Pfarrer war schon in mehr als 50 Ländern

Auf dem Rad entdeckt Gereon Alter den Glauben neu - kraftvoll, relevant

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Gereon Alter – die Geschichte eines Pfarrers, dessen Radfahr-Begeisterung ihm neue Horizonte erschlossen hat. Und der in einem spannenden Buch davon erzählt.

„Möglichst der sein, der ich bin“ – klingt einfach, ist es aber nicht. Gereon Alter (57) gibt das in seiner erfrischenden Art als seine Maxime aus. Nicht: „Authentisch rüberkommen“, denn das wäre schon wieder etwas, das man sich vornimmt, damit andere ein bestimmtes Bild von einem haben.

Der Pfarrer der Gemeinde St. Josef in Essen-Überruhr ist einfach er selbst. Und er hat ein Hobby, das ihn neben seiner Tätigkeit beim „Wort zum Sonntag“ im Fernsehen weit über die Grenzen seiner Pfarrei bekannt gemacht hat: das Radfahren. Freilich nicht nur ein paar Kilometer nett entlang der Ruhr. Sondern in der ganzen Welt: Alaska, Madagaskar, Indien. Er folgte alten Pilgerwegen, Highways, ruppigen Pisten. 70 Reisen, alles in allem mehr als 50 Länder. Im Herbst folgt Japan. Da war er noch nicht.

Gegen den Sprachjargon der „katholischen Blase“

Gereon Alter hat ein Buch geschrieben, das an diesem Mittwoch erscheint: „Wer radelt, der findet: Aus den Reisetagebüchern des Fahrrad-Pfarrers“ heißt es. Und ja: Es geht darin um spirituelle Erfahrungen, die er auf seinen Reisen gemacht hat. Aber nicht jene der hochgeistig-verkopften Art, mit der Alter wenig anfangen kann und viele Menschen außerhalb der „katholischen Blase“ noch viel weniger. „Mir ist es wichtig, wegzukommen von einem kirchlichen Sprachjargon, der wenig konkret ist und der kaum noch verstanden wird“, sagt Alter.

Er zeigt hingegen, dass spirituelle Erfahrungen auch greifbar sein können. Das ist in seinen Predigten so, an denen er lange arbeitet und die immer wieder aktuelle Bezüge haben. Das galt früher als Sprecher des „Worts zum Sonntag“ in der ARD, wo er 2021 nach 100 Folgen aufhörte. Und das gilt natürlich auch für sein Buch, das während der Corona-Pandemie entstand, als andere Verpflichtungen wegfielen und endlich Zeit dafür war.

Kein Reiseführer im klassischen Sinn

Einen Verlag zu finden, der sein Buch herausbringen wollte, das war gar nicht schwer – Gereon Alter hatte sogar die Wahl zwischen mehreren Interessenten. Dazu mag seine Fernseh-Prominenz beigetragen haben, aber sicher auch der Umstand, dass sein Buch eine programmatische Lücke füllt: Radreiseführer mit praktischen Tipps gibt es zuhauf, und Gereon Alter wollte nicht noch einen weiteren schreiben.

Spirituelle Ratgeber-Literatur gibt es ebenso zur Genüge, und auch das soll sein Buch nicht sein. „Ich habe auf den meisten meiner Radreisen Tagebuch geführt“, erzählt Gereon Alter. Nicht nur, um Formalien zu dokumentieren, sondern vor allem, um zu reflektieren, was er gesehen und erlebt hat. Begegnungen, Menschen, Worte, die in Erinnerung blieben. Darauf fußt nun Gereon Alters Buch.

Viel Zuspruch aus der Gemeinde

Es erzählt von chaotischen Anfängen mit Fahrten ins Sauerland – die erste Radtour von seiner Heimatstadt Gelsenkirchen aus unternahm er mit 13. Und von seinen späteren Reisen: nach Irland, Island, Norwegen, Rumänien und Ungarn, Griechenland. Die Kapitel tragen jeweils Namen von gängigen Sätzen aus dem Glaubens-Kontext, modernen Kirchenliedern, Bibelzitaten. Beispiel: „Wenn viele gemeinsam träumen – Irland“.

Und was sagen die Gemeindemitglieder und andere Menschen in seinem Umfeld zu Alters Rad-Leidenschaft? Die meisten sind fasziniert. Viele lesen seinen Blog im Internet, kommen zu seinen Vorträgen, darunter die einen, die selbst fahrradbegeistert sind und sich Anregungen holen wollen, und die anderen, die aus verschiedenen Gründen nie auf den Gedanken kämen, solche Touren selbst zu unternehmen, aber sich einfach gerne berichten lassen. Und ja, es gibt auch einige wenige, die der überkommenen Vorstellung anhängen, ein Pfarrer müsse jederzeit in der Gemeinde verfügbar sein und brauche keine Freizeit. Dabei hat natürlich auch ein Pfarrer Urlaubsanspruch, und seinen Urlaub verwendet Alter eben für seine Radtouren.

Kirche kann anders sein – kraftvoller, lebensrelevanter

Medientipp:
Wer radelt, der findet
Aus den Reisetagebüchern des Fahrrad-Pfarrers
Gereon Alter
Hardcover, 224 Seiten
ISBN 978-3-466-37319-2
Das Buch können Sie hier bequem über unseren Partner Dialogversand bestellen.

Annehmlichkeiten vermisst er dabei nicht. Natürlich wird eine warme Dusche nicht verschmäht, wenn sie denn geboten ist. Aber Alter hat auch schon in manchem Fluss oder See „Katzenwäsche“ gemacht.

Der „Luxus“, auf Gereon Alter ohne große Mühe verzichtet, der wird – so klischeebehaftet das klingen mag – durch seine Erfahrungen tausendfach kompensiert. Erfahrungen zu Armut und Reichtum, zu Umwelt und Klima. Viel anschaulicher, als es ein Fernsehbeitrag oder ein Zeitungsartikel je vermitteln könnte. Und die immer wieder beeindruckende Gastfreundschaft, gerade in armen Ländern.

Er spricht auch offen darüber, wie seine Radreisen für ihn persönlich eine „Rettungsinsel“ sind, die ihn davor bewahrt, angesichts vielfältiger Herausforderungen und der großen selbstverschuldeten Krise der Kirche in seinem Beruf nicht unterzugehen. Auf seinen Reisen, so beschreibt es Gereon Alter, erlebe er, dass Kirche auch anders sein könne, als er sie allzu oft in Deutschland vorfinde: „Vielfältiger, kraftvoller, lebensrelevanter“. Auch und gerade davon erzählt sein Buch.

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