Prälat Karl Jüsten übt harsche Kritik an Rüstungsexporten in die Türkei

Kirche: Deutsche Panzer in Syrien sind ein „Skandal“

Der Einsatz deutscher Panzer durch die Türkei im Kampf gegen Kurden in Nordsyrien ist für die katholische Kirche auch Folge einer fehlgeleiteten Rüstungsexportpolitik. Die deutschen Bischöfe und „Pax Christi“ im Bistum Münster protestieren.

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Der Einsatz deutscher Leopard-II-Panzer im Kampf gegen die Kurden in Nordsyrien ist nach Auffassung der katholische Kirche auch Folge einer fehlgeleiteten deutschen Rüstungsexportpolitik und Genehmigungspraxis. Der Vertreter der Bischöfe in Berlin, Karl Jüsten, sprach am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von einem „weiteren öffentlichen Skandal“ und bekräftigte die Forderung der Kirchen nach einem Stopp der Rüstungsexporte an die Türkei, sowie nach einem neuen Rüstungsexportgesetz.

„Wie die an Saudi-Arabien gelieferten Waffen, die im Jemen eingesetzt werden, verschärfen auch diese früheren Lieferungen nun Fluchtursachen, statt sie zu bekämpfen“, kritisierte der Prälat. Aufgrund der inneren Konflikte und der Sicherheits- und Menschenrechtssituation hätten die katholische und evangelische Kirche bereits seit Jahren die Lieferungen an die Türkei kritisch kommentiert.

 

„Neues Rüstungsexportgesetz ist überfällig“

 

Prälat Karl JüstenPrälat Karl Jüsten leitet das Katholische Büro der Bischofskonferenz in Berlin. Es hält Kontakt unter anderem zum Bundestag und zur Bundesregierung. | Foto: Michael Bönte

Jüsten übte auch deutliche Kritik an den weiter gestiegenen Rüstungsexportgenehmigungen. Er erinnerte an den Rüstungsexportbericht 2017 der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE). Der frühere Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) habe die angekündigte Kehrtwende in der Rüstungsexportpolitik „leider nicht vollzogen“, so Jüsten. Es gebe zwar mehr Transparenz und gute „Kleinwaffengrundsätze“, aber auch bei den Kleinwaffen seien die Ausfuhrgenehmigungen rasant in die Höhe gegangen.

„Höchst kritisch“ seien die weiter gestiegenen Liefergenehmigungen an Drittstaaten. Bei den Kriegswaffen hätten die Zuwächse 2016 bei über 90 Prozent gelegen, davon viele in Konfliktregionen und Staaten mit massiven Menschenrechtsverletzungen. „Ein neues Rüstungsexportgesetz ist überfällig“, so Jüsten. Die neue Regierung habe die Chance, „eine eindeutige und konsistente gesetzliche Grundlage auf den Weg zu bringen, die die politische Steuerung einer tatsächlich restriktiven Genehmigungspraxis ermöglicht“. Das Ergebnis der Sondierungen von CDU, CSU und SPD enthalte „bemerkenswerte Aussagen dazu, über die wir uns gefreut haben“, so Jüsten.

 

Pax Christi Münster: Widersprüchliche Nahost-Politik

 

Auch die katholische Friedens-Initiative Pax Christi kritisierte den Einsatz deutscher Panzer bei der türkischen Militäroffensive gegen Kurdin in Syrien. Darin zeige sich die Widersprüchlichkeit westlicher Politik im Nahen Osten, heißt es in einer Stellungnahme von Pax Christi im Bistum Münster: „Einerseits wurden die so genannten 'Volksverteidigungseinheiten' der kurdischen YPG unterstützt, als sie gegen den IS kämpften; andererseits gelten die mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verflochtenen nordsyrischen Kurdenmilizen als 'Terroristen'.“

Mit dem Einsatz deutscher Leopard-II-Panzer rolle Kriegsgerät „vom Nato-Partner Türkei gegen die kurdischen Verbündeten im Kampf gegen den IS“. Pax Christi fordert seit Langem einen Stopp jeglicher Rüstungsexporte in Krisengebiete und hofft, dass „die zukünftige Bundesregierung sich deutlich gegen jedwede Kriegshandlung stellt“.

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