Isabel Rutkowski war in den Emiraten dabei

KLJB zur Weltklimakonferenz: „Das Ergebnis von Dubai ist enttäuschend“

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Die Weltklimakonferenz in Dubai endete heute mit einer Abschlusserklärung. Mit vier Beobachtern nahm auch die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) an dem zweiwöchigen Treffen teil. Unter ihnen ist Isabel Rutkowski. Sie vertritt die KLJB und ihren europäischen Dachverband MIJARC in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bereits zum dritten Mal verfolgt sie die Verhandlungen vor Ort. Im „Kirche-und-Leben.de“- Interview spricht sie über Gespräche mit dem Heiligen Stuhl und turbulente letzte Stunden.

Frau Rutkowski, mit welchen Gefühlen, Sorgen und Hoffnungen sind Sie vor zwei Wochen zur Weltklimakonferenz nach Dubai gereist?  

Die Vorfreude war natürlich groß, dass es endlich so weit ist. Wir hatten uns schon in den Zwischenverhandlungen in Bonn auf die Konferenz vorbereitet. Da gab es viele Menschen, die wir nun wiedergesehen haben. Da pflegt man schon auch viele internationale Freundschaften.

Gleichzeitig war die Hoffnung da, dass wir dieses Jahr mit dem „Global Stocktake“, einer Bestandsaufnahme, wo wir mit unseren auf den letzten Konferenzen gesteckten Zielen gerade stehen, sehr großen und wichtigen Schritt im Bereich des Klimaschutzes machen und das 1,5-Grad-Limit halten können. Wir hatten aber auch schon etwas Sorge, wie die Menschenrechtssituation in Dubai aussieht. Wobei ich mehr oder weniger positiv überrascht bin, wie gut das doch alles funktioniert hat.

Natürlich ist das auch eine sehr anstrengende und stressige Phase. Man fragt sich natürlich: Schaffe ich das, kriege ich genügend Schlaf?

Was waren denn Ihre wichtigsten drei Forderungen, mit denen Sie nach Dubai gereist sind?

Der Ausstieg aus den fossilen Energien und Subventionen. Eine unserer Hauptforderungen. Aber auch die Einrichtung eines Fonds für Schäden und Verluste, die hier tatsächlich auch beschlossen wurde. Zudem wollten wir einen wirklich ehrlichen Global Stocktake, also eine Bestandsaufnahme, wie die bisher vereinbarten Ziele eingehalten wurden.

Was meinen Sie mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme?  

Mir ist wichtig, dass wir die derzeitige klimatische Situation so anerkennen, wie sie ist. Dieses kritische Reflektieren ist aber nicht so ganz einfach, wenn man sich mal die vielen verschiedenen Interessensgruppen am Verhandlungstisch ansieht.

Hatten Sie denn das Gefühl, dass die „Stimme der Jugend“ auch ernst genommen wurde?

Wie die KLJB zur Klimakonferenz kam
Bereits seit der Klimakonferenz in Kattowitz 2018 nimmt die KLJB an der Klimakonferenz mit einer Delegation als Beobachter teil. Eine Ausschreibung der UN macht es Jugendverbänden möglich, sich für die Konferenz zu delegieren. Jedes Jahr muss sich die KLJB erneut auf die Delegierten-Posten bewerben und die Kosten für Flug und Unterkunft selbst tragen, so Isabel Rutkowski. (phi)

Was unsere deutsche Delegation angeht, sind wir sehr privilegiert. Die haben ein offenes Ohr für uns. Wir haben viel Austausch mit der Verhandlungs-Delegation der Bundesregierung. Gespräche hatten wir mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock oder auch mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Also da erleben wir eine große Offenheit, wo wir unsere Forderungen platzieren können. Nicht nur auf der Klimakonferenz.

