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Rund ein Jahr nach der Veröffentlichung der MHG-Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche hat deren Autor Harald Dreßing mehr Anstrengungen zur Aufarbeitung angemahnt. Er könne sich etwa die Einrichtung einer Wahrheitskommissionen vorstellen, erklärte er in einem Beitrag in der neuen Ausgabe der „Herder Korrespondenz“.
Insbesondere aus Sicht der Betroffenen und auch aus wissenschaftlicher Sicht wäre dies ein richtiger Schritt in Richtung einer Aufarbeitung des Geschehens, so Dreßing. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte die Einrichtung einer solchen Kommission bei der Vorstellung der Studie im vergangenen September vorgeschlagen.
Wer übernimmt Verantwortung?
Dreßing betonte, die im vergangenen Jahr vorgelegte Studie sei keine Aufarbeitung, sondern eine wissenschaftliche Untersuchung. Eine Wahrheitskommission müsste aus seiner Sicht mit Betroffenen, Wissenschaftlern, Verantwortlichen aus Politik und Zivilgesellschaft sowie Kirchenvertretern besetzt sein. Sie solle die Aufgabe haben, durch uneingeschränkten Aktenzugang neben den Beschuldigten auch die Kleriker, die nicht angemessen mit der Missbrauchsproblematik umgegangenen seien, sowie ihre Netzwerke zu analysieren. Es gehe dabei letztlich um die Übernahme personaler Verantwortung.
Der Mannheimer Psychiater bekräftigte seine im Juli vorgestellte Analyse, nach der die Quote bei den aktuellen Missbrauchsvorwürfen gegen Priester seit 2009 nicht signifikant rückläufig sei. Diese Untersuchung vergleiche die Daten der MHG-Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz mit der allgemeinen Kriminalstatistik. Konkret geht es um Hinweise auf Missbrauch in den Personalakten von Priestern und Diakonen aus den Jahren 2009 bis 2015. Die Bistümer Köln und Rottenburg hatten dieser Darstellung widersprochen.