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Alfons Gierse aus Cloppenburg ist neu im Vorstand des Landes-Katholikenausschusses Niedersachsen. Er will die Landesregierung in Hannover mit Forderungen zur Familienpolitik unter Druck setzen.
Deutliche Kritik am Handeln des Staates in der niedersächsischen Familienpolitik hat Alfons Gierse aus Cloppenburg geübt. Die Behörden seien verpflichtet, jedes Gesetz auf Familienfreundlichkeit zu prüfen, sagte der stellvertretende Vorsitzende im Landes-Katholienausschuss. Das geschehe jedoch nur unzureichend.
Zum Beleg verwies Gierse auf das neue Ladenöffnungszeiten-Gesetz. In den begleitenden Unterlagen heiße es: „Auswirkungen auf Familien – keine“. Gierse nannte das im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ bei diesem Thema „einfach ein Unding.“ Die Maßstäbe, nach denen die Familienfreundlichkeit geprüft werden, müssten offen gelegt und viel stärker verdeutlicht werden.
Neuer Vize im Landes-Katholikenausschuss
Der 58-jährige Theologe wurde jetzt neu zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landes-Katholikenausschusses gewählt. Gierse vertritt dort den Familienbund der Katholiken; er führt für ihn die Geschäfte im Bistumsverband Oldenburger Land sowie in ganz Niedersachsen.
In Niedersachsen mangele es an einer eigenständigen Familienpolitik, sagte Gierse. So müsse die vorgeschrieben Prüfung auf Familienfreundlichkeit dringend mit Leben gefüllt werden, Dazu gehöre, Familienpolitik nicht einfach nur im Sozialministerium anzusiedeln, sondern sie als übergreifendes Thema zu verstehen. Für Gierse ist klar: „Wir brauchen eine eigenständige Familienpolitik. Sonst bleibt es beim Schwarzer-Peter-Spiel zwischen verschiedenen Ministerien.“
Viele Leistungen für Familien liegen brach
Im Land Niedersachsen gebe es viele Leistungen für Familien, sagte Gierse weiter. „Die kommen aber oft nicht an.“ Denn bei vielen Menschen seien sie nicht bekannt, für andere sei das Antragsverfahren zu schwierig, oft scheuen Familien nach Gierses Worten auch „aus Scham“ vor Anträgen zurück.
Hier brauche es ein neues „Kümmerer-System“, in dem der Staat seine Leistungen praktisch zu den Menschen bringe statt auf Anträge zu warten. Denkbar sei ein System von Soziallotsen, die Familien in ihren verschiedenen Phasen begleiten und beim Umgang mit Behörden helfen, sagte Gierse.
Ausschuss spricht für 1,3 Millionen Katholiken
Der Landes-Katholikenausschuss versteht sich als das politische Sprachrohr der 1,3 Millionen Katholiken in Niedersachsen. Er wird von den Laienräten der Bistümer Osnabrück und Hildesheim sowie aus dem Offizialatsbezirk Oldenburg getragen; auch die landesweit tätigen katholischen Verbände sind vertreten.