Übrigens stehen wir auch in einem engen Austausch mit der Delegation des Heiligen Stuhls. Die ist sehr offen und versucht, unsere Forderungen mitzunehmen. Im Abschlusspapier der COP28 erkennen wir allerdings nicht allzu viel von unseren Forderungen wieder.

Beschreiben Sie mal die letzten 48 Stunden. Da sollen die Emotionen nochmal hochgekocht sein.  

Ich empfand es als sehr turbulent. Die Entwürfe des Abkommens kamen sehr schleppend und am Montag wurde der erste Entwurf  auch von der EU und Deutschland abgelehnt. Da waren auch wir sehr frustriert. In dem Entwurf war wirklich gar nichts von dem zu lesen, was gefordert wurde.   

Heute Morgen wurde dann erneut das Plenum eingeladen. Auf den Wegen, wo die Verhandler*innen entlanggelaufen sind, haben wir Menschenketten gebildet. Das sollte nochmal Emotionen zeigen, zeigen, dass es um unser Leben, unsere Zukunft geht.   

Haben Sie denn Ihre Forderungen dann im finalen Abkommen wiedergefunden?  

Insgesamt ist die Sprache des gesamten Textes nicht stark genug. Eine Abkehr von Öl und Gas soll es zwar geben, allerdings gibt es total viele Schlupflöcher. Die Definition, die wir zum Thema Abkehr von Öl und Gas im jetzigen Abkommen haben, ist viel zu weit gefasst. Weil der erste Entwurf des Abkommens so extrem schwach war, waren die Erwartungen bei dem Text, der heute vorgestellt und beschlossen wurde, nicht mehr so wirklich hoch. So wirkt es, dass wir bei diesem Abkommen nun von einem Erfolg sprechen können.   

Gleich am ersten Tag wurde ein Fonds zur Bewältigung der Klimaschäden beschlossen. Es wurden Gelder in Millionenhöhe versprochen. Aber wenn man der Wissenschaft glaubt, dann brauchen wir Trillionen zur Bewältigung der durch den Klimawandel entstandenen Schäden. Da muss noch ganz schön was zusammenkommen. Auf diesem Fonds können wir uns nicht ausruhen. Das ist deutlich zu wenig Geld. Wir müssen uns jetzt die Frage stellen, wie wir eine langfristige Füllung dieses Topfes garantieren.  

Wird dieses Weltklimatreffen zu spürbaren Veränderungen in Sachen Klimaschutz führen oder gar den Klimawandel aufhalten können?  

Ob wir den Klimawandel aufhalten können, hängt davon ab, ob wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir können hier in Dubai politische Entscheidungen setzen und den Rahmen schaffen. Umsetzen müssen wir das als Gemeinschaft aber alle. Auch wenn es naiv klingt: Ich glaube, wir können hier Veränderungen bewirken und uns für den Klimaschutz einsetzen. Es geht sicher alles zu langsam, aber es gibt keinen Ersatz für diese Konferenz.   

Dass das Ergebnis hier im Fazit enttäuschend ist, liegt nicht nur an der Schuld von Ölstaaten, die sich hier gegen den fossilen Ausstieg gewehrt haben. Sondern es liegt auch an Ländern des globalen Nordens, weil es keine ausreichende Zusage für finanzielle Unterstützung für diesen gerechten Ausstieg aus Öl und Gas gab. Ohne diese Unterstützung schaffen es nicht alle Länder im Globalen Süden, vom Öl loszukommen. Das führt auch zu einem Scheitern.  

Sie sprechen auf der einen Seite von Erfolg, auf der anderen Seite vom Scheitern. War diese Konferenz im Endergebnis nun erfolgreich oder nicht erfolgreich?  

Ich würde sagen, sie war in Teilen erfolgreich. Ich möchte es weder schwarz noch komplett weiß zeichnen. Wir hatten Mini-Erfolge und die müssen genauso gewürdigt werden, wie es ein großer Erfolg verdient hätte. In manchen Bereichen ist dieses Abkommen einfach nicht ambitioniert genug.  

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