zukunft der Kirche hervorbringen. Alter selbst sucht Inspirationen, ist dafür rund um den Globus geradelt. In seinem neuen Buch „Wer radelt, der findet” hat er sie festgehalten. Aber wie schön wäre es, wenn man dafür nicht so weit reisen müsste! 

Mein Fahrrad zum Beispiel steht - Achtung, Ausrede! - mit einem schon ewig unreparierten Platten in der Garage. Aber man kann ja erstmal in ein heimeliges, gut beheiztes Pfarrheim gehen, um sich bei einem von Gereon Alters Vorträge inspirieren zu lassen. Gar nicht so schwer.

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