Demonstranten laden Visitatoren zu Kundgebung ein

Kölner Betroffenenbeirat kritisiert Protest - Heße bei Papst-Prüfern

  • Der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln kritisiert die Proteste am Samstag gegen den Umgang mit Missbrauch.
  • Die Demonstranten laden die Papst-Prüfer zu den Protesten ein.
  • Hamburgs Erzbischof Stefan Heße führte Gespräch mit den Visitatoren.

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Der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln kritisiert die angekündigten Proteste gegen den Umgang mit Missbrauch. "Die Demonstranten sind Aktivisten, die lautstark alles Mögliche fordern", erklärte Beiratsmitglied Peter Bringmann-Henselder am Freitag in Berlin: "Wir dagegen verstehen uns als Betroffenenbeirat, der nicht nur fordert, sondern aktiv echte Arbeit leistet und etwas bewegt." Unterdessen erfuhr die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA), dass der Hamburger Erzbischof Stefan Heße die päpstlichen Prüfer in Köln zu Gesprächen getroffen hat.

Katholische Laien sowie Frauen- und Jugendverbände wollen am Samstag vor dem Tagungshaus des Erzbistums in der Kölner Innenstadt protestieren. Dort sind derzeit zwei Gesandte des Papstes untergebracht, die die Vorgänge rund um die Missbrauchsaufarbeitung in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese untersuchen sollen.

 

Päpstliche Prüfer zu Protesten eingeladen

 

Die Protestaktion geht zurück auf eine Initiative des Dormagener Pfarrers Klaus Koltermann, der mit Unterstützern am Samstag von Nievenheim nach Köln läuft. Mit dem etwa 30 Kilometer langen Fußweg solle "ein sichtbares Zeichen für neue Anfänge, einen neuen Aufbruch der Kirche, nicht nur in Deutschland", gesetzt werden. Inzwischen seien auch die beiden päpstlichen Prüfer eingeladen, die Proteste vor dem Tagungshaus zu besuchen, so der Pfarrer. Als einziger Priester im Erzbistum Köln hat Koltermann öffentlich den Rücktritt des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki gefordert.

Im Erzbistum Köln wird seit mehr als einem Jahr über die Missbrauchsaufarbeitung debattiert. Ein im März veröffentlichtes Gutachten, der sogenannte Gercke-Report, weist hohen Amtsträgern Fehler im Umgang mit früheren Fällen sexueller Gewalt durch Geistliche nach. Woelki selbst wird in dem Report juristisch entlastet. Kritiker werfen ihm jedoch moralische Fehler vor. Die Gesandten des Papstes sollen auch seinen Umgang mit Missbrauch überprüfen - so wie den anderer Amtsträger.

 

Erzbischof Heße im Gespräch mit Papst-Prüfern

 

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße führte ein Gespräch mit den Visitatoren im Erzbistum Köln. | Foto: Erzbistum Hamburg/Guiliani/von Giese co-o-peration

Im Gercke-Report belastet wird unter anderem der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der früher als Generalvikar in Köln tätig war. In dieser Zeit soll er laut Gutachten elf Pflichtverletzungen begangen und zum Beispiel Fälle nicht an die Staatsanwaltschaft oder an den Vatikan gemeldet haben. Heße bat den Papst nach Veröffentlichung des Reports um seinen Rücktritt. Am Freitag führte er Gespräche mit den Prüfern, wie KNA aus Kirchenkreisen erfuhr. Demnach traf Heße die Gesandten in dem Tagungshaus, in dessen Nähe am Samstag die Proteste stattfinden.

Bringmann-Henselder sagte, der Betroffenenbeirat sei mit dem Ergebnis des Gercke-Gutachtens sehr zufrieden. "Wir arbeiten mit an den Maßnahmen, die sich aus dem Gutachten ergeben, und fordern die notwendigen Dinge ein." Im Erzbistum gebe es sehr wohl Aufklärung, Ursachenbekämpfung und persönliche Konsequenzen der Verantwortlichen.

 

Inhalte der Treffen sollen vertraulich bleiben

 

2019 hatte das Erzbistum den Beirat für Betroffene sexueller Gewalt in der Kirche gegründet. Ende 2020 traten die beiden Sprecher Patrick Bauer und Karl Haucke zurück, weil sie sich von der Erzdiözese unter Druck gesetzt fühlten. Sie und weitere Mitglieder verließen das Gremium. Sowohl frühere als auch derzeitige Mitglieder des Beirats führten in dieser Woche Gespräche mit den beiden päpstlichen Gesandten. Die Inhalte aller weiterer Treffen sollen vertraulich bleiben.

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