Chefredakteurin Annette Saal: Es braucht mehr Mut und Verantwortungsbewusstsein

Kirchen- und Klimakrise: Vertagen auf Sankt Nimmerleinstag ist tödlich

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Was haben die Weltklimakonferenz in Dubai und die Kirche gemeinsam? Beide haben es mit tiefen Krisen zu tun. Worauf es nun ankäme, sagt unsere Chefredakteurin Print, Annette Saal, in ihrem Kommentar.

Als ich in diesen Tagen die Beratungen zur Weltklimakonferenz verfolgte, drängte sich mir ein Vergleich zur Zukunft der Kirche auf. Das scheint vielleicht überraschend, doch ich sehe erstaunliche Parallelen zwischen beiden Themenbereichen.

Zunächst: Klimakonferenzen und Kirchenkonferenzen verlaufen zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung zäh. Man trifft sich wieder und wieder, Fortschritte halten sich in Grenzen. Und jedesmal betonen alle Seiten, wie gut die Gesprächs-Atmosphäre mal wieder war.

Fortschritte und Kipppunkte

Zweifellos ist ein gutes Gesprächsklima nicht zu unterschätzen und eine Voraussetzung für konkrete Konsequenzen. Durchaus mit einigen Fortschritten: Eine Gruppe Unentwegter kämpft sich vorwärts, je nach Bereich gegen Klima-Ignoranten oder Kirchenreform-Bremser – und immer wieder unterbrochen von Rückschlägen. Alle Achtung für diejenigen, die sich davon nicht beirren lassen! Sie machen deutlich, dass sich doch etwas in Bewegung setzen kann. Langsam noch, aber immerhin.

Es ist sonnenklar: Wir können die Probleme nicht auf den Sankt Nimmerleinstag vertagen. Weder im Hinblick auf das Weltklima noch auf die Entwicklungen in der Kirche. Nicht umsonst war im Umfeld der Kirchenmitgliederuntersuschung vom „Kipppunkt“ die Rede, jetzt auch auf die Kirche bezogen. Damit ist der Punkt gemeint, an dem es kein Zurück mehr gibt – und der unbedingt zu vermeiden ist. Sonst geht uns im wahrsten Sinn die Luft aus.

Drinnen gemütlich, draußen das Gegenteil

Wie oft haben wir von Weltklima- und Weltkirchenkonferenzen gehört, dass es schwierig ist, einen gemeinsamen Leitfaden zu finden, dass es aber noch Chancen gibt! – Was tun? Viele machen es sich zuhause gemütlich, gerade jetzt. Doch der Blick aus dem Fenster zeigt: Draußen in der Welt sieht es zurzeit ziemlich ungemütlich aus.

Was bleibt, ist, einander Mut zu machen. Und verantwortungsvoll zu handeln, auch wenn es gerade niemand sieht. Christen formulieren es so: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Jeder ist verantwortlich dafür, dass auch andere gut leben können. Da sind Weltklima und Weltkirche ganz nah beieinander.

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