Präventionsprojekt des Caritasverbands Emsdetten-Greven im Internet

Kolping-Jugendliche rappen über Sucht und Insta-Hasswelten

  • Mehrere Mitglieder der Kolpingjugend Saerbeck haben einen Rap-Song über Social-Media-Mobbing und seine Folgen produziert.
  • Die Mädchen haben sich dafür mit dem Thema Sucht beschäftigt.
  • Sie spielten ihre Songteile mit professioneller Hilfe selbst ein.

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Sanfte Klaviertöne, eingängiger Beat, dazu die Stimmen der drei jungen Saerbeckerinnen Rebecca (13), Lisa (14) und Julia (13), die über die krassen Erlebnisse der fiktiven 14-jährigen „Larissa“ rappen: Es geht um Sucht, um die sozialen Medien und die Frage im Refrain: „Larissa, wie kommst du da raus?“

Das Musikstück über die Themen Instagram, Hasskommentare im Internet, Magersucht und Drogenkonsum entstand in einem Präventionsprojekt des Caritasverbands Emsdetten-Greven zusammen mit der Kolpingjugend Saerbeck. Der Song knüpft an die Lebenswelt Jugendlicher zwischen digitalen Scheinwelten und dem Druck durch Gleichaltrige an.

 

Professionelle Unterstützung aus einem Rap-Studio

 

Rappen über Sucht und Soziale Medien: Die Saerbecker Kolpingjugendlichen Rebecca (unten), Lisa (Mitte) und Julia (oben rechts), hier in einer Videokonferenz mit Christina Tuttmann (Suchtpräventions-Fachkraft beim Caritasverband), Kolping-Jugendleiterin Johanna Entrup und dem Profi-Rapper Daniel Schneider. | Foto: Caritasverband Emsdetten-Greven
Rappen über Sucht und Soziale Medien: Die Saerbeckerinnen Rebecca (unten), Lisa (Mitte) und Julia (oben rechts), hier mit Christina Tuttmann (Suchtpräventions-Fachkraft beim Caritasverband), Kolping-Jugendleiterin Johanna Entrup und dem Profi-Rapper Daniel Schneider. | Foto: Caritas

Den „Support“ – die Unterstützung, wie es im Rap und Hip-Hop-Sprech heißt – lieferten die Ginko-Stiftung für Prävention und die nordrhein-westfälische Landeskampagne „Sucht hat immer eine Geschichte“. In Videokonferenzen beschäftigten sich die drei Mädchen und Christina Tuttmann, Suchtpräventions-Fachkraft beim Caritasverband, mit dem Doppelthema Sucht und Soziale Medien und der Frage: Wie kann Vorbeugung klappen?

„Gerade jetzt mit den Kontaktbeschränkungen sind viele verstärkt in den Sozialen Medien unterwegs“, sagt Christina Tuttmann. Die verharmlosende Darstellung von Drogenkonsum dort oder in Musikvideos sei immer schon ein Problem, zum Teil werde sehr viel kokettiert, ergänzt Andreas Margner, Sozialpädagoge und Mitarbeiter der Suchtberatungsstelle des Caritasverbands Emsdetten-Greven. Von daher sei es in der Präventionsarbeit ein großes Anliegen, Jugendliche zu sensibilisieren und in einer eignen Haltung zu bestärken.

 

„Sie schiebt Frust – muss essen – um zu vergessen“

 

Praktisch sah das in diesem Projekt so aus, dass sich Rebecca, Lisa und Julia mit ihrer Jugendleiterin Johanna Entrup für den Rap-Workshop ein Bild von Mobbing im digitalen Raum und Suchtverhalten gemacht haben. Nach und nach entstand auf dieser Grundlage via Videokonferenz mit dem Produzenten Daniel Schneider von der „Rap-School“ aus Bielefeld der Text des Songs.

Zu getragenen Beats und Klavierklängen schildern die Saerbecker Schülerinnen die Geschichte der 14-jährigen Larissa: „Sie postet ein Bild und kassiert direkt Hass“ - „Sie vergleicht sich mit anderen Girls auf Insta und schiebt Frust – muss essen – um zu vergessen“, haben die Jugendlichen zu Beispiel getextet.

 

„Wir bekommen mit, dass es solche Geschichten gibt“

 

Als „fette Kuh“ für ihr Bild auf Instagram beschimpft, beginnt Larissa, ihr Äußeres mit dem anderer Mädchen in der Hochglanzwelt der Postings zu vergleichen und nimmt Schaden: Hungern für die Figur, Drogen als Tröster, schließlich Magersucht und der Aufenthalt in einer Klinik. Hilfe von den vermeintlichen Freunden im Netz und im echten Leben – Fehlanzeige.

„Auch, wenn keine von uns bisher von so etwas selbst betroffen war: Wir bekommen in den Sozialen Medien mit, dass es solche Geschichten gibt“, sagt Rebecca. Diese Botschaft haben die drei für sich auf jeden Fall mitgenommen: „Wir möchten die Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, was Soziale Medien mit einem selbst und anderen machen können.“ Sie appellieren: „Mehr darauf achten, was man postet und wie man kommentiert.“

 

Präventionsarbeit wird digital

 

Damit auch andere Jugendliche in dem Bereich aufgeklärt werden, bietet der Caritasverband Emsdetten-Greven in allen weiterführenden Schulen Medienkompetenztrainings an, berichtet Andreas Margner: „Jetzt gerade ist es höchstgradig schwierig. Wir versuchen möglichst vieles digital aufzufangen, wie zum Beispiel mit dem Rap-Projekt. Aber leider ist aufgrund von Corona für die Schulen für Workshops gerade keine Planungssicherheit da“, sagt der 41-Jährige. In Kooperation mit der Erziehungsberatungsstelle werde gerade mit halben Klassen und Hybridprojekten geplant.

Zusätzlich sei die Aufklärung zu Alkohol als der Droge Nummer 1 ein Dauerthema: „Zunehmend treten aber auch Schulen an uns heran, die Präventionsprojekte zum Thema Cannabis anfragen. Der Konsum hat in den vergangenen Jahren unabhängig von den Altersgruppen eine Dynamik entwickelt“, so der Sozialpädagoge. Ein wichtiger Ansatz dabei liegt in der Zusammenarbeit mit den städtischen Jugendzentren und anderen Jugendgruppen – digital und „in echt“.

Der Rap-Song zum Hören: www.kolping-saerbeck.de/quadratessen/
Beratungsangebote der Caritas Emsdetten-Greven gibt es hier.
Mehr Infos zum Rap-Projekt unter www.ginko-stiftung.de und www.suchtgeschichte.nrw.de

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