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Heiligabend fällt 2017 auf einen Sonntag. Dennoch dürfen in NRW Lebensmittelgeschäfte ausnahmsweise von 10 bis 14 Uhr öffnen. Warum er das für „ziemlich überflüssig“ hält, begründet der Vertreter der katholischen Kirche in Düsseldorf, Antonius Hamers.
Heiligabend fällt 2017 auf einen Sonntag, den vierten Advent. Dennoch dürfen in Nordrhein-Westfalen gemäß Ladenöffnungsgesetz Lebensmittelgeschäfte und Bäcker ausnahmsweise von 10 bis 14 Uhr öffnen. Warum er das für „ziemlich überflüssig“ hält, begründet der Vertreter der katholischen Kirche bei Landtag und Landesregierung in Düsseldorf, Antonius Hamers. Er ist Priester des Bistums Münster.
„Kirche+Leben“: Wie bewerten Sie die Ausnahmeregel im NRW-Gesetz, dass Lebensmittelgeschäfte und Bäcker auch dann an Heiligabend öffnen dürfen, wenn der Tag wie 2017 auf einen Sonntag fällt?
Antonius Hamers: Das ist ziemlich überflüssig. Ich denke, man muss kein Logistik-Experte sein, um spätestens am Samstag Lebensmittel für drei Feiertage einzukaufen.
Große Supermarktketten wie Aldi, Rewe und Penny haben angekündigt, am Heiligabend 2017 trotz Erlaubnis in NRW nicht zu öffnen – nach eigenen Angaben aus Rücksicht auf ihre Beschäftigten…
Das ist sehr begrüßenswert, gerade mit dieser Begründung. Sie macht deutlich, dass es die Beschäftigten sind, die für eine Ladenöffnung an Heiligabend den Kopf hinhalten. Ich hoffe, dass die Entscheidung der Großen ein Vorbild für kleinere und selbstständige Einzelhändler ist.
Die Kirche sieht die Sonntags-Öffnung von Geschäften insgesamt kritisch. Wie kann sie dazu beitragen, einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft zu fördern?
Ich finde den Gedanken eines Bewusstseinswandels sehr wichtig. Wir sollten als Christen und Kirchenvertreter nicht so sehr auf Verbote von Sonntags-Öffnungen dringen, sondern für unsere Sicht werben, dass der Sonntag anders ist als die sechs übrigen Tage. Natürlich hat der Sonntag für Christen einen religiösen Akzent. Wir erinnern uns an die Auferstehung Jesu und an die biblische Geschichte von der Schöpfung der Welt, in der auch Gott einen Ruhetag hält. Der Sonntag hat aber auch einen gesamtgesellschaftlichen Aspekt: Er schenkt uns nicht nur Zeit für Gott, sondern auch Zeit für die Familie, für Beziehungen, für Muße im besten Sinn. Das können Besuche bei anderen Menschen sein, in Museen und Theatern, das kann auch Zeit sein zum Sporttreiben. Der Sonntag als gemeinsamer Ruhetag ist ein kulturelles Gut.
Was kann der einzelne Christ tun, um zu zeigen, dass Sonn- und Feiertage besonders sind?
Zunächst zum Gottesdienst gehen. Wir dürfen deutlich machen, dass – zumindest am Sonntag – Gott im Vordergrund steht. Dazu braucht es natürlich ein auch inhaltlich gutes Gottesdienstangebot. Dafür sollten wir uns auch Zeit nehmen. Wenn Freunde uns zum Beispiel zum Brunch einladen, warum sollten wir dann nicht sagen „Ich komme gern, aber etwas später, weil ich vorher zum Gottesdienst gehen möchte“? Es geht auch um eine besondere Sonntagskultur, die Christen pflegen können. Das reicht vom gemeinsamen Essen in Ruhe in der Familie über gemeinsames Tun bis hin zum Beispiel zu Besuchen bei den Großeltern. Wir sollten auch Kindern auf diese Weise nahebringen, dass der Sonntag etwas Besonderes ist.