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Es ist „wenig bekannt“, dass die Kirche in Deutschland einer der größten Arbeitgeber ist, sagt Diethelm Schaden, Leiter der Abteilung Personal, Organisation und Zentrale Dienste im Bischöflichen Generalvikariat (BGV) des Bistums Münster. Dabei beschäftigt die Kirche im nordrhein-westfälischen Bistums-Teil 20.750 Menschen – und noch einmal 5.258 im Offizialatsbezirk Oldenburg, wie Pressesprecher Ludger Heuer mitteilt. Honorarkräfte und Personen, die Aufwands-Entschädigungen bekommen, sind ebenso wie die zahlreichen Mitarbeiter der Caritas nicht mitgerechnet. In der folgenden Aufstellung stehen die Zahlen für den Offizialatsbezirk Oldenburg in Klammern.
Im nordrhein-westfälischen Teil gibt es in gerundeten Zahlen 3.350 Angestellte im Bereich Bistum, sonstiger Einrichtungen und Schulen (Offizialatsbezirk: 1.720). Dazu zählen 1.700 (701) Lehrer und Mitarbeiter in den Schulen. 1.000 Personen (855) arbeiten in den Einrichtungen, etwa im Priesterseminar Borromäum oder bei Stiftungen. 650 sind im NRW-Teil des Bistums im Generalvikariat tätig, im Offizialatsbezirk sind es 164.
1.268 Geistliche und pastorales Personal
Rund 1.000 Geistliche und pastorales Personal sind im NRW-Teil des Bistum beschäftigt – plus 268 im oldenburgischen Teil. 500 (152) sind aktive Priester und Ordensgeistliche. Weitere 500 sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im pastoralen Dienst (116), beispielsweise Pastoralreferenten.
Im Bereich Kirchengemeinden arbeiten 15 000 (3212) Personen. Den größten Anteil stellen die Erzieherinnen und Erzieher mit 8300 (2159). 500 (66) sind Pfarrsekretärinnen.
Vielfältige Berufsbilder
6.200 Personen sind im NRW-Teil als Küster, Organisten, Gärtner, Reinigungs- und Hauswirtschaftskräfte, Hausmeister, Sozialpädagogen und -arbeiter beschäftigt. Im Offizialatsbezirk sind es 987. Für den NRW-Teil verzeichnet die Statistik 1.400 Ruheständler, davon 800 Lehrer. Der niedersächsische Bistumsteil verzeichnet 58 Ruheständler – 53 von ihnen sind Lehrer.
BGV-Personalchef Diethelm Schaden sieht vor allem im Bereich der Kindergärten durch den größer werdenden Fachkräfte-Mangel Handlungsbedarf: „Für Erzieherinnen und Erzieher zahlen wir eine vergleichbare Vergütung wie die Kommunen, bei besonderen Fallgestaltungen sogar darüber hinaus. Außerdem gibt es bei uns die Karriere-Möglichkeit, als Verbundsleitung nicht nur eine, sondern bis zu fünf Einrichtungen zu leiten.“
IT-Abteilung vergrößert sich
Für alle Beschäftigten im Bistum Münster sieht Schaden das katholische Profil aufgrund der Normen und Werte als großen Vorteil. Eine immer größere Abteilung sei die IT-Abteilung, wie Schaden erklärt: „Da suchen wir derzeit mehr Personal, auch zum Beispiel im Bereich Controlling.“
Das Bistum möchte sich familienfreundlich zeigen. Deshalb stärkt es im Generalvikariat die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: „In diesem Rahmen haben wir unsere aktuelle Gleitzeit-Regelung entwickelt. Die tägliche Arbeit kann in einem bestimmten Zeitkorridor geleistet werden, Anwesenheitspflichten durch Kernarbeitszeiten gibt es nicht mehr.“ Jedoch müsse die Erreichbarkeit der einzelnen Organisationseinheit gewährleistet sein. „Zudem haben unsere Mitarbeiter die Möglichkeit, ein Langzeitkonto zu eröffnen“, erläutert Schaden. „Auf dieses Konto können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Geld einzahlen. Zu einem späteren Zeitpunkt können sie dafür Zeit entnehmen, um beispielsweise früher in den Ruhestand zu gehen, für pflegebedürftige Angehörige da zu sein oder ein Sabbatical zu machen.“
Mehr Frauen in Führungspositionen
Dem Bistum sei es ein Anliegen, die Quote von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. „Natürlich sticht Qualität Geschlecht, doch bei gleicher Qualifikation sind Frauen bei der Personalbesetzung in Leitungspositionen bevorzugt zu behandeln“, sagt Schaden.
Seit 2013 sieht Ulrich Ruppert, stellvertretender Leiter der Abteilung Personal, Organisation und Zentrale Dienste, eine Entwicklung: „Wir merken, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie greift.“
Unterstützung für Familien
Ebenso von Vorteil ist bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BGV der Familien-Service „professionell menschlich erfahren“ (pme), der in Familien-Angelegenheiten hilft: „Wenn beispielsweise der eigene Kindergarten kurzfristig geschlossen bleibt, können die Kinder in einer Kita in Münster unterkommen“, erklärt Schaden. Auch hilft der Familienservice bei der Vermittlung von Pflegeplätzen, beispielsweise bei den Eltern der Mitarbeiter, und leistet dort Beratung. Nur gezielte Stellen würden explizit katholisch ausgeschrieben, sagt Schaden. Bei der Ausschreibung sei darauf zu achten, dass sich die Bewerber mit den Zielen der katholischen Kirche identifizierten. Ein besonderes Augenmerk werde auf Leitungskräfte gelegt.
„Jedoch sollten sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Zielen der katholischen Kirche identifizieren können“, sagt Schaden. „Nach der Grundordnung des kirchlichen Dienstes ist ein weiter Bewerberkreis vorstellbar. Die Bewerber sollten das jeweilige katholische Profil mittragen und zu entsprechenden Fortbildungen bereit sein.“
Wiederverheiratete und homosexuelle Mitarbeiter
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die homosexuell sind oder nach einer Scheidung erneut heiraten, lehnt das Bistum nicht ab. „Außer, wenn das in der jeweiligen Kirchengemeinde einen Skandal auslösen würde, aber davon gehen wir meistens nicht aus.“ Die gleichgeschlechtliche Ehe behandelt das Bistum so, als sei der Mitarbeiter in keiner Ehe. „Etwas anderes gilt natürlich für die pastoralen Mitarbeiter“, ergänzt Schaden.
Er selbst sieht die Kirche als sicheren und attraktiven Arbeitgeber: „Im Münsterland sind wir noch sehr katholisch aufgestellt. Da fällt es noch einigermaßen leicht, qualifiziertes Personal zu finden.“ Er ist sich bewusst, dass das in Zukunft anders aussehen kann: „Dem wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten mit einer Arbeitgeber-Kommunikation entgegenwirken.“