56-Jähriger aus Laer wird am Pfingstsonntag geweiht

Matthias Fraune: Der Wunsch, Priester zu werden, ließ ihn nicht los

Ein kurzes Interview: Matthias Fraune ist 56 Jahre und lässt sich in Münster zum Priester weihen. | Video: Michael Bönte

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Über drei neue Priester freut sich das Bistum Münster. Bischof Felix Genn weiht am Pfingstsonntag Lars Rother, Tobias Eilert und Matthias Fraune zu Priestern. Wir stellen alle drei Kandidaten vor – heute mit Matthias Fraune.

Wenn das Wetter passte, hat sich Matthias Fraune im vergangenen Sommer auf den Weg gemacht: „Meine Idee: Seelsorge im Park.“ So ist er mit Menschen ins Gespräch gekommen, die er als Diakon der Propsteigemeinde St. Remigius sonst wahrscheinlich weniger getroffen hätte: „Ich wollte zeigen, dass wir als katholische Kirche offen und Wegbegleiter für alle sind.“

Seine Zeit in Borken unterbricht der Laerer gerade, um sich in Münster auf den nächs­ten Schritt an Pfingsten vorzubereiten. Anschließend wird er als Neupriester zurückkehren und in Borken den Titel Kanonikus tragen.

Schulbesuch voller Hindernisse

Mit seinen 56 Jahren ist der Laerer der Älteste im Trio der Priesteramtskandidaten. Dafür bringt er einiges an Lebens­erfahrung mit. Seitdem er 13 Jahre alt ist, sitzt Matthias Fraune im Rollstuhl: „Als Folge einer übermäßigen Gewebebildung nach einer Operation“, nennt er den Grund für seine Lähmung.

Zwei Jahre konnte er damals nicht zur Schule gehen. Zu Hause hat er weitergelernt, um – als es gesundheitlich bei ihm wieder ging – weiter das Gymnasium in Borghorst zu besuchen. Allerdings nur kurz. Weil das Schulgebäude nicht behindertengerecht war, musste er auf die Laerer Hauptschule wechseln, die er schließlich mit dem Realschulabschluss in der Tasche verließ.

Es folgte die nächste Ernüchterung: „Ich fand keinen Ausbildungsplatz – und war ein Jahr arbeitslos.“ Eine Lehre zum Bürogehilfen bei der Gemeindeverwaltung in Laer konnte er anschließend nicht beenden: „Wegen meiner Krampfanfälle war es mir unmöglich, die Abschlussprüfung in Stenografie zu bestehen.“

32 Jahre im Rathaus

Zweiter Anlauf: Die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten schloss Matthias Fraune erfolgreich ab – und blieb danach bis zum November 2016 im Laerer Rathaus. Insgesamt 32 Jahre.

Während dieser Zeit hat ihn der Gedanke, Priester zu werden, nie wirklich losgelassen: „Freunde haben mich darin immer wieder bestärkt, indem sie gesagt haben: Da brennt doch etwas in Dir. Du musst damit noch mal los!“ Bei einer Romfahrt 2012 erzählte er dem heutigen Generalvikar Klaus Winterkamp von seinem Wunsch. Dieser machte ihm Mut. 2016 fasste Fraune sich ein Herz und nahm Kontakt mit Winterkamp auf, der wiederum vermittelte ihm den Kontakt zum Leiter des Priesterseminars.

Fraune zieht an den Domplatz

Vier Tage nach seinem 50. Geburtstag klingelte das Telefon. Am anderen Ende saß der Leiter des Seminars mit einer klaren Aussage: „Kümmern Sie sich um einen Aufhebungsvertrag mit Ihrem jetzigen Arbeitgeber. Wir nehmen Sie!“

Fraune zog an den Domplatz in Münster. Wenig später startete er mit dem Theologiestudium im Würzburger Fernkurs. Da sich der Laerer in den zurückliegenden 30 Jahren schon selbst in theologischem Wissen fortgebildet hatte, wurde ihm dies angerechnet. Parallel nahm er an einer Ausbildung zum Krankenhausseelsorger teil.

Jeder ist angenommen

Dass er als künftiger Priester im Rollstuhl sitzt, sieht Matthias Fraune auch als sichtbares Zeichen für den Dienst an den Kranken und Armen. Ihm ist wichtig zu vermitteln, dass es keine Menschen zweiter Klasse gibt: „Jeder ist so, wie er ist, von Gott geliebt.“ Ausgrenzungen verurteilt der Weihekandidat genauso wie die Verbrechen des sexualisierten Missbrauchs: „Jede Form von Gewalt ist Verrat an Gott und den Menschen.“

Die Mitte seines Dienstes beschreibt er so: „Jesus Christus und sein Leben möchte ich verkündigen als aufrichtige Perspektive über alles Irdische hinaus – eine Einladung des Gottessohnes und Menschensohnes nicht nur, aber vor allem für die Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen – egal, warum. Denn besonders für sie im umfassenden Sinn gilt die Einladung Christi in das Reich Gottes.“

Primiz in Laer

Übertragung der Weihe am Pfingstsonntag ab 14.30 Uhr auf Kirche-und-Leben.de.

Dass die gegenwärtige Situation in der Kirche das nicht immer abbildet, ist für ihn eine Herausforderung, durch sein Tun daran etwas zu ändern.

Nach der Weihe am Pfingstsonntag im Dom feiert Fraune seine Primiz, also seinen ersten Gottesdienst, am 12. Juni um 10.30 Uhr in seiner Heimatpfarrei Heilige Brüder Ewaldi in Laer. Dazu und auch zur Primiz in seiner Diakonatsgemeinde St. Remigius am 19. Juni um 11 Uhr sind alle willkommen, die dabei sein möchten. Im Anschluss an beide Primizfeiern gibt es einen Empfang.

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