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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Passauer Bischof Stefan Oster schauen mit Sorge auf Polarisierungen der katholischen Kirche in Deutschland. Beide Bischöfe zählen zu den Kritikern des Synodalen Wegs.
Kardinal Rainer Maria Woelki hält die katholische Kirche in Deutschland für „mehr denn je polarisiert“. Spannungen habe es auch zuvor gegeben: „Aber nun treten diese so stark hervor, dass ich mir zunehmend Sorgen mache“, sagt der Kölner Erzbischof laut einem auf der Internetseite des Erzbistums veröffentlichten Vortrag zum Reformdialog Synodaler Weg. Auch der Passauer Bischof Stefan Oster sieht die Lage als verfahren an.
Woelki sagt gleichwohl, einige Impulse des Synodalen Wegs ließen sich auch im Erzbistum Köln umsetzen. Er nennt etwa Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt und Reformen bei der Priesterausbildung. Die Rede hielt der Erzbischof bereits im November vor der Laienvertretung des Erzbistums.
„Einheit der Weltkirche bedroht“
Er sieht durch den Synodalen Weg vor allem die Einheit der Weltkirche bedroht. Wo er diese Einheit gefährdet sah, habe er dagegen gestimmt. Er wolle „kein reiner Nein-Sager sein“, auch wenn er „manches Mal mit Nein gestimmt habe“.
Die „heißen Eisen“, darunter die Aufhebung der Ehelosigkeit von Priestern, die Priesterweihe von Frauen und die Neubewertung der Homosexualität, seien durch den Papst zu entscheiden, so Woelki. Daher sei er dankbar, dass deutsche Bischöfe diese Fragen während der Weltsynode in Rom vorgebracht hätten.
„Wenn Rom Reformen beschließt, bin ich dabei“
„Sollte das Päpstliche Lehramt – entgegen meiner theologischen Einschätzung – in diesen Fragen zu einer anderen Beurteilung“ dessen kommen, was die Offenbarung Gottes und die Überlieferung der Kirche bezeugten, „werde ich dem bereitwillig folgen“, betont der Kardinal.
Er bekräftigt sein Nein zum Synodalen Ausschuss. Das Gremium aus Bischöfen und Laien soll den Dialog verstetigen und einen Synodalen Rat vorbereiten, der im Vatikan auf Ablehnung stößt. „Ich kann mich nicht gegen die Weisungen des Papstes beziehungsweise die seiner engsten Mitarbeiter stellen“, begründet Woelki. „Ein solcher Weg mündet für mich in einer Sackgasse.“
Oster: „Deutsche Bischöfe gespalten“
Der Passauer Bischof Oster sagt der polnischen katholischen Wochenzeitung „Gosc Niedzielny“, die deutschen Bischöfe seien gespalten: „Das ist eigentlich eine Katastrophe für das gläubige Volk in Deutschland.“
Es sei eine Tragödie, dass es dabei um entscheidende Fragen der Anthropologie und Ekklesiologie gehe. Mit seinem Fernbleiben vom Synodalen Ausschuss habe auch Oster „die Einheit mit Rom bewahren“ wollen.
Möglicher Ausweg
Ein Ausweg könne seiner Ansicht nach sein, dass sich der Synodale Weg klar zu Inhalten und Entscheidungen des synodalen Prozesses der Weltkirche bekennt. Dafür brauche es „viel Demut und womöglich sogar eine Rücknahme von schon getroffenen Entscheidungen“, etwa zu „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“.
Dieser Beschluss setze im Grunde eine veränderte Sexualmoral schon voraus. Auch wenn es in der Lehre immer Entwicklung gegeben habe, überschreite der Synodale Weg damit prinzipielle Grenzen.
Die Bedenken aus Polen
Insofern teile er Bedenken des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki. Wenn dieser aber „einen Beschwerdebrief an den Papst schreibt, in dem es auch um uns deutsche Bischöfe geht“, dann hätte sich Bischof Oster „gewünscht, dass er uns davon zumindest in Kenntnis setzt oder in den Dialog mit uns geht“